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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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zweiter Schwarm unsichtbaren Glimmens.
    Nun reagierte man in Iden. Pfeile prasselten auf die Feuer der Belagerer nieder. Der Mann am Fuße von Lothiels Hügel … Sie hörte seinen Schmerzensschrei. Doch sie konzentrierte sich auf die Männer auf den Wehrgängen, die im Schein der Flammen sichtbar wurden. Sie wählte einen der Schützen. Längst fühlte sie sich eins mit Leithian, kannte die Flugbahn seiner Pfeile, wusste, dass sie auch auf diese Entfernung nicht zu hoch ansetzen durfte. Fast waagerecht verließ der Pfeil die Sehne, überbrückte in kaum mehr als einem Augenblick und nur in einem leichten Bogen die Entfernung bis zu seinem Ziel und traf mit einer solchen Wucht in die Brust des Schützen, dass es ihn rücklings von der Palisade schleuderte.
    Nach nur drei weiteren Schüssen bemerkte Lothiel, dass die Männer auf der Befestigung die Stelle mieden, an der ihre Pfeile sich die ersten Opfer gesucht hatten. Sie lächelte und wählte eine neue. Sie traf mit spielerischer Gelassenheit.
    Ihre Gegner versuchten, ins Dunkel auszuweichen, doch inzwischen brannten die Palisaden lichterloh. Dazu hoben sich ihre Körper gegen die brennenden Dächer der Häuser ab. Weitere Brandsalven hatten Iden hell erleuchtet und nun senkten sich die Pfeile der Belagerer in schwarzen Wolken über die Stadt.
    Lothiel suchte sich weiter Opfer für Opfer. Es war, als trüge sie ihren eigenen Kampf aus. Jetzt konnte sie sogar die Masken der Männer auf dem Tor gang erkennen. Leithian wütete unter ihnen und die ersten gaben ihre Position auf.
    Auf der Bhalstraße näherten sich Söldner mit einem Baumstamm dem Tor. Ihnen folgte eine Reihe Schützen, die versuchten, die Verluste unter den Trägern so gering wie möglich zu halten.
    Immer mehr der feindlichen Krieger verließen ihre Posten. Lothiel orientierte sich weiter nach links vom Tor. Sie fand einen Mann, der versuchte, sich hinter den brennenden Balken der Palisade wegzuducken. Sie zielte.
    »Ein Ausfall!«, schrie Selldur und schlug ihr auf die Schulter.
    Der Pfeil löste sich und schlug etwa einen halben Schritt neben dem Mann in die Holzplanken. Lothiel schaute ärgerlich in die Richtung, in die Selldur deutete. Tatsächlich: Aus dem Tor strömten die feindlichen Krieger. Viele waren es. Naurhir hatte wohl dem kleinen Handelsort eine wichtige strategische Bedeutung zugemessen. Mit Geschrei stürzten sie sich auf die Söldner, die den Baumstamm fal len ließen und zu ihren Schwertern griffen. Auch die Schützen auf der Straße mussten sich jetzt auf den Nahkampf einlassen. Doch die Gegner waren weit in der Überzahl. Sie ließen sich kaum aufhalten und stürmten in Richtung der Schützenfeuer.
    Lothiel verschoss einen Pfeil nach dem anderen. Ein Teil der Fremdländer hatte sich das Feuer am Fuß ihres Hügels als Ziel auserkoren. Es ertönte ein Signal und die Reiter der Fürstenheere preschten auf die feindlichen Krieger zu. Rochon und Magor mussten unter den vielen Hundert sein. Aus dem Ausfall wurde eine heillose Flucht. Etwa zehn der Maskierten schafften es, zwischen den Pferdeleibern hindurchzuschlüpfen, und liefen weiter auf den Hügel zu.
    Selldur zerrte an Lothiels Arm. »Wir müssen verschwinden! Schnell!«
    »Lass mich!«, brüllte sie ihn an, riss sich los, legte einen Pfeil auf die Sehne und zielte. Die Männer waren noch fünfzig Schritt entfernt. Lothiel zielte erneut.
    Fünf Männer erreichten den Fuß des Hügels. Selldur holte endlich seine Schleuder hervor. Lothiel zielte ein letztes Mal und sprengte die Maske des vordersten Angreifers entzwei, dann zog sie das Schwert aus der Scheide.
    Der Mann, der sich auf sie stürzte, war viel größer und schwerer als sie. Die Wucht des Angriffs warf sie gegen den Baumstamm zurück. Im letzen Moment konnte sie dem tödlichen Schwerthieb ausweichen und kam wieder auf die Beine. Dem Fremdländer schien erst jetzt klar zu werden, mit welchem Gegner er es zu tun hatte. Er riss sich den Maskenhelm vom Kopf. Von seiner Stirn lief der Schweiß in Strömen. Er schnaufte von dem anstrengenden Lauf. Aber in seinem Gesicht machte sich ein überlegenes Grinsen breit.
    »Ein Mädchen, ein kleines«, brummte er mit einem tiefen Bass. »Du hast geschossen viele meiner Kameraden. Jetzt ist Schluss damit!«
    Wieder stürzte er sich auf sie, doch Lothiel konnte ihm ausweichen.
    »Leg weg das Schwert, bevor du verletzt dich«, sagte er.
    Lothiel schwieg. Als der Mann ein drittes Mal auf sie losging, vollführte sie eine Drehung, wie

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