Das Laecheln Deines Moerders
Gesicht. »Oh – aber hallo«, sagte er, und Steven wurde rot. »Hast du vor, uns einander vorzustellen?«
»Es gibt Zeiten, da wünschte ich mir, dass du kein Priester wärst«, brummelte Steven.
»Steven, Steven, Steven«, sagte Mike vergnügt. »Fünf
Ave-Maria
für das, was du eben gedacht hast.« Er trat vor und hielt Jenna die ausgestreckte Hand hin. »Ich bin Father Mike Leone, ein alter Freund von Steven. Und Sie müssen Jenna sein.«
Sie schüttelte Mikes Hand. »Das ist richtig. Aber, na ja … von Ihnen hat Steven mir nichts erzählt.«
Mike lachte leise. »Ja, das denke ich mir. Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen, Jenna Marshall.« Er hielt ihre Hand fest und lächelte breit.
Jenna runzelte leicht die Stirn. »Ich freu mich auch, Father Leone.«
»Father Mike reicht. Ja, ich kenne Steven schon, seit er noch in kurzen Hosen herumgelaufen ist und Sand gefuttert hat. Oh, was ich für Geschichten erzählen könnte. Wo soll ich anfangen? Suchen Sie sich ein Jahr aus, egal welches.«
Steven knirschte mit den Zähnen.
Das wagst du nicht,
hätte er gerne gesagt.
Und ob er es wagt,
erwiderte seine pragmatischere Seite.
Jenna warf Steven einen beruhigenden Blick zu, dann löste sie diskret ihre Hand aus Mikes. »Nun, ich bin nicht katholisch, aber ich wollte schon immer wissen, wieso alle Priester Mike zu heißen scheinen.«
Rücksichtsvolle, kluge Frau,
dachte Steven dankbar. Offenbar hatte sie sein Unbehagen gespürt.
»Wahrscheinlich weil unsere Mütter von Anfang an wussten, dass wir vom Himmel gesandt sind wie Erzengel Michael.« Mit aufgesetzt frommem Blick schaute Mike zur Decke.
Jenna schnaubte. »Ihre Mütter hatten genug damit zu tun, die Frösche zu entsorgen, die ihre Kleinen aus dem Bach hinter der Grundschule geholt haben.«
Mike sah sie beeindruckt an. »Wow, was Sie sich alles merken.«
»Sie hat einen Doktor«, sagte Steven, als ob das alles erklären würde. »Aber wir müssen jetzt gehen. Ich habe noch viel zu tun.«
Jenna sah ihn finster an. »Sie haben vor allem zu essen«, sagte sie bestimmt, und Steven entging das zufriedene Aufleuchten in Mikes Augen nicht. Musste der klerikale Pfaffe sich überall einmischen? Na gut, dann würde er eben sechs
Ave-Maria
beten.
Mike blickte ernüchtert zur Küchentür. »Ich muss wieder zu den Egglestons. Schön, Sie kennen gelernt zu haben, Jenna. Sorgen Sie dafür, dass er auf sich aufpasst, okay?«
Sie nickte. »Ich gebe mir Mühe, Father.«
Und Steven hatte den Eindruck, dass sie es auch so meinte.
Dienstag, 4. Oktober, 22.45 Uhr
Sie hatte eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben. Der Duft drang in Stevens Nase, sobald er ihre Wohnungstür zum zweiten Mal an diesem Abend zudrückte. Er tätschelte den Kopf des Hundes, den er soeben ausgeführt hatte, welcher es auch immer gewesen war, und betrachtete sehnsuchtsvoll das braune Sofa. Er hätte einen Wochenlohn darauf verwettet, dass er darauf einschlafen würde, sobald er sich niederließ.
Steven war hundemüde. Es war ein verdammt langer Tag gewesen.
Sie hatten das Gebiet hinter der McDonald’s-Filiale abgesperrt und dort einen Streifenwagen postiert. Steven glaubte nicht wirklich daran, dass sie nach fünf Tagen auf einem öffentlichen Gebiet noch etwas finden würden, aber es waren schon seltsamere Dinge geschehen.
Inzwischen war es absolut unwahrscheinlich, dass Samantha Eggleston noch lebte. Er konnte nur hoffen, dass sie wenigstens ihre Leiche finden würden, sodass sie ein paar Spuren hatten, denen sie nachgehen konnten. Sie mussten diesen kranken Bastard finden, bevor er erneut zuschlug.
Auf der Lichtung, auf der sie Lorraine Rush gefunden hatten, hatte der Mörder nichts zurückgelassen – keine Haare, keine Fußabdrücke, keine Spuren. Nichts außer einem verstümmelten Körper und einer frischen Tätowierung, die von den Tieren des Waldes zur Hälfte aufgefressen worden war. Das Bild von Lorraines ausgeweidetem Körper tauchte vor seinem inneren Auge auf, und er wusste, dass er es noch deutlicher sehen würde, wenn er die Augen zumachte. Er fröstelte. Plötzlich war ihm kalt.
Jenna steckte den Kopf aus der Küche. Ihr Lächeln war wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis seiner Gedanken. »Das Essen ist im Ofen. Wollen Sie was trinken?«
Als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte, schwand ihr Lächeln, und sie kam zu ihm ins Wohnzimmer. »Alles in Ordnung, Steven? Sie sehen aus, als hätten Sie einen –« Sie brach verlegen ab.
»Einen Geist gesehen?«,
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