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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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erneut dem Mädchen zu.
    Der Pfeil durchschlug nur wenige Zentimeter vor dem Gesicht des Söldners das Holz der niedrigen Seitenwand des Wagens. Schon legte Lothiel einen zweiten auf die Sehne Leithians. Der Mann sprang auf, griff sich Kleider und Schwert und floh zur anderen Seite aus der Scheune hinaus. Das Mädchen zerrte am Saum ihres Kleides und rannte schluchzend an Lothiel vorbei ins Freie.
    Am Mittag saß Lothiel mit ihren Gefährten an einem der Feuer, die man vor der Stadt entzündet hatte und über denen Ochsen und Schweine brieten, als stünde ein Winter des Überflusses bevor. Sie schaute sich um. Die meisten der Männer waren Söldner. Die Ritter saßen meist für sich, nur an einigen der Feuer hatten sich die Freiherren zu den Söldnern gesellt. Nur selten zeigte sich einer der Grafen oder Fürsten.
    Unter all diese Kriegsmänner hatten sich die Bewohner Idens gemischt und um das größte der Feuer wurde zur Musik einer Gruppe Spielmänner getanzt. Viele der Söldner und auch einige der Freiherren tanzten mit den Frauen und Mädchen der Stadt. Lothiel sah manche, die Hand in Hand aus dem Schein der Feuer in Richtung Wald oder Stadt verschwanden, und sie fragte sich, ob jedes der Mädchen sich am Ende freiwillig auf das sogenannte Vergnügen einlassen würde.
    Sie entschied sich schließlich, Magor von ihrem Erlebnis in der Scheune zu berichten.
    »Du hast recht gehandelt«, antwortete er. »Doch wirst du es nicht immer verhindern können. Der Krieg bringt das mit sich. Der Krieger erwartet oft mehr Belohnung, als ihm zusteht.«
    Was war das für eine Welt, in der man selbst vor seinen Befreiern nicht sicher war?
    Lothiel seufzte. »Wollt Ihr mich heute noch im Schwertkampf schulen?«
    »Dein Geschick und dein Mut werden nur noch von deinem Ehrgeiz übertroffen. Wir können sofort beginnen.«
     
    Lothiel übte mit Magor abseits der Festlichkeiten und sie wurde des Unterrichts nicht müde. Schließlich befand Ma gor, es würde bald zu dunkel und sie sollten sich noch etwas zu essen von den Feuern sichern.
    Jetzt erst bemerkte Lothiel Rochon. Er stand unter einem Baum und musste ihr bereits eine Weile zugeschaut haben. Er trat zu ihr und bat Magor, sie allein zu lassen.
     
    »Bald schon wird deine Kunst mit dem Schwert der mit dem Bogen kaum noch nachstehen. Und ich hörte, dass du auch in dieser Schlacht deinem Vater als Schützin alle Ehre gemacht hast.«
    »So, Ihr hörtet davon.«
    »Man erzählt sich an den Feuern von der geheimnisvollen Kriegerin, die von einem Hügel aus jeden Pfeil sicher in jedes Ziel in beliebiger Entfernung lenken kann. Dutzenden Feinden sei allein von diesem Hügel der Tod geschickt worden. Und Selldurs Berichte scheinen dies nur zu bestätigen.«
    »Selldur spricht darüber?« Lothiel konnte die Überraschung in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    »Zu jedem, der davon hören will. Und das sind nicht wenige. Selbst die, denen es weniger Freude macht, verschont er nicht. Und der Stolz, den er dabei empfindet, ist nicht zu überhören.«
    »Wie soll ich das glauben? Ich weiß, ihm gefällt nicht, was ich tue. Er macht sich nichts aus solchen Dingen.«
    »Nein, es ist mehr. Er verabscheut sie. Auf ganz natürliche Weise. Bewundernswert in diesen Tagen, in denen gerade das Töten bewundernswert erscheint. Selbst er kann sich dem nicht ganz verwehren, denn auch er bewundert dich dafür. Oder er glaubt es. Denn eigentlich ist es deine Person, die ihn so verwirrt.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Ich bin mir sicher, sein Herz schlägt für dich. Doch ich fürchte, es findet kein Gehör.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?« Lothiel war selbst nicht sicher, auf welchen Teil von Rochons Aussage sich ihre Frage bezog. Sollte es wirklich wahr sein, dass Selldur sich so zu ihr hingezogen fühlte? Hatte sie es nicht längst bemerkt und wollte es nur nicht zulassen?
    »Ich fürchte, du sehnst dich nach einem anderen.«
    »Wer sollte das sein?«, fragte Lothiel patzig.
    »Einer, der seinerseits die Liebe der Tochter seines Grafen erstrebt, ohne die Hoffnung, sie jemals zu erlangen.«
    »Ostwen liebt Euch nicht?«
    »Sie kennt mich kaum.«
    »Aber sie wusste Euren Namen.«
    »Sie ließ mich einst zu sich rufen, denn ich sollte für sie eine Botschaft überbringen. So erfuhr sie meinen Namen. Sie bat mich, über die Botschaft selbst und den, dem ich sie bringen musste, Stillschweigen zu bewahren. Vor allem sollte ihr Vater nichts davon erfahren. Ich habe mich daran gehalten, auch bei allen

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