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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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bum, bum.
    «Herr Bürgermeister.»
    «Wir haben dem Jungen gesagt, er soll weiterspielen.» Der Bürgermeister nickte in Richtung des Straßenmusikanten, der auch eine Gitarre und eine Ziehharmonika dabeihatte, aber es waren nur die Trommelschläge, die über den ganzen Platz tönten. «Alles nur, damit es wirkt wie ein normaler Samstag.»
    «Sie haben nicht zufällig Bell gesehen, oder?»
    «Nein, und ich werde bestimmt nicht nach ihr suchen. Außerdem –»
    «Ich nehme an, Sie haben die Zeitungen gelesen.»
    «Ja, also, wissen Sie, dagegen konnte ich nichts machen. Heute Morgen haben sich schon drei Radiosender bei mir gemeldet – deshalb bin ich aus dem Haus gegangen. Und jetzt das. Mein Gott, Mrs. Watkins, hört das denn nie auf?»
    «Wegen der Petition», sagte Merrily. «Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie –»
    «Gehen Sie denn gar nicht hin?» Er starrte sie an.
    «Wohin?»
    «Sind Sie gerade erst angekommen, oder was?»
    «Ich … mehr oder weniger, ja.»
    «Sie meinen, Sie wissen noch gar nichts von dem Mädchen?»
    Ehe Merrily ihn fragen konnte, was er damit meinte, hatte George Lackland sie am Ellbogen genommen und führte sie in Richtung Schlosstor. Sie bemerkte, dass niemand auf das Schlossgelände ging, was vermutlich die Menschenmassen auf dem Platz erklärte. Das große Tor stand offen, aber Polizisten riegelten den Weg ab, zwei Männer und eine Frau. George Lackland eilte auf sie zu.
    «Wo ist Steve Britton?»
    «Ist wieder reingegangen, Mr. Lackland.»
    «Es ist nur, ich habe Mrs. Watkins hier, aus dem Büro des Bischofs.»
    Einer der Polizisten sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der «Und?» besagte. Merrily bemerkte, dass der Souvenirshop geschlossen war.
    Schon wieder?
    «Sind schon mehr als genug Geistliche drin, wenn Sie mich fragen», murmelte die Polizistin. Aber George Lackland hörte nicht zu.
    «Können wir nun hinein oder nicht?»
    Der Polizist überlegte, vielleicht dachte er daran, dass George bei den Sitzungen des Polizeiausschusses von West Mercia immer am Kopfende der Tafel saß. Aber dann schüttelte er den Kopf.
    «Geht leider nicht, Sir. Tut mir leid. Können Sie auf den Sergeant warten?»
    Merrily folgte George Lackland, der kehrtmachte und auf die große Kanone zuging.
    Schon wieder …?
    «Sie bauen ein Gerüst auf», sagte George. «Auf der Innenseite des Henkersturms – um die Fenster zu vergittern, damit das ein für alle Mal aufhört. Die Jungs, die sich darum kümmern, kommen gegen halb neun, während sie da waren, kann niemand auf den Turm gekommen sein. Das Mädchen muss das gewusst haben, sie hat die Mittagspause abgewartet, muss dann wie ein Affe das Gerüst raufgeklettert sein und stand auf dem Vorsprung, bevor sie überhaupt jemand bemerkt hat.»
    Der Platz schien zu kippen wie ein riesiges Brettspiel.
    «Und …» Merrily sah auf. Sie waren so nah an der äußeren Schlossmauer, dass von den Türmen nur der Burgfried zu sehen war, von dem Robbie Walsh heruntergefallen war. «Ist das Mädchen noch da oben?»
    «Soweit ich weiß, ja. Sie haben den Fußweg hinter dem Schloss gesperrt. Jemand hat gesagt, sie hätte gedroht zu springen, wenn sie die Feuerwehr holen.»
    «Weiß man, wer sie ist?»
    «Ich weiß es jedenfalls nicht. Dieser Psychiater ist jetzt da, der wird sich wohl darum kümmern. Hoffen wohl, dass die Kleine herunterkommt, wenn sie möglichst unaufgeregt tun. Die Polizei hat sämtliche Besucher aus dem Schloss gescheucht, und es steht ein Krankenwagen bereit.»
    «Dieser Psychiater …»
    «Ich weiß nicht, wer das ist, aber ich finde, Sie sollten auch dadrin sein.» George steckte die Hände in die Hosentaschen und sah auf den Boden. «Ich habe Bernard angerufen, damit er kommt, wissen Sie … Aber er wollte nicht.»
    Das überraschte sie nicht. Bischöfe wurden nicht selbst aktiv. Jedenfalls bestimmt nicht in einer so öffentlichen, kritischen Situation. Und wer außer George und ein paar Spinnern würde überhaupt auf die Idee kommen, dass so eine Situation irgendetwas mit der Kirche zu tun hatte?
    Merrily betrachtete den bevölkerten Platz jetzt mit dem neuen Bewusstsein, dass die meisten Käufer und Touristen genau wussten, was los war, aber verantwortungsbewusst das britische Desinteresse zur Schau trugen und jedenfalls so lange nicht in Richtung Schlossmauer sahen, bis sie an den Polizisten vorbei waren.
    Die Kinder der Einheimischen waren weniger zurückhaltend. Sie standen in Grüppchen beisammen, und ein Junge von ungefähr

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