Das Laecheln der Sterne
glaube, ich hatte sie noch nie so glücklich gesehen wie an dem Morgen damals, und da wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich sagte, dass ich auf sie warten würde und dass ich sofort zu ihr kommen würde, sobald sie aus der Narkose 135
aufwacht, und wissen Sie, was sie geantwortet hat? Was ihre letzten Worte waren?«
Robert sah Paul an und vergewisserte sich, dass er ihm genau zuhörte.
»Sie sagte: ›Mein ganzes Leben lang wollte ich für dich hübsch sein.‹ Dabei war sie doch für mich immer hübsch gewesen.«
Paul senkte den Kopf. Er versuchte zu schlucken, doch er hatte einen Kloß im Hals.
»Aber Sie wussten das alles nicht. Für Sie war sie einfach irgendeine Frau, die wegen einer Operation zu Ihnen kam, und später die Frau, die gestorben ist, oder die Frau mit dem Ding im Gesicht oder die Frau, deren Familie Sie verklagt hat. Es war nicht richtig, dass Sie ihre Geschichte nicht kannten. Sie hatte mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie hatte mehr verdient.«
Robert Torrelson klopfte die letzte Asche von seiner Zigarette in den Aschenbecher und drückte dann den Stummel aus.
»Sie waren der letzte Mensch, mit dem sie gesprochen hat, der letzte Mensch, den sie in ihrem Leben gesehen hat. Sie war die beste Frau der Welt, und Sie wussten gar nicht, mit wem Sie es da zu tun hatten.« Torrelson schwieg und ließ seine Worte wirken. »Aber jetzt wissen Sie es.«
Damit stand er vom Sofa auf, und im nächsten Moment war er schon gegangen.
Nachdem Paul Adrienne die Geschichte von Robert Torrelson erzählt hatte, tupfte sie ihm die Tränen vom Gesicht.
»Wie geht es dir jetzt?«
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich fühle mich wie betäubt.«
»Das ist nicht verwunderlich. Das war auch viel auf einmal für dich.«
»Ja«, bestätigte Paul, »das stimmt.«
»Bist du froh, dass du hergekommen bist? Und dass er dir das alles erzählt hat?«
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»Ja und nein. Ihm war es wichtig, dass ich erfuhr, wer diese Patientin war, und aus dem Grund bin ich froh. Aber es macht mich auch traurig. Sie haben sich sehr geliebt, und jetzt ist sie tot. Das ist nicht fair.«
Adrienne lächelte verhalten. »Das stimmt. Je größer die Liebe, desto tragischer ist es, wenn sie vorbei ist.«
»Auch für dich und mich?«
»Für jeden«, sagte sie. »Das Beste, was wir uns vom Leben erhoffen können, ist, dass das Ende so spät wie möglich kommt.«
Paul zog sie auf seinen Schoß. Er küsste sie auf den Mund, dann legte er seine Arme um sie und hielt sie an sich gedrückt.
So saßen sie eine lange Zeit.
Aber als sie sich später am Abend liebten, musste Adrienne wieder an ihre Worte denken. Es war ihre letzte Nacht in Rodanthe, ihre letzte Nacht für mindestens ein Jahr. Und so sehr sie auch dagegen ankämpfte, konnte sie doch nicht verhindern, dass ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen.
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FÜNFZEHN
A drienne war nicht mehr im Bett, als Paul am Dienstagmorgen aufwachte. In der Nacht hatte er bemerkt, dass sie weinte, aber er hatte nichts gesagt, weil er wusste, dass er dann nur selbst anfangen würde zu weinen. Doch dass er geschwiegen hatte, bedrückte ihn, und er konnte lange nicht einschlafen. So lag er wach, während Adrienne in seinen Armen einschlief, und er schmiegte sich an sie und wollte sie nicht loslassen, als könnte er so das kommende Jahr der Trennung schneller überwinden.
Jetzt faltete Paul seine Sachen, die er aus dem Trockner genommen hatte, und legte die Dinge, die er für den kommenden Tag brauchte, zurecht. Den Rest verstaute er in seinen Seesäcken. Nachdem er geduscht und sich angezogen hatte, setzte er sich auf die Bettkante, nahm einen Stift zur Hand und brachte ein paar Gedanken zu Papier. Er ließ das Blatt in seinem Zimmer liegen, brachte sein Gepäck nach unten und stellte es bei der Haustür ab. Adrienne stand in der Küche am Herd, sie machte Rührei und trank dabei eine Tasse Kaffee.
Als sie sich zu Paul umdrehte, sah er, dass ihre Augen gerötet waren.
»Hallo«, sagte er.
»Hallo«, erwiderte sie und wandte sich ab. Unwillkürlich rührte sie das Ei schneller und hielt den Blick auf die Pfanne gerichtet. »Ich dachte, du möchtest vielleicht noch frühstücken, bevor du fährst.«
»Danke«, sagte er.
»Ich hatte mir eine Thermoskanne von zu Hause
mitgebracht. Wenn du für die Fahrt Kaffee mitnehmen möchtest, kannst du sie haben.«
»Danke, aber ich brauche nichts.«
Sie rührte weiter in der Pfanne herum. »Wenn du ein paar Brote einpacken willst
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