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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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seine Haltung nur mühsam bewahrte. Die Glut in seinen Augen schien nachgelassen zu haben, seit seinem Angriff auf die Barrikade. Der Einsatz seiner Kräfte schwächte ihn.
    Lothiel lachte. »Nun, alter Mann, geht es mit Euch zu Ende. Ihr werdet für den Tod meiner Eltern bezahlen, wie so viele Eurer niederträchtigen Handlanger vor Euch. Denn seht, ich trage Leithian bei mir und sein Pfeil sehnt sich danach, Euer Feuer auszulöschen!«
    Lothiel sah das Erschrecken in Naurhirs Augen, ein Flackern, als habe ein Wind die Glut gestreift. Sie spannte den Bogen.
    Sie hörte ein Raunen um sich, als der Pfeil von der Sehne sprang. Er jagte dem Schrecklichen entgegen und bohrte sich in das Rot seines linken Auges. Ein Schrei, dann war es still.
    Ein kleiner Faden silbrigen Rauchs bildete sich, der Pfeil begann zu glühen, brannte und es blieb nichts als graue Asche, die ein Windhauch verwehte.
    Naurhir lachte. Er richtete sich auf, schien beinah zu wachsen, und seine Stimme trug weit über das Schlacht feld. »Wer bist du, dass du es wagst, dich mir entgegenzustel len? Deine Stärke gleicht der eines Wurms. Du kannst mich nicht gefährden.«
    Naurhir griff nach einem seiner Speere und als er ihn erhob, erglühte die eiserne Spitze der Waffe.
     
    Lothiel sah den Speer kommen. Es schien ihr, als sei er Ewigkeiten in der Luft. Und doch konnte sie sich nicht rühren. Alles war zu Ende. Sie hörte Selldurs Schluchzen. Sie sah das Lachen des Feuermeisters. War das Rochons Stimme, die ihren Namen rief? Ihre Rache an übermächtigen Klippen zerschellt. Dort stürzte Magor auf sie zu. Er würde zu spät kommen. Und das war gut so.
    Lothiel nahm den Schlag nur aus den Augenwinkeln wahr. Wie ein heller Blitz wirkte er auf sie. Eine schnelle Bewe gung, vor der Endgültigkeit. Doch die Erlösung blieb aus.
     
    Lothiel warf den Kopf herum. Naurhirs Speer steckte seitlich hinter ihr in der Ladefläche des zerstörten Fuhrwerks. Dort, wo seine Spitze in den Wagen eingedrungen war, schlugen Flammen aus dem Holz. Jemand sprang zu ihr auf den Wagen. Es war Istyar, einen schweren weißen Stab in den Händen.
    »Gebt auf, Naurhir!« Istyars Stimme erhob sich über die Kämpfenden. »Fordert Euer Schicksal nicht heraus!« Wie beiläufig wehrte er hinterhältige Pfeile ab. »Seht: dieses Land ist nicht das Eure. Das war es nie und wird es nie sein!«
    »Wer ist es, der es wagt, die Stimme gegen mich zu erheben?«
    »Ich bin Istyar.«
    »Ich habe von Euch gehört, alter Mann. Wie wollt Ihr mich aufhalten?« Er deutete mit einem leichten Kopfnicken auf die durchbrochene Barrikade. »Eure Männer sterben unter den Waffen meiner treuen Dienerschaft. Der Sieg um Arminas mag Euer sein. Doch ich lasse mich nicht noch einmal aus meinem Land vertreiben. Und bald wird auch die Königsstadt mir gehören!«
     
    Lothiel schaute wie durch einen Nebel. Die mächtigen Stimmen der beiden Männer schienen weit aus der Ferne zu kommen und drangen kaum zu ihr vor. Dennoch war ihr Blick der Kopfbewegung des Feuermeisters gefolgt. Wie recht er hatte. Mit der Barrikade war auch der Widerstand gebrochen, mit Lothiels Versagen die Gegenwehr der fürstlichen Streitkräfte versiegt. Naurhirs Krieger schlugen sich durch die Reihen und gewannen Meter um Meter, löschten Leben um Leben aus. Ihre Masken schienen zu breit grinsenden Grimassen verzerrt.
    »Sieh nach Westen!«
    Lothiel folgte der Aufforderung Istyars. Hatte er zu ihr oder zu Naurhir gesprochen? Dort sprengten viele Reiter heran, hinter ihnen ein Heer zu Fuß. Geführt wurden sie von der Königin selbst. Sie hatten die Nachhut der Fremdländer geschlagen und stürzten sich in diesem Moment auf die hinteren Reihen von Naurhirs Hauptheer.
     
    Der Schleier vor Lothiels Augen hob sich. Welche Selbstherrlichkeit hatte sie getrieben? Dort ritt die Hoffnung Laindors. Selbst aus der Ferne war die Größe der Königin zu spüren. Sie selbst war ein kleines Bauernmädchen. Sie hatte ihre Eltern verloren. Das war schlimm. Doch um sie herum wurde noch immer gestorben. Väter, Söhne, Brüder, Großväter. Ja, sie war nicht einmal das einzige Mädchen unter den vielen.
    Vor ihr stand Istyar. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er sie mit seinem Köper und seinem Stab deckte. Er setzte sein Leben für ihres ein. Und sie stand hier und trauerte der verpassten Chance nach, sich an dem Größten zu rächen.
    »Sieh die Königin!«, rief ihr Beschützer. Doch sein Ruf galt dem Schrecklichen. »Und vergiss das Mädchen

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