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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Magor sie ihr gezeigt hatte, und schlug ihm von hinten mit aller Kraft die Klinge in die Seite. Er drehte sich um, schaute sie ungläubig an, wankte – und Lothiel stieß zu.
     
    Selldur hatte zwei der Gegner mit der Schleuder niedergestreckt, aber der verbliebene hockte auf ihm und versuchte, ihm seinen Dolch in die Kehle zu rammen. Selldur wehrte sich, so gut er konnte, doch es wurde höchste Zeit, dass Lothiel eingriff. Sie drückte dem Maskenmann die Spitze ihrer Klinge in den Rücken. Er ließ den Dolch fallen, gab Selldur frei und flehte auf Knien um Gnade. Lothiel ramm te ihm das Schwert in den Hals.
     

HEERE
     
    Mit dem Sonnenaufgang zogen die Heere der Fürsten in Iden ein. Noch waren nicht alle Brände gelöscht, doch die Bewohner empfingen ihre Befreier mit lauten Jubelrufen. Dreimal waren die Kriegsscharen des Feindes durch diesen Ort gezogen und hatten Angst und Schrecken verbreitet. Nun gab es wieder Hoffnung. Und so sollte den ganzen Tag gefeiert werden, bevor das Fürstenheer am nächsten Morgen nach Arminas aufbrechen würde.
    »Ist das nicht verrückt?«, fragte Selldur.
    Es war das erste Mal, dass er wieder zu Lothiel sprach, seit er durch ihre Hilfe dem sicheren Tod durch den Maskenmann entgangen war. Nachdem sie das Schwert aus seinem Peiniger gezogen hatte, war sie von Selldur mit einem langen, merkwürdigen Blick bedacht worden. Sie glaubte, eine Mischung aus Erschrecken und Abscheu in seinen Augen erkannt zu haben. Mit einem verbitterten »Danke« hatte er sich von ihr abgewandt.
    »Da stehen sie und bejubeln die Männer, die gerade ihre ohnehin schon geschundene Stadt abgefackelt haben.«
    Lothiel wollte etwas entgegnen, doch sie hielt sich zurück. Sie fürchtete, sie habe nun auch die Freundschaft Selldurs verloren.
     
    Der Ort bot einen trostlosen Anblick. Vor allem in der Nähe der zerstörten Befestigungen waren viele der Häuser niedergebrannt und erinnerten Lothiel an das Schicksal ihrer Eltern.
    Die meisten Menschen waren bei dem Fest vor der Stadt. Und selbst viele derer, die sie auf ihrem Weg traf, zeigten ihre Freude über den Sieg.
    Einige aber versuchten noch immer, die Schwelbrände an ihren Häusern zu löschen. Hier und da sah sie einen, der vor seinem zerstörten Eigentum stand und weinte, und manchmal kamen ihr Männer, Frauen oder Kinder entgegen, die unter den Leichen nach Angehörigen suchten, oder sie begegnete denen, die ihre bereits gefunden hatten. Denn auch in dieser letzten Nacht der Besatzung waren Bewohner Idens ums Leben gekommen. Nach den vielen Tagen des Leids hatte selbst die Befreiung noch schlimme Spuren hinterlassen.
    Lothiel suchte an den Palisaden nach den Pfeilen Leithians, denn sie wollte für den Kampf um die Königsstadt möglichst keinen von ihnen zurücklassen. Selbst überrascht über den Erfolg ihrer Suche hatte sie bereits die meisten wieder beisammen. Alle hatten ihren Einsatz gut überstanden und manch einen fand sie unversehrt im verkohlten Körper seines Opfers.
    Sie hörte einen unterdrückten Schrei, kümmerte sich nicht darum. Doch dann hörte sie einen weiteren und ein Röcheln. Die Stimme klang nach einem Mädchen und schien aus einer Scheune zu kommen, die von den Bränden verschont geblieben war. Vielleicht versteckte sich hier noch einer der Fremdländer und bedrohte eine junge Idenerin.
    Lothiel legte einen Pfeil auf die Sehne und schlich sich vorsichtig an die Scheune heran. Die Tür war nur angelehnt. Sie spähte hindurch und sah in der hinteren Ecke des großen, fast leeren Raums einen Mann, der auf der Lade fläche eines Fuhrwerks saß und versuchte, ein junges Mäd chen, das etwa in ihrem Alter war, niederzuzwingen. Er dreh te Lothiel den Rücken zu, doch selbst im Halbdunkel der Scheune erkannte sie, dass der Kerl kein Fremdländer war. Er war gekleidet wie ein Söldner und gehörte wahrscheinlich zum Heer eines der Fürsten. Sie ließ den Bogen sinken.
    »Hei«, rief Lothiel.
    Der Mann schreckte auf und drehte sich um, ohne das Mädchen loszulassen. »Was willst du?«, brüllte er zurück.
    »Lasst sie laufen!«
    Der Söldner lachte. »Warum? So ein kleines Vergnügen nach der Schlacht ist mir die Göre doch wohl schuldig. Schließlich haben wir sie befreit.«
    »Als Söldner ist es Eure Pflicht, in den Kampf zu ziehen. Sie ist Euch nichts schuldig!«
    »Verschwinde! Sonst bekomme ich vielleicht Lust, dich gleich als Nächste dranzunehmen.« Wieder lachte der Mann. Dann beachtete er Lothiel nicht weiter und wandte sich

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