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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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aufhalten. Viele von ihnen fielen durch die Pfeile der feindlichen Schützen, die hinter den Heranstürmenden Stellung bezogen hatten.
    Fürst Sundan gab den Befehl für die Reiterei. Sie brach an beiden Seiten der Straße aus dem Wald hervor, um die Fremdländer daran zu hindern, die Barrikade zu umgehen. Magor warf den Bogen zur Seite und sprang, sein Schwert in der Hand, auf eines der Fuhrwerke. Rochon folgte seinem Beispiel. Lothiel kletterte neben ihn und durchbohrte mit ihren Pfeilen von oben die hässlichen Maskenhelme. Um sie herum wurde gekämpft, geschrien und gestorben. Doch die Kämpfer der Fürsten hielten stand. Die Leichen der Fremdländer türmten sich vor ihnen auf. Dann sah Lothiel Ihn.
     
    Groß und aufrecht saß er auf seinem mächtigen Rappen. Seine Rüstung war schwarz wie der weite Mantel, der ihn umhüllte, und auf seinem Helm, der einer Krone ähnelte, thronten die Federn eines schwarzen Vogels.
    Lothiel sah seine Augen, die von rotem Feuer glühten. Und sie sah, wie er seine Hände emporhob und auf die Barrikade richtete.
    »Fort!«, schrie Lothiel ihre Kameraden an und sprang vom Wagen. Im gleichen Moment krachte der Feuerstoß auf die Fuhrwerke. Lothiel wurde durch die Luft geschleudert.
     

GLUT
     
    Der Aufprall war hart und schmerzhaft. Lothiel rieb sich die brennenden Schultern. Dann versuchte sie sich aus den dornigen Sträuchern zu befreien. Sie hörte ein Geräusch hinter sich. Jemand griff nach ihr.
    »Hier bist du. Geht es dir gut? Bist du verletzt? Du lebst doch noch? Lothiel, sag etwas!«
    »Würde ich ja, Selldur, wenn du mich nur zu Wort kommen ließest.«
    »Du sprichst, bei Tyaro, es wird alles gut. Das war aber auch knapp. Du hast wirklich Glück gehabt.«
    »Das mag sein. Aber wie glücklich wäre ich erst, hätte ich einen Freund, der mir, statt ununterbrochen zu reden, aus diesem Gebüsch helfen würde.«
    Selldur reichte ihr seine Hand und zog sie aus der dornigen Umklammerung. »Es tut mir Leid, ich bin ganz durcheinander. Du solltest dich etwas ausruhen. Wenigstens ein bisschen.«
    »Ausruhen?« Lothiel fiel wieder ein, wie sie in dieses Gebüsch geraten war. »Jetzt, da mein Gegner so nahe ist? Wo sind meine Pfeile?«
    »Hier.« Selldur reichte ihr einen Köcher. »Die anderen können nicht weit sein, ich mache mich gleich auf die Suche.«
    »Die meine ich nicht!« Lothiel warf den Köcher auf den Waldboden und lief suchend hin und her. »Ich brauche Leithians Pfeile!«
    »Warte, ich finde sie gleich.« Selldur ging ein Stück in die Richtung, in der die umkämpfte Straße lag. Er bückte sich. »Hier sind sie, Lothiel. Ich hoffe, du denkst bei deinem Gegner nicht an Ihn.«
    Lothiel riss ihm den Köcher aus der Hand. »Doch! Jetzt soll Naurhir für den Tod meiner Eltern bezahlen!«
    »Bist du verrückt geworden? Musst du dir ausgerechnet den mächtigen Magier aussuchen? Gibt es nicht genug andere, die sich ihm in den Weg stellen können? Einer der Fürsten, Istyar, die Königin meinetwegen?«
    Lothiel blieb stehen. Sie schaute Selldur an. Dann ergriff sie seine Hände und drückte sie. »Danke … Verzeih.« Sie drehte sich um und lief zur Straße.
    Die Barrikade war gesprengt. Durch die Lücke drängten sich die Fremdländer, doch noch hielten die Laindorer stand. Lothiel suchte nach Naurhir. Er hatte seine Position kaum verändert, umringt von seinem Heer und besonders geschützt durch eine Gruppe Reiter, deren Maskenhelme rundum schwarz eingefärbt waren. Ihr Herr selbst trug kei ne Maske, doch das Glühen seiner Augen war umso furchterregender. Er führte keine Waffe, aber an seinem Streitross waren große Speere befestigt.
     
    Seit dem Moment, in dem sie ihn das erste Mal erblickt hatte, wusste Lothiel, dass es die Augen waren, die sie auslöschen musste. Sie legte einen Pfeil zurecht und sprang auf ein entzweigebrochenes Fuhrwerk. Sie zielte, doch der Magier schaute nicht in ihre Richtung. Beinahe teilnahmslos thronte er über dem Geschehen. Die Pfeile, die ihn trafen, nur um an seinem Körper zu verbrennen, schien er nicht wahrzunehmen. Sie musste ihn dazu bringen, in ihre Richtung zu schauen.
    »Naurhir!«, rief sie, so laut sie konnte. »Sieh her!«
     
    Es war, als würde es plötzlich ganz still um sie. Doch Lothiel achtete nur auf ihren Gegner, der sich langsam ihr zuwandte. Plötzlich war ihr klar, warum er sein Feuer immer nur für kurze Zeit auf die Mauern Arminas’ gerichtet hatte. Er sah müde aus. Erschöpfung sprach aus seinem Körper, der

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