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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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kann. Vermutlich heißt das, dass er ihn gnadenlos durch den Wald getrieben hat. Am Weißen Felsen sind sie gestürzt. Mortimer ist unverletzt. Er kam zu Fuß zurück. Und Argos …“ Er brach ab.
    „Conrad“, drängte Robin flehentlich.
    Der stieß hörbar die Luft aus. „Er konnte nicht aufstehen. Ich werde jetzt hinreiten, um … ihn mir anzusehen. Ich wäre schon unterwegs, aber Maria sagte, ich müsse dich mitnehmen.“
    Robin war nicht sicher, ob er ihr dankbar war.
    „Willst du mitkommen, Robin?“
    „Ja.“
    „Du weißt, was ich vermutlich tun muss?“
    Robin nickte. Er traute seiner Stimme nicht.
    Sie ließen die Burg rechter Hand liegen und gingen zum Gestüt. Conrad lief beinah, und Robin hatte fast Mühe, Schritt zu halten. Wortlos sattelten sie zwei der Wallache, die aus alten Tagen noch dem Gestüt angehörten, und die Conrad und Stephen ritten, wenn sie das Training der Zweijährigen überwachten.
    Die Sonne stand schon tief, der warme Frühlingsnachmittag ging zu Ende. Der Wald war voller Schatten. Robin ritt mit gesenktem Kopf und achtete kaum auf den Weg. Er ließ sein Pferd einfach Conrads folgen. Alles erschien ihm unwirklich, die Bäume um ihn herum, das gedämpfte Geräusch der Hufe auf dem raschelnden Laub des Vorjahres, die Vögel über ihm. Es konnte einfach nicht sein, dass er hier tatsächlich entlangritt. Ausgeschlossen.
    Verwirrt sah er auf, als Conrad anhielt. Sie waren am Weißen Felsen angekommen. Mit einem Mal blieben die Bäume zurück, und auf der Lichtung ragte der seltsame Monolith auf, wie der Finger eines Giganten. Dahinter öffnete sich der weite Blick ins Tal. Aber Robin achtete nicht darauf. Er sprang aus dem Sattel.
    Argos lag am Rande der Lichtung unter einem alten Kastanienbaum. Er lag still auf der Seite, wie tot. Aber seine mächtige Brust hob und senkte sich sichtbar.
    Robin war bei ihm, bevor Conrad auch nur abgesessen war. Er kniete sich neben dem großen Pferd ins Gras und nahm seinen Kopf. „Was ist denn nur, mein Alter? Was hast du dir getan?“
    Argos begann, seinen Kopf hin und her zu schwenken. Er wollte Schwung holen, um aufzustehen. Er richtete sich halb auf, aber als seine Hinterhand mit seinem Gewicht belastet wurde, knickte sie gleich wieder ein. Er schnaubte unruhig.
    Robin fuhr ihm mit der rechten Hand über die Nüstern, mit der linken stützte er seinen Kopf. Stumm sah er zu Conrad, der hinter dem Pferd hockte und mit beiden Händen behutsam das linke Hinterbein abtastete. Schließlich ließ er die Hände sinken und nickte. „Es ist gebrochen, Robin.“
    „Ja.“ Er war sicher gewesen, als er Argos sah.
    Conrad kam auf die Füße und trat neben ihn. „Knie dich hinter seinen Hals, streck seinen Kopf und leg ihn in deinen Schoß.“ Conrads Stimme klang leise und sachlich, wie immer, wenn er Anweisungen gab.
    Robin spürte kalten Schweiß überall auf seinem Körper. Reiß dich zusammen, dachte er wütend, lass Argos nicht merken, was vorgeht. Als er die Hände hob, war er nicht sicher, dass er es tun konnte. Aber seine Hände gehorchten. Behutsam nahm er Argos’ Kopf in seinen Schoß. Conrad stellte sich neben ihn und holte endlich den langen, matten Dolch aus der Scheide, die er am Gürtel trug.
    „Mach die Augen zu, Robin.“ Er sprach eigentümlich sanft.
    Robins Augen schlossen sich wie von selbst. So sah er nicht, wie Conrad sich von hinten über den ausgestreckten, langen Pferdehals beugte, ohne zu zögern den Dolch an die Schlagader setzte und sie durchtrennte. Er riss seinen Arm und den Oberkörper eilig zurück und entging so dem dicken Strahl hellroten Blutes, der aus der Wunde schoss.
    Robin spürte, wie Argos sich aufbäumte. Der Todeskampf dauerte lange, denn in einem Pferd ist viel Blut, doch er vollzog sich ohne einen Laut. Argos’ Schreie wurden von dem Blut ertränkt, das natürlich auch nach innen strömte. In seiner Todesangst versuchte er ein letztes Mal, aufzustehen und zu fliehen, dann lief ein Schaudern durch seinen Körper, und es war vorbei.
    Robin öffnete die Augen und ließ seinen Kopf los.
    Der Stamm der Kastanie und das Gras unter Argos waren rot. Überall war Blut. Überall. Der kraftvolle Körper lag wie im Starrkrampf, das Fell schon stumpf, das sichtbare Auge halb offen und trüb.
    Robin stand langsam auf, sah auf seinen toten Gefährten hinab und weinte stumm. Er hatte geglaubt, er hätte die letzten Tränen vergossen, als er die Wahrheit über seinen Vater erfuhr. Sie hatten sich angefühlt wie die

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