Das Laecheln Deines Moerders
tun. Den ganzen Abend schon hatte er ihr widersprüchliche Signale gesandt. Manchmal war sie sicher gewesen, dass er an ihr interessiert war – sie schluckte, als sie an die Szene im Restaurant denken musste –, dann wieder hatte er sie glatt abgewiesen. Ja, vielleicht hatte es mit ihr zu tun.
Nun stand er da, die Hände in den Taschen, steif, starr, und blickte hierhin und dorthin, nur nicht zu ihr. Sie wartete, dass er zu ihr zurückkommen, dass er den Schalter wieder umlegen würde, doch das Schweigen dehnte sich aus und wurde schließlich unangenehm. Nach einer Weile räusperte sie sich. »Wollen Sie mir Ihre Jacke geben?«
Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. »Klar, danke.« Er begann, sich aus seinem Tweed-Jackett zu schälen, und sie hätte am liebsten aufgestöhnt, als sie die Muskeln und Sehnen unter dem weißen Hemd zucken, sich dehnen, sich straffen und bewegen sah.
Das Hemd auch noch,
lag ihr auf der Zunge, doch sie konnte sich gerade noch zurückhalten.
Innerlich seufzend hängte sie die Jacke über einen Stuhl und kehrte in die Küche zurück.
Sie hatte gehofft, dass er ihr nachkommen würde, doch stattdessen löste er das Holster und hängte es über die Jacke. Dann wandte er sich der Wand zu, an der ihre Diplome und Urkunden hingen. Er schob die Hände in die Hosentaschen, und sie konnte nicht umhin festzustellen, dass in dieser Hose ein absolut appetitlicher Hintern steckte.
»Die Duke für den Bachelor und die UNC für den Doktor«, bemerkte er. »Und Maryland für den Magister. Warum sind Sie dafür so weit gereist?«
»Wegen meines Dads.« Die Erinnerung ließ sie frösteln. »Mein Vater war krank, und wir wohnten in Maryland.« Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, als der Anruf kam, dass sie heimkommen sollte. Es war der schlimmste Tag ihres Lebens gewesen. Damals noch. »Er hatte einen Schlaganfall, kurz nachdem ich abgereist war, um auf die Duke zu gehen. Ich war entschlossen, nach Hause zu kommen, aber er wollte nichts davon wissen.« Sie blickte über die Schulter. Steven betrachtete noch immer ihre Diplome. »Ich hatte ein Stipendium, und Dad wollte nicht, dass ich mir diese Chance entgehen ließ. Kurz vor meinem Abschluss hatte er einen weiteren Schlaganfall. Einer meiner Professoren zog an ein paar Fäden, und so konnte ich noch in allerletzter Minute in College Park unterkommen.«
»Und wie ging es weiter?«, fragte Steven. Seine Stimme war nun sanfter, er war wieder ganz bei ihr.
»Er ist noch vor Weihnachten im selben Jahr gestorben«, gab sie zurück.
»Das tut mir Leid«, sagte er und wandte sich nach einem kurzen Augenblick wieder der Wand zu.
Früher hatte sie eher den einen oder anderen geschmackvollen Druck an den Wänden vorgezogen, aber als sie kurz nach Adams Tod in diese Wohnung gezogen war, schienen die leeren Wände sie zu verspotten. Sie mit Fotos, Diplomen und Urkunden voll zu hängen hatte die Einsamkeit ein wenig vertrieben. Die Wohnung wirkte nun weniger … tot. Und immer wenn sie sich so allein fühlte, dass sie am liebsten geschrien hätte, konnte sie sich damit ein wenig ablenken. »Danke.«
»Wer ist Charlie?«, fragte Steven. Er musterte ein »Zertifikat«, das Charlie ihr zum Geburtstag gemacht hatte, als Adam gerade erkrankt war und keiner gewusst hatte, wie man Jenna trösten konnte. Die damals gerade acht Jahre alte Charlotte Anne hatte etwas erreicht, wo all die Erwachsenen um sie herum gescheitert waren.
Für die weltbeste Tante,
hatte sie in pinkfarbenen Buchstaben gemalt.
Ich hab dich lieb.
»Meine Nichte. Na ja, eigentlich ist sie Adams Nichte, aber ich stehe seiner Familie immer noch sehr nahe. Sie ist elf. Sie hat mir das gemalt, als Adam krank war.«
»Das heißt, es ist von unschätzbarem Wert«, sagte er, und ihr Herz zog sich zusammen, als sie sich bewusst wurde, dass er es tatsächlich verstand. Er trat einen Schritt näher an die Wand heran und beugte sich erstaunt vor, um ein paar andere Dokumente aus der Nähe zu betrachten. »Sie haben Patente? Wofür?«
»Pharmazeutische Forschungen.« Sie zog einen Topfhandschuh über und holte die Pizza aus dem Ofen. »Aus einem früheren Leben«, fügte sie hinzu. Sie bückte sich und öffnete einen Schrank, in dem selten benutzte Gerätschaften lagerten.
»Ich weiß, dass ich irgendwo ein Pizzarad hatte.« Unter lautem Töpfe- und Pfannengeklapper verschwand sie in den Tiefen des Schrankes, und ihre Stimme klang dumpf. »Die Pizza ist halb Speciale und halb Pepperoni, Steven. Was
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