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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Ich
habe sein Interview im Figaro gelesen. Aber du bist Robert
Miller, alles klar!« Meine Stimme überschlug sich. »Weißt du, was du bist,
André Chabanais? Du bist einfach nur lächerlich! Du kannst diesem Miller
nicht das Wasser reichen - das ist die Wahrheit. Und jetzt geh einfach, geh!
Ich will nichts mehr hören, du machst alles nur noch schlimmer!«
    »Aber versteh
doch - Robert Miller ist nicht Robert Miller!« rief er aus. »Das war ...
das war ... ein Zahnarzt!«
    »Raus!« schrie
ich und hielt mir die Ohren zu. »Verschwinde aus meinem Leben, André Chabanais,
ich hasse dich!«
     
    Als André ohne ein weiteres Wort
und mit hochrotem Gesicht die Wohnung verlassen hatte, brach ich schluchzend
auf dem Bett zusammen. Vor einer Stunde noch war ich der glücklichste Mensch
von Paris gewesen, vor einer Stunde noch hatte ich gedacht, ich stünde am
Anfang von etwas ganz Wunderbarem - und nun hatte alles eine katastrophale
Wendung genommen.
    Ich sah die
beiden noch vollen Kaffeetassen auf meinem Nachttisch und brach erneut in
Tränen aus. War es denn mein Schicksal, betrogen zu werden? Mußte mein Glück
immer in einer Lüge enden?
    Ich starrte
hinaus in den Hof. Mein Bedarf an Männern, die mich belogen, war jedenfalls gedeckt.
Ich seufzte tief. Ein langes ödes Leben tat sich vor mir auf. Wenn das so weiterging,
würde ich als verbitterte Alte enden, die auf Friedhöfen herumspazierte und auf
Gräbern Blumen pflanzte. Nur daß ich nicht so vergnügt wäre wie Mrs. Dinsmore.
    Plötzlich sah
ich uns alle wieder in der Coupole sitzen, an Mrs. Dinsmores Geburtstag,
und hörte sie vergnügt ausrufen: »Kindchen, der ist genau der Richtige!«
    Ich ließ mich
kopfüber ins Kissen fallen und schluchzte weiter. Ein unglücklicher Gedanke gebiert
den nächsten, und ich mußte daran denken, daß bald Weihnachten war. Es würde
das traurigste Weihnachten meines Lebens werden. Der Zeigefinger der kleinen
Uhr auf meinem Nachttisch rückte vor, und mein Herz fühlte sich mit einemmal
ganz alt an.
    Irgendwann
stand ich auf und brachte die Tassen in die Küche. Ich streifte die Zettel an
der Gedankenwand, und ein Gedanke segelte zu Boden.
    »Kummer ist
ein Land, wo es regnet und regnet und doch nichts wächst«, stand auf dem
Zettel. Das war unbestreitbar richtig. All meine Tränen würden die Dinge nicht
ungeschehen machen. Ich nahm das Stück Papier und heftete es behutsam wieder an
die Wand.
    Und dann rief
ich Jacquie an, um ihm zu sagen, daß ein Attentat auf mein Herz verübt worden
war und daß ich in den Weihnachtsferien mit ans Meer fahren würde.

16
    Als es zaghaft an der Tür klopfte
und Mademoiselle Mirabeau hereinkam, saß ich wie fast immer in den letzten
Tagen über meinen Schreibtisch gebeugt und hatte meinen Kopf schwer in die
Hände gestützt.
    Seit meinem
unrühmlichen Abgang bei Aurélie Bredin war ich wie vor den Kopf geschlagen. Ich
war nach Hause getaumelt, ich hatte mich vor den Badezimmerspiegel gestellt und
mich selbst beschimpft als riesengroßen Idioten, der alles verdorben hatte. Ich
hatte abends viel zu viel getrunken und nachts kaum geschlafen. Ich hatte
wiederholt versucht, bei Aurélie anzurufen, aber bei ihr zu Hause lief
permanent der Anrufbeantworter und im Restaurant ging immer eine andere Dame
ans Telefon, die mir stereotyp mitteilte, Mademoiselle Bredin wünsche mich
nicht zu sprechen.
    Einmal nahm
ein Mann ab (ich glaube, daß es dieser rüpelhafte Koch war), und er brüllte in
den Hörer, wenn ich nicht aufhören würde, Mademoiselle Aurélie zu belästigen,
würde er im Verlag vorbeikommen und mir mit großem Vergnügen persönlich eins in
die Fresse hauen.
    Dreimal hatte
ich Aurélie eine Mail geschickt, dann bekam ich eine knappe Antwort, in der sie
sagte, ich könne mir die Mühe sparen, weitere Mails zu schreiben, da sie jede
meiner Mails ungelesen löschen würde.
    Ich war in
diesen letzten Tagen vor Weihnachten so verzweifelt, wie ein Mann es nur sein
kann. Wie es aussah, hatte ich Aurélie unwideruflich verloren, nicht einmal ihr
Photo war mir geblieben, und der letzte Blick den sie mir zugeworfen hatte, war
so voller Verachtung gewesen, daß es mir kalt über den Rücken lief, wenn ich
nur daran dachte.
    »Monsieur
Chabanais?«
    Ich hob müde
den Kopf und schaute in Mademoiselle Mirabeaus Richtung.
    »Ich hole mir
jetzt ein Sandwich - soll ich Ihnen etwas mitbringen?« fragte sie.
    »Nein, ich
habe keinen Hunger«, sagte ich.
    Florence
Mirabeau trat vorsichtig näher.

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