Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
acht Jahren tanzte um die Polizistin am Tor herum.
«Kelly, woher sollen wir wissen, ob sie springt?»
«Dann hört ihr einen lauten Bums – und jetzt verschwindet.»
Es war dieselbe lakonische Polizistin, die mit Bell gesprochen hatte, nachdem Phyllis Mumford ertrunken war. Der Junge wirkte einen Moment lang leicht schockiert, dann kicherte er.
«Kinder», sagte Merrily.
Und dachte:
Bell?
Sie hatte einen vertrauten BMW -Sportwagen erblickt, der in der Nähe der Schlossbuchhandlung parkte. Sie sah, dass ein Zettel hinter der Windschutzscheibe lag, vermutlich stand «Notarzt» darauf.
Ja, natürlich. Und sie konnte nichts sagen. Sie hatte behauptet, in Urlaub zu sein, und hatte sich dann hinter Saltashs Rücken – und, was schlimmer war, hinter Callaghan-Clarkes Rücken – mit George Lackland getroffen, um zu überlegen, ob man das Schloss exorzieren könnte. So musste es ja sein, schließlich stand es in der Zeitung, mit einem schön großen Beweisfoto von ihr. Merrily Watkins, Beraterin für spirituelle Grenzfragen, hatte von Anfang an gelogen.
Und sie konnte zu ihrer Verteidigung nicht Bernie Dunmores Rolle bei dem Schwindel geltend machen, denn wenn sie nicht mehr da wäre, würde Bernie zur Hauptzielscheibe werden. Das Einzige, was Merrily tun konnte, um ihm einen schmachvollen Abgang – und der Diözese einen möglicherweise katastrophalen Nachfolger – zu ersparen, war, still zurückzutreten. Die zusätzlichen Gemeinden übernehmen und verschwinden.
Am Ende der Straße sah sie einen älteren Mann und eine Frau in einer rosa Jacke stehen, die ein Plakat aus Wellpappe zwischen sich trugen, auf dem mit Filzstift geschrieben stand:
DIE UNSCHULDIGEN STERBEN . NUR DIE MACHT GOTTES KANN DIES BEENDEN .
«Freunde von Ihnen, Herr Bürgermeister?»
«Ich kenne sie.»
«Hm-hm.»
«Was sagen Sie, Mrs. Watkins?»
«Warum wollten Sie Bernie hier haben, Herr Bürgermeister?»
«Sie wissen doch, warum. Weil er daran glaubt, dass hier etwas Böses ist.» George betrachtete über Merrilys Kopf hinweg die Stadt. «Schließlich hat er es gesehen.»
Merrily sah einen Feuerwehrwagen auf den Platz fahren, nicht schnell, ohne Blaulicht und ohne Martinshorn. Offenbar ließen sich die Notärzte von einer verstörten Jugendlichen nichts sagen.
Und hier stand der Bürgermeister von Ludlow, der all das immer noch lieber einem achthundert Jahre alten Geist zuschrieb als einer lebendigen Frau in einem alten Leichenhemd – einer immer bemitleidenswerteren Frau, die er aus irgendwelchen Gründen als seine Nemesis betrachtete. Aber aus welchen Gründen?
«Wenn Sie wirklich ein Freund des Bischofs sind, George», sagte Merrily, «erwähnen Sie diese Zehn-Pfund-Wette nie wieder.»
Vom Schlossgelände aus kam ein weiterer Polizist auf das Schlosstor zu.
«Ah, da ist ja Sergeant Britton», sagte George. «Dann wollen wir doch mal sehen, ob der Sie nicht reinlässt.»
Aber Merrily war unsicher. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für eine Konfrontation mit Saltash.
Und war das da oben wirklich ein junges Mädchen oder …?
Tu was
, hatte Lucy Devenish zu ihm gesagt. Wie oft hatte Lucy das schon gesagt?
Lol fuhr Richtung Norden, an der walisischen Grenze entlang, unter einem unentschlossenen Himmel, an dem sich die Wolken sammelten und dann wieder auseinanderstoben wie verstreute Unterwäsche. Der Frühling war eine unausgeglichene Zeit, er machte Lol nervös. Er wusste nicht genau, was er tun sollte, abgesehen davon, dass er ein paar Informationen weiterzugeben hatte. Während er fuhr, dachte er die ganze Zeit an Andy Mumford, ohne den all das – nicht zuletzt dieser gemeine Schlag auf Merrilys Auge – niemals passiert wäre.
Über Andy Mumford nachdenken – das schienen in den letzten Jahren nicht genug Leute getan zu haben. Was hatte dieser deprimierte Mann da bloß angezettelt?
Den «trübseligen Andy» nannte Gomer Parry ihn, weil er so selten lächelte und seine Arbeit ihm kein besonderes Vergnügen zu bereiten schien. Gomer musste zwanzig Jahre älter sein und fuhr seinen Bagger immer noch, als wäre er bei einem Heavy-Metal-Rodeo, aber Gomer war selbständig und konnte aufhören, wann er wollte, während Mumford dazu gezwungen worden war. Der Ruhestand: Vielleicht war das der brutalste Übergangsritus überhaupt.
Das brachte Lol dazu, über sich selbst und die allgemeine Auffassung nachzudenken, dass man es im Musik-Business nie mehr zu etwas bringen würde, wenn man es mit dreißig noch
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