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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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gefährlich
leise. »Du willst wissen, was los ist?«
    Ich ging zu
der Stelle, an der ich das Photo hatte fallen lassen, und fischte es mit einer
einzigen Bewegung auf. Ich hielt ihm das Photo hin.
    »Das ist
los!«schrie ich und stürzte an meinen Nachttisch. »Und das ist los!« Ich
griff nach dem gefälschten Brief und warf ihn André vor die Füße.
    Ich sah, wie
sich sein Gesicht rot verfärbte.
    »Aurélie ...
bitte ... Aurélie«, stammelte er.
    »Was?!« schrie
ich. »Willst du mir jetzt noch eine Lüge auftischen? Oder reicht es?«
Ich nahm das Buch von Robert Miller und hätte es ihm am liebsten um die Ohren
gehauen. »Das einzige, was an dieser ganzen verlogenen Geschichte stimmt, ist
dieses Buch. Und du, André, Cheflektor der Editions Opale, du bist das letzte
für mich. Du bist noch schlimmer als Claude. Der hatte ja wenigstens einen
Grund, mich zu belügen, aber du ... du ... du hast dir einen Spaß daraus
gemacht ...«
    »Nein,
Aurélie, es war ganz anders ... bitte ...«, rief er verzweifelt.
    »Ja«, sagte
ich. »Das war es in der Tat. Du hast meinen Brief geöffnet, anstatt ihn
weiterzuleiten. Du hast mir einen gefälschten Brief zukommen lassen, und dann
hast du dich wahrscheinlich totgelacht, in der Coupole, als ich dir
nichts von dem Brief erzählen wollte. Alles sehr schlau eingefädelt,
Kompliment!« Ich machte einen Schritt auf ihn zu und blickte ihn voller
Verachtung an. »In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen Menschen
kennengelernt, der sich so scheinheilig am Unglück anderer weidet.« Ich sah,
wie er zusammenzuckte. »Nur eines mußt du mir noch erklären - es interessiert
mich nämlich wirklich, wie du das eingefädelt hast. Wer hat gestern abend im Restaurant
angerufen? Wer?«
    »Das war
wirklich Adam Goldberg. Er ist ein Freund von mir«, sagte er zerknirscht.
    »Ach, er ist
ein Freund? Na, das ist ja großartig! Wie-viele Freunde dieser Sorte gibt's
denn noch, na? Wieviele lachen denn jetzt schon über die dumme naive Kleine, hein, willst du es mir nicht verraten?« Ich geriet immer mehr in Rage.
    André hob
abwehrend die Hände und ließ sie dann schnell wieder sinken, als sein Handtuch
rutschte. »Keiner lacht über dich, Aurélie. Bitte denke nicht schlecht über
mich ... ja, ich weiß, ich habe dich angelogen, ich habe dich
furchtbar angelogen, aber ... es ging gar nicht anders, das mußt du
mir glauben! Ich ... ich war in einer schrecklichen Zwickmühle. Bitte! Ich kann
es dir erklären ...«
    Ich schnitt
ihm das Wort ab. »Weißt du was, André Chabanais? Ich verzichte auf deine Erklärungen.
Du wolltest von Anfang nicht, daß ich mit Robert Miller zusammenkomme, du hast
dich immer dazwischengestellt und schwierig gemacht, aber dann ... dann ist dir
was viel Besseres eingefallen, nicht wahr?« Ich schüttelte den Kopf. »Wie kann
man sich etwas so Perfides ausdenken?«
    »Aurélie, ich
habe mich in dich verliebt - und das ist die Wahrheit«, sagte er.
    »Nein«,
entgegnete ich. »So behandelt man keine Frau, die man liebt.« Ich nahm seine
Sachen vom Stuhl und warf sie ihm ins Gesicht. »Hier«, sagte ich. »Zieh dich
einfach an und geh!«
    Er hob die
Kleidungsstücke auf und sah mich unglücklich an. »Bitte gib mir eine Chance,
Aurélie.« Vorsichtig machte er einen Schritt auf mich zu und versuchte den Arm
um mich zu legen. Ich drehte mich weg und verschränkte die Arme.
    »Gestern ...
das ... war das Schönste, was ich jemals erlebt habe ...«, sagte er mit
einschmeichelnder Stimme.
    Ich spürte,
wie mir Tränen in die Augen stiegen. »C'est fini!« stieß ich zornig
hervor. »Es ist aus! Es ist aus, bevor es noch richtig angefangen hat. Und das
ist gut so. Ich lebe nämlich nicht gern mit einem Lügner!«
    »Ich habe
nicht wirklich gelogen«, sagte er da.
    »Wie kann man
nicht wirklich lügen? Das ist ja lächerlich!« erwiderte ich aufgebracht.
Offenbar hatte er sich jetzt eine neue Taktik überlegt.
    André stellte
sich in seinem grauen Frotteebadehandtuch vor mich hin.
    »Ich bin
Robert Miller«, sagte er verzweifelt.
    Ich lachte
auf, und selbst in meinen Ohren klang meine Stimme schrill. Dann musterte ich
ihn von oben bis unten, bevor ich sagte:
    »Für wie blöd
hältst du mich eigentlich? Du bist Robert Miller? Ich habe ja schon viel
gehört, aber diese freche Lüge ist wirklich die Krönung. Das wird ja immer
absurder.« Ich stemmte meine Hände in die Hüften. »Pech für dich, aber ich habe
Robert Miller gesehen, den echten Robert Miller, auf der Lesung!

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