Das Lächeln der Sterne
Botschaften, die zwischen ihnen hin und her gegangen waren, und dazwischen eine Schneckenmuschel, die sie damals am Strand gefunden hatten.
Adrienne legte das Blatt zur Seite und zog einen Umschlag aus dem Stapel. Und gleich stellte sich die Erinnerung an das Gefühl wieder ein, das sie damals empfunden hatte, als sie den Brief bekam. Sie nahm ihn aus dem Umschlag. Er war dünn und brüchig geworden, und die Tinte war in den Jahren, seit er den Brief geschrieben hatte, verblichen. Dennoch waren die Worte deutlich lesbar.
Liebe Adrienne,
ich war nie ein guter Briefeschreiber, und ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich mich nicht sehr gut ausdrücke.
Ich kam heute Morgen auf einem Esel an, ob du das glaubst oder nicht, und nahm den Ort in Augenschein, an dem ich die nächste Zeit verbringen werde. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass es besser ist, als ich es mir vorgestellt habe, aber wenn ich ehrlich bin, kann ich das nicht. In der Klinik mangelt es an den meisten Dingen: an Medikamenten, Geräten und ausreichend Betten, aber ich habe mit dem Direktor gesprochen, und ich glaube, ich werde wenigstens einen Teil der Probleme lösen können. Es gibt zwar einen Generator, der Strom liefert, aber keine Telefone, so dass ich erst anrufen kann, wenn ich nach Esmeraldas komme. Es liegt zwei Tagesfahrten von hier entfernt, und die nächste Versorgungsreise findet erst in ein paar Wochen statt. Es tut mir Leid, aber in Wahrheit wussten wir wohl beide, dass es so sein würde.
Mark habe ich noch nicht gesehen. Er ist in einer Sozialstation in den Bergen und kommt erst heute Abend zurück. Ich werde dir berichten, wie es mit ihm läuft, aber am Anfang erwarte ich nicht allzu viel. Wie du schon gesagt hast, ich glaube, wir müssen uns erst einmal kennen lernen, bevor wir uns den Problemen zwischen uns zuwenden können.
Ich kann nicht einmal aufzählen, wie viele Patienten ich heute behandelt habe. Über hundert, nehme ich an. Es ist schon lange her, dass ich Patienten auf diese Weise und mit dieser Art von Beschwerden behandelt habe, aber die Schwester war eine große Hilfe, auch dann noch, wenn ich nicht mehr weiterwusste. Ich glaube, sie ist dankbar, dass ich überhaupt da bin.
Seit ich abgereist bin, denke ich die ganze Zeit an dich. Ich weiß, dass meine Reise noch nicht vorüber und dass das Leben ein gewundener Pfad ist, und ich kann nur hoffen, dass er sich irgendwie zurück zu dem Ort schlängelt, an den ich gehöre. Zurück zu dir.
So denke ich jetzt darüber. Ich gehöre zu dir. Während der Fahrt und auch, als das Flugzeug in der Luft war, habe ich mir vorgestellt, ich würde dich bei meiner Ankunft in Quito erblicken. Du würdest in der Menge auf mich warten. Ich wusste, dass das nicht sein konnte, aber irgendwie war es so ein wenig leichter, dich zu verlassen. Fast, als wäre ein Teil von dir mitgekommen.
Ich möchte gern glauben, dass das wahr ist. Nein, falsch – ich weiß, dass es wahr ist. Bevor wir uns kennen lernten, war ich so verloren, wie ein Mensch nur sein kann. Und doch hast du etwas in mir gesehen, was mir eine neue Richtung gegeben hat. Wir wissen beide, warum ich nach Rodanthe gekommen war, aber ich kann mich nicht von dem Gedanken losmachen, dass größere Kräfte am Werk waren. Ich bin dorthin gefahren, weil ich ein Kapitel in meinem Leben abschließen wollte, in der Hoffnung, dass es mir helfen würde, meinen Weg zu finden. Doch ich glaube, du warst es, nach der ich die ganze Zeit Ausschau gehalten habe. Und du bist es auch, die jetzt hier bei mir ist.
Wir wissen beide, dass ich für eine Weile hier bleiben muss. Es ist ungewiss, wann ich zurück sein werde. Obwohl wir noch nicht lange getrennt sind, wird mir bewusst, dass ich dich mehr vermisse, als ich je einen Menschen vermisst habe. Ein Teil von mir würde am liebsten sofort in ein Flugzeug steigen und zu dir fliegen. Doch wenn das, was uns verbindet, so wahrhaftig ist, wie ich glaube, dann bin ich mir sicher, dass wir es schaffen werden. Und ich komme zurück, das verspreche ich dir. In der kurzen Zeit, die wir miteinander verbracht haben, ist uns das zuteil geworden, wovon die meisten Menschen nur träumen, und ich zähle die Tage, bis ich dich wiedersehen kann.
Vergiss nie, wie sehr ich dich liebe.
Paul
Als Adrienne zu Ende gelesen hatte, legte sie den Brief zur Seite und griff nach der Muschel, die sie an jenem Sonntag vor langer Zeit gefunden hatten. Noch immer roch sie nach Seetang, nach der Zeitlosigkeit, dem
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