Das Lächeln der Kriegerin
nicht!«
Naurhir gab einen Befehl an seine Leibgarde. Die Reihen vor ihm öffneten sich. Geschützt durch seine Reiter stürmte der Feuermeister auf die Barrikade zu. Lothiel sah, wie er seinen Körper straffte und seine Kräfte sammelte. Sie schrie auf, als sich ein weiterer Feuerstoß von seinen Händen löste und einen Fluchtweg tief in die Reihen des Fürstenheers brannte. Dann donnerte er mit seinen Reitern an ihr vorüber und niemand konnte ihn aufhalten.
Istyar drehte sich zu ihr um, griff sie am Arm und sprang mit ihr vom Wagen. »Du weißt, was du zu tun hast.« Er sah ihr eindringlich in die Augen. »Lass sie nicht im Stich!«
Lothiel nickte. Sie rannte zu der Stelle, an der Selldur sie gefunden hatte. Er saß noch immer dort, das Gesicht in den Händen vergraben. Neben sich die Köcher Lothiels, gefüllt mit den aufgesammelten Pfeilen. Er weinte.
Sie lief zu ihm und noch bevor er den Kopf heben konn te, schloss sie ihn in die Arme.
»Lothiel?«, fragte er verwundert. »Du lebst!« Er sprang auf und hätte sie beinah umgerissen. »Du lebst!«, rief er noch einmal und tanzte um sie herum. Dann hielt er inne und schaute sie fragend an. »Hast du Ihn besiegt?«
»Nein. Das stand nicht in meiner Macht. Er ist geflohen, denn die Königin zieht heran.«
»Dann wird die Königin die Eindringlinge vertreiben?«
»Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.«
Selldur stöhnte auf. »Und du hast noch nicht genug.«
»Doch, Selldur. Ich habe genug.«
»Dann lass uns hier bleiben und abwarten. Oder besser noch: Lass uns verschwinden.«
»Das kann ich nicht. Du vergisst Rochon und Magor. Und all die anderen. Ich kann sie nicht im Stich lassen.«
Selldur ließ die Schultern hängen.
Lothiel schaute ihn eindringlich an und er senkte den Blick.
»Du hast ja recht. Wie schäbig von mir.« Er seufzte, hob dann aber den Kopf und sagte: »Wir müssen ihnen zur Sei te stehen!«
Sie suchten nach dem Ritter und dem Boten und fanden sie weit vorn in die Kämpfe verwickelt. Sie drängten sich zu ihnen durch. Beide wirkten erleichtert, als sie ihre Gefährten erkannten.
»Wie ist die Lage?«, fragte Selldur und schwang sein Schwert.
»Wir können sie nicht aufhalten«, antwortete Rochon. »Wer uns heute entkommt, steht uns morgen wieder gegenüber.«
Lothiel versuchte, einen Überblick zu bekommen, was ihr inmitten der Kämpfe nicht leicht fiel. Sie wehrte den Angriff eines großen Fremdländers ab, dem Selldur darauf sein Schwert zwischen die Rippen stieß.
»Komm!«, sagte sie zu ihrem Gefährten und zog ihn mit sich. »Mit dem Bogen kann ich unsere Freunde besser unterstützen.«
Sie zogen sich hinter die Schwertkämpfer zu den anderen Schützen zurück. Lothiel legte den Bogen an und konzentrierte sich auf die Stelle, an der Rochon und Magor kämpften. Selldur stellte sich breitbeinig neben ihr auf, das Schwert drohend erhoben.
Rochon behielt recht. Immer weiter wurden die Verteidiger zurückgedrängt, bis sie schließlich den Fluchtweg freigeben mussten. Das königliche Heer im Rücken brachen die Fremdländer nach vorn durch und ein großer Teil konnte sich so den Weg nach Osten bahnen, bevor es gelang, den Kreis wieder zu schließen.
Die Königin und ihre Reiter kämpften jetzt ganz nah. Istyar war bei ihr. Plötzlich hob die Königin die Hand und ein Signal ertönte. Araniels Stimme klang traurig, als sie sprach, und Lothiel war sich fast sicher, Tränen in ihren Augen zu erkennen.
»Euer Führer ist fort. Vielen eurer Kameraden ist die Flucht gelungen. Doch unsere Reihen haben sich erneut geschlossen und werden sich nicht wieder öffnen. Gebt den Kampf auf und euer Leben soll geschont werden!«
Als sei es die Antwort auf ihre Worte, erklang ein Horn im Osten. Rüstete sich der Feind zu einem neuen Angriff?
Dann aber hörte Lothiel die Rufe aus den eigenen Reihen und sie erinnerte sich der Fußtruppen, die ihnen aus Iden gefolgt waren. Sie mussten hart marschiert sein.
KÄMPFE
Sie war wieder zu Hause. Vor ihr lag der Hof ihrer Eltern. Hatte sie nur einen bösen Traum durchlebt? Sie rief nach Adar. Keine Antwort. Auch Naneth zeigte sich nicht. Lothiel lief auf das niedrige Gebäude zu. Es war nicht das Haus ihrer Eltern, ihm nur sehr ähnlich. Als sie sich umsah, bemerkte sie, wie sehr sie sich getäuscht hatte. Der Wald hinter dem Hof war lichter, als sie ihn kannte. Manche der Bäume und Sträucher waren ihr unbekannt. Sie sah Birken und Ulmen, aber vor allem die vielen Kiefern fielen
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