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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Schnee geworden. Seine weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere. Die schlendernde Menge teilte sich vor ihm und schloss sich hinter ihm wieder zu einer lückenlosen Mauer; im Vorbeigehen warfen ein paar Leute neugierige, einige auch argwöhnische Blicke auf Robin.
    Isaac entging das nicht. Er packte Robin am Arm und rüttelte ihn unsanft. „Komm schon, hör auf damit.“
    Es war, als habe er zu einem Baum gesprochen. Robin schien ihn nicht zu hören.
    Agnes spürte ihre Kehle eng werden. Robins ausdrucksloses, bleiches Gesicht sah aus wie tot. Ihr graute davor. „Oh, Isaac, was ist mit ihm?“
    „Ich weiß nicht genau. Aber ich hab ihn schon mal so gesehen … Wir müssen ihn irgendwie von hier wegbringen.“
    Er nahm wieder Robins Arm und zog. Ohne Erfolg. Robin stand wie eine Säule, und Isaacs fruchtlose Bemühungen erweckten nur noch mehr Aufmerksamkeit.
    Agnes ergriff Robins Rechte. Seine Hand war eiskalt. „Robin, hörst du mich?“, flüsterte sie.
    Ihr Bruder hätte gern geantwortet. Aber er konnte nicht. Er war nicht Herr seines Körpers, ebenso wenig war er Herr seines Geistes. Etwas schien in ihn eingedrungen zu sein, kein fremder Willen, eine Art Befindlichkeit. Das inzwischen vertraute, penetrante Summen war in seinen Ohren, das Pochen zwischen seinen Schläfen, und er spürte ein hilfloses, klägliches Entsetzen, das ihn ganz und gar erfüllte, das ihn von der Welt um ihn herum abschnitt.
    „Was ist denn mit deinem Kumpel los, Isaac?“, fragte eine lachende Frau, Mildred, die Frau des Schäfers.
    „Voll“, antwortete Isaac knapp.
    Wie um diese Verleumdung zu bestätigen, schloss Robin die Augen und brach lautlos zusammen.
    Und damit war der Spuk vorbei. Er schlug die Lider wieder auf, blinzelte verwirrt und setzte sich langsam auf. „Was zum Henker …“ Seine Stimme klang erschöpft.
    Agnes wollte sich zu ihm hocken, aber Isaac hielt sie zurück. Er beugte sich vor und streckte die Hand aus. „Steh auf, Robin. Na los, komm schon.“
    Robin ergriff die dargebotene Hand und kam auf die Füße. „Oh, Agnes, deine Einkäufe … Es tut mir leid.“
    „Das ist jetzt egal“, unterbrach Isaac. „Los, verschwinden wir.“
    Agnes sammelte eilig ihre Sachen vom Boden auf, dann nahmen sie Robin in die Mitte und führten ihn aus dem Gedränge heraus zum Ufer des Flusses. Dort setzten sie sich ins Gras.
    Robin sah aufs Wasser, warf ein paar kleine Steine hinein und versuchte den Nachgeschmack des unwirklichen Gefühls abzuschütteln.
    „Robin, was war das?“, fragte Agnes schließlich.
    Er hob kurz die Schultern und sah weiter auf den Fluss. „Ich weiß es nicht.“
    „Ist das schon früher passiert?“
    „Ja.“
    „Bist du krank?“
    „Nein.“
    „Aber …“
    „Agnes, lass uns über was anderes reden, ja? Sei so gut.“
    Sie sah ihn forschend von der Seite an. „Ich versteh dich nicht.“
    „Dann geht’s dir wie mir.“ Er warf seinen letzten Stein mit wütender Heftigkeit.
    Isaac stand auf. „Was denkst du, Agnes, geh’n wir noch ein Stück?“
    Sie zögerte noch einen Moment, dann erhob sie sich ebenfalls. „Einverstanden. Bis später, Robin.“
    Er nickte wortlos, seine rechte Hand tastete nach neuen Steinen.
    Während Isaac und Agnes davonschlenderten, um, wie sich später heraustellte, nach langen Debatten doch noch das blaue Seidenband zu erstehen, blieb Robin, wo er war, das Kinn auf eine Hand gestützt, und wartete auf schlechte Nachrichten.
    Er war nicht überrascht, als er Conrad vielleicht eine Stunde später mit finsterer Miene über den Holzsteg kommen sah. Aber sein Magen verkrampfte sich dennoch. Auf der leicht erhöhten Brücke blieb Conrad stehen, stützte die Hände auf die schmalen Hüften und ließ seinen Blick über die Menschenmenge schweifen. Dann entdeckte er Robin und eilte auf ihn zu.
    Robin stand auf und sah ihm entgegen. „Ist es Argos?“
    Conrads Gesicht zeigte kein Erstaunen. „Du weißt es schon, nicht wahr?“
    Robin schüttelte hoffnungslos den Kopf. „Was ist passiert?“
    „Das kann ich noch nicht sagen. Komm schon, gehen wir.“
    Unterwegs berichtete Conrad, was er wusste. „Mortimer“, begann er und verstummte wieder, als sei damit alles gesagt.
    Robin nickte unglücklich. „Er hat ihn mir abgenommen, bevor ich ihn in den Stall bringen konnte. Er sagte, sein Vater habe es erlaubt.“
    „Wie es scheint, hat er das auch. Verdammt, wie blind ein Mann sein kann, wenn er sein Kind ansieht. Mortimer sagt, er wollte feststellen, was das Pferd

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