Das Laecheln der Sterne
gefunden hatten. Adrienne wusste in diesem Moment schon, dass sie die Muschel für immer aufheben würde, aber damals konnte sie noch nicht 130
wissen, wie viel sie ihr später bedeuten würde.
Sie wusste nur, dass sie in den Armen des Mannes lag, den sie liebte, und sie wünschte sich, dass er sie für immer so halten möge.
Am Montagmorgen stand Paul auf, bevor Adrienne
aufgewacht war, und trotz seiner Behauptung, sich in der Küche nicht gut auszukennen, überraschte er sie mit einem Frühstück, das er ihr auf einem Tablett brachte. Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee weckte sie. Paul saß neben ihr, während sie frühstückte, und lachte, weil sie vergebens versuchte, ihre Brüste mit dem Laken zu bedecken. Der Arme Ritter war goldgelb und köstlich, der Schinken knusprig, aber nicht angebrannt, und dem Rührei hatte er genau die richtige Menge geriebenen Käse beigefügt.
Adriennes Kinder hatten ihr manchmal, zum Beispiel am Muttertag, Frühstück ans Bett gebracht, aber dies war das erste Mal, dass ein Mann es für sie tat. Jack war diese liebevolle Geste nie eingefallen.
Als sie aufgegessen hatte, brach Paul zum Laufen auf, und währenddessen duschte Adrienne und zog sich an. Paul kehrte zurück, steckte seine Joggingsachen in die Waschmaschine und stellte sich ebenfalls unter die Dusche. Als er später in die Küche kam, telefonierte Adrienne gerade mit Jean, die hören wollte, ob alles in Ordnung sei. Paul schlang die Arme um Adrienne und rieb seine Nase an ihrem Nacken.
Noch während Adrienne am Telefon sprach, hörte sie das unmissverständliche Knarren der Vordertür und die Schritte von Arbeitsstiefeln auf dem Holzboden. Sie sagte zu Jean, dass jemand an der Tür sei, beendete das Gespräch und ging dann nach vorn, um zu sehen, wer gekommen war. Im nächsten Moment war sie zurück und sah Paul entsetzt an, als hätte es ihr die Sprache verschlagen. Dann atmete sie tief ein.
»Er ist hier und will mir dir sprechen«, sagte sie.
»Wer?«
131
»Robert Torrelson.«
Torrelson wartete im Wohnzimmer. Er saß mit gesenktem Kopf auf der Couch. Er sah zwar auf, als Paul eintrat, aber sein Gesicht blieb verschlossen und seine Miene undurchdringlich.
Vor dieser Begegnung hätte Paul bezweifelt, ob er Robert Torrelson in einer Menge erkannt hätte, doch als sie jetzt so nah voreinander standen, konnte er den Mann einordnen.
Abgesehen von den Haaren, die im vergangenen Jahr weißer geworden waren, sah er so aus wie damals im Warteraum des Krankenhauses. Mit dem harten Ausdruck in seinen Augen hatte Paul gerechnet.
Robert sprach nicht gleich, sondern betrachtete Paul, der den Schaukelstuhl so richtete, dass sie einander gegenübersaßen.
»Sie sind gekommen«, sagte Robert Torrelson schließlich.
Er hatte eine kräftige, rauchige Stimme, die sich anhörte, als sei sie vom jahrelangen Konsum filterloser Camel-Zigaretten in Mitleidenschaft gezogen.
»Ja.«
»Ich hätte das nicht gedacht.«
»Eine Weile lang war ich mir nicht sicher, ob ich es tun würde.«
Robert schnaubte. Offenbar war das die Auskunft, mit der er gerechnet hatte. »Mein Sohn hat gesagt, er habe mit Ihnen gesprochen.«
»Das stimmt.«
Robert lächelte bitter. Schließlich wusste er, was gesagt worden war.
»Er behauptet, Sie hätten nicht versucht, eine Erklärung zu geben«, sagte Robert.
»Nein«, antwortete Paul, »das ist richtig.«
»Aber Sie glauben immer noch, dass Sie keinen Fehler gemacht haben, oder?«
Paul wandte den Blick ab und dachte daran, was Adrienne gesagt hatte. Nein, er würde die Ansichten dieser Menschen 132
nicht ändern können. Er streckte sich.
»In Ihrem Brief schreiben Sie, dass Sie mit mir sprechen möchten und dass es wichtig sei. Jetzt bin ich hier. Was kann ich für Sie tun, Mr. Torrelson?«
Robert griff in die Brusttasche seines Hemdes und zog eine Packung Zigaretten und ein Streichholzbriefchen hervor. Er zündete sich eine Zigarette an, zog einen Aschenbecher näher und lehnte sich dann zurück.
»Was ist schiefgelaufen?«, fragte er.
»Nichts«, sagte Paul. »Die Operation verlief den Erwartungen entsprechend.«
»Und warum ist meine Frau dann gestorben?«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen diese Frage beantworten, aber ich weiß es nicht.«
»Haben Ihre Anwälte Ihnen geraten, dass Sie das sagen sollen?«
»Nein«, sagte Paul mit ruhiger Stimme, »es ist die Wahrheit.
Und ich dachte, die wollen Sie hören. Wenn ich Ihnen eine Antwort geben könnte, würde ich das
Weitere Kostenlose Bücher