Das Laecheln der Sterne
schien es gleichzeitig, als wollten sie die schmerzlichen Erinnerungen an die Vergangenheit bannen.
Paul vergrub seine Hände in Adriennes Haar. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und hörte seinen Herzschlag, der so schnell ging wie ihrer.
Und als sie sich endlich voneinander lösten, griff sie nach seiner Hand.
Sie machte einen kleinen Schritt zurück und zog ihn dann sanft zur Treppe und in das Zimmer im ersten Stock.
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DREIZEHN
A manda saß in der Küche und sah ihre Mutter unverwandt an.
Seit Adrienne mit ihrer Erzählung begonnen hatte, hatte sie kein Wort gesagt und nur zwei Gläser Wein getrunken, das zweite ein wenig hastiger als das erste. Jetzt schwiegen beide, und Adrienne spürte, dass Amanda gespannt auf die Fortsetzung wartete.
Aber Adrienne konnte Amanda das, was folgte, nicht erzählen, und es war im Grunde auch nicht nötig. Amanda war erwachsen. Sie wusste, was es bedeutete, wenn sich ein Mann und eine Frau vereinten. Auch war sie alt genug, um zu wissen, dass dies, so wunderbar dieser Teil der gegenseitigen Entdeckung auch war, eben nur das war: ein Teil. Adrienne liebte Paul. Hätte er ihr nicht so viel bedeutet und wäre es an jenem Wochenende bei einer rein körperlichen Begegnung geblieben, dann gäbe es nichts, woran sie sich erinnern würde, außer ein paar angenehmen Momenten, deren Besonderheit darin lag, dass sie die lange Zeit des Alleinseins unterbrachen.
Doch was Adrienne und Paul verband, waren Gefühle, die allzu lange vergraben gelegen hatten, Gefühle, die es nur für sie beide gab, für sie allein.
Hinzu kam, dass Amanda ihre Tochter war. Vielleicht war es altmodisch, aber über die Einzelheiten ihrer Liebesnacht zu sprechen, wäre Adrienne unangemessen erschienen. Es gab Frauen, die über solche Dinge sprechen konnten, aber Adrienne verstand nicht, wie ihnen das möglich war. Für sie war das Schlafzimmer immer der Ort der privaten Geheimnisse gewesen.
Aber selbst wenn sie davon hätte erzählen wollen, hätte sie wohl nicht die richtigen Worte gefunden. Wie sollte sie das Gefühl beschreiben, das sie durchfuhr, als Paul ihr die Bluse aufknöpfte? Oder den Schauder, der ihren ganzen Körper erzittern ließ, als er mit seinem Finger zart über ihren Bauch 126
strich? Oder wie heiß im Moment der Vereinigung ihre Haut war? Oder ihre Empfindung bei seinen Küssen und das Gefühl, als sie ihre Finger auf seine Haut presste? Oder das Geräusch seines und ihres Atems, und wie es lauter wurde, als sie sich wie ein einziger Körper zu bewegen begannen?
Nein, von diesen Dingen wollte sie nicht sprechen. Sie würde es der Fantasie ihrer Tochter überlassen, sich vorzustellen, was passiert war. Adrienne wusste, dass es nur der Fantasie gelingen konnte, eine Spur jener Magie zu erfassen, die sie in Pauls Armen verspürt hatte.
»Mom?«, flüsterte Amanda schließlich.
»Willst du wissen, wie es weiterging?«
Amanda schluckte verlegen.
»Es ging weiter«, war alles, was Adrienne dazu sagte.
»Du meinst ...?«
»Ja«, sagte sie noch einmal.
Amanda trank einen Schluck Wein. Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Und ...?«
Adrienne beugte sich vor, als fürchtete sie, dass noch jemand sie hören könnte.
»Ja«, flüsterte sie. Und mit diesem Wort wanderte ihr Blick zur Seite und in die Vergangenheit.
Sie liebten sich an jenem Nachmittag und verbrachten den Rest des Tages im Bett. Während draußen das Unwetter wütete
– losgerissene Zweige und windgepeitschte Bäume schlugen gegen das Haus –, hielt Paul Adrienne im Arm, presste seine Lippen an ihre Wangen. Sie tauschten ihre Erinnerungen an die Vergangenheit und ihre Träume für die Zukunft aus und waren voll des Wunders darüber, dass ihre Gedanken und Gefühle zu diesem Moment geführt hatten.
Die Erfahrung war für Adrienne ebenso neu wie für Paul. In den letzten Jahren ihrer Ehe mit Jack – vielleicht während der meisten ihrer Ehejahre, so hatte sie plötzlich gedacht – war die körperliche Liebe eine beiläufige Angelegenheit gewesen: ohne 127
große Leidenschaft und von kurzer Dauer. Ohne Nachhall, weil sie der Zärtlichkeit entbehrte. Und nur selten sprachen sie danach miteinander, weil Jack sich für gewöhnlich auf die Seite drehte und sofort einschlief.
Paul jedoch hielt sie noch stundenlang im Arm, und seine zärtliche Umarmung sagte ihr, dass ihm dies ebenso wichtig war wie der Akt der Intimität, den sie gemeinsam erlebt hatten.
Er küsste ihre Haare und ihr Gesicht, und wenn er ihren Körper
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