Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
Vom Netzwerk:
das
gar nicht witzig gefunden.
    »Für
immer weg«, sagte ich aufschluchzend. »Er hat mich verlassen. Ich bin so
unglücklich.«
    »Ach,
du meine Güte«, sagte Bernadette und ihre Stimme war wie eine Umarmung. »Ach,
du meine Güte! Meine arme, arme Aurélie. Was ist passiert?«
    »Er
... hat ... eine ... andere ...«, schluchzte ich weiter. »Gestern, als ich nach
Hause kam, waren alle seine Sachen weg, und da lag ein Zettel ... ein Zettel
...«
    »Er
hat es dir nicht einmal persönlich gesagt? So ein Arschloch!« Bernadette
fiel mir ins Wort und sog erbost die Luft ein. »Ich habe dir immer gesagt, daß
Claude ein Arschloch ist. Immer und immer! Ein Zettel! Das ist wirklich das
letzte ... nein, das ist das allerletzte!«
    »Bitte,
Bernadette ...«
    »Was?
Verteidigst du diesen Idioten auch noch?«
    Ich
schüttelte stumm den Kopf.
    »Jetzt
hör mal, mein Liebchen«, sagte Bernadette, und ich kniff die Augen zusammen.
Wenn Bernadette ihre Sätze mit »Jetzt hör mal« einleitete, war das meistens der
Auftakt zu grundsätzlichen Meinungsbekundungen, die oft stimmten, die man aber
nicht immer ertragen konnte. »Vergiß diesen Blödmann, so schnell es geht!
Natürlich ist es jetzt schlimm ...«
    »Sehr
schlimm«, schluchzte ich.
    »Also
gut, sehr schlimm. Aber dieser Mann war wirklich unsäglich, und im
tiefsten Inneren weißt du das auch. Jetzt versuche dich zu beruhigen. Alles
wird gut, und ich verspreche dir in die Hand, daß du bald schon einen ganz
netten Mann kennenlernen wirst, einen wirklich netten Mann, der so eine
wunderbare Frau wie dich zu schätzen weiß.«
    »Ach,
Bernadette«, seufzte ich. Bernadette hatte gut reden. Sie war mit einem wirklich
netten Mann verheiratet, der mit unglaublicher Langmut ihren
Wahrheitsfanatismus ertrug.
    »Hör
mal«, sagte sie jetzt wieder. »Du nimmst dir sofort ein Taxi und fährst nach
Hause, und wenn ich hier alles klar habe, komme ich zu dir. Alles halb so wild,
ich bitte dich! Kein Grund für ein Drama.«
    Ich
schluckte. Natürlich war das nett von Bernadette, daß sie zu mir kommen und
mich trösten wollte. Doch ich hatte das ungute Gefühl, daß ihr Verständnis von
Trost ein anderes war als meines. Ich wußte nicht, ob ich Lust darauf hatte,
mir den ganzen Abend über erklären zu lassen, wieso Claude der beknackteste Typ
aller Zeiten war. Immerhin war ich bis gestern noch mit ihm zusammen gewesen,
und ein bißchen mehr Mitgefühl hätte ich auch ganz schön gefunden.
    Und
dann schoß die gute Bernadette über das Ziel hinaus.
    »Ich
sag dir mal was, Aurélie«, sagte sie in ihrer Lehrerinnenstimme, die keinen
Widerspruch duldete. »Ich bin froh, ja, ich bin sogar sehr froh, daß Claude
dich verlassen hat. Ein echter Glücksfall, wenn du mich fragst! Du hättest den
Absprung nämlich nicht geschafft. Ich weiß, du hörst das jetzt nicht gern, aber
ich sag's trotzdem: Daß dieser Blödmann endlich aus deinem Leben verschwunden
ist, ist für mich ein Grund zum Feiern.«
    »Wie
schön für dich«, entgegnete ich schärfer, als ich es eigentlich wollte, und ich
spürte, wie die unterschwellige Erkenntnis, daß meine Freundin nicht ganz
unrecht hatte, mich mit einemmal unglaublich wütend machte.
    »Weißt
du was, Bernadette? Feiere du doch schon mal ein bißchen vor, und falls du es
in deiner großen Euphorie überhaupt ertragen kannst, dann laß mich einfach noch
ein paar Tage traurig sein, ja? Laß mich einfach nur in Ruhe!«
    Ich
legte auf, holte tief Luft und schaltete mein Handy dann ganz aus.
    Na,
toll, jetzt hatte ich auch noch Krach mit Bernadette. Vor der Markise strömte
der Regen auf das Pflaster, und ich drückte mich fröstelnd in eine Ecke und
überlegte, ob es eigentlich nicht besser wäre, nach Hause zu fahren. Doch die
Vorstellung, in eine leere Wohnung zurückzukehren, machte mir angst. Ich hatte
ja nicht einmal eine kleine Katze, die mich erwartete und sich schnurrend an
mich schmiegte, wenn ich meine Finger durch ihr Fell gleiten ließ. »Schau mal,
Claude, sind die nicht bezaubernd?« hatte ich gerufen, als Madame Clément, die
Nachbarin, uns damals die Tigerkatzenbabys zeigte, die mit kleinen tapsigen
Bewegungen in ihrem Körbchen übereinanderstolperten.
    Aber
Claude hatte eine Katzenhaarallergie und mochte auch sonst keine Tiere.
    »Ich
mag keine Tiere. Nur Fische«, hatte er gesagt, als wir uns erst ein paar Wochen
kannten. Und eigentlich hätte ich es da schon wissen müssen. Die Chance mit
einem Menschen glücklich zu werden, der nur Fische

Weitere Kostenlose Bücher