Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

wer das war, oder? Mit den anonymen Briefen?»
    «Das war ein kleines Kind. Ich muss jetzt –»
    «Es war eigentlich ein ziemlich großes Kind.»
    «Lol», sagte Eirion, «Jane hat ausnahmsweise mal recht. Das Ganze ist viel heftiger, als du denkst. Erstens ist Jack Fine überhaupt nicht vom
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-Magazin, sondern so ein Idiot, der mit mir zur Schule geht, und er war einzig und allein hier, um Informationen aus dir rauszukriegen. Ich will dich echt nicht aufhalten oder so, aber Jane hat ihn erkannt, und deshalb sind wir heute Morgen zu ihm nach Hause gefahren, um ihn mit der Sache zu konfrontieren.»
    «Sein Dad ist Zeitschriftenverleger», sagte Jane. «Er war mal Journalist für überregionale Zeitungen, und jetzt verlegt er alle möglichen Gewerbeblättchen und Fachzeitschriften und solchen Kram. Und er gibt den Zeitungen auch Tipps, wenn er von irgendeiner interessanten Geschichte hört, und sein Sohn, J. D. Fyneham – Jack Fine – macht als Wochenendjob so ziemlich dasselbe. Er hat eine komplette Desktop-Publishing-Ausrüstung daheim, und er hat sich diese Masche mit den Gemeindeblättern ausgedacht, und er nimmt Geld, Provisionen, und scheint nicht besonders pingelig zu sein, wenn es darum geht, von wem dieses Geld stammt.»
    «Es war ziemlich klar», sagte Eirion, «dass es Leute gibt, die ihn mehr einschüchtern als zum Beispiel Jane.»
    Lol stand auf. «Ihr beiden, das ist bestimmt alles sehr wichtig, und ich will es auch wissen, aber wie wär’s mit … heute Abend?»
    «Sag uns einfach, was Fyneham dich gefragt hat», sagte Eirion. «Dann kannst du gehen, und wir bleiben hier am Telefon.»
    «Na ja, er … hat versucht, etwas über mich und Merrily rauszufinden. Ich schätze, er hatte irgendwas läuten hören, aber ich habe gesagt, ich hätte im Moment keine Beziehung.»
    «Ja, er hat garantiert irgendwas läuten hören», sagte Eirion. «Es kann jeden Moment so weit sein, dass du die
Sun
aufschlägst und die Schlagzeile siehst: ‹Dorfbewohner schockiert über gewaltsame Liebesbeziehung zwischen Pfarrerin und wegen Sexualdelikt verurteiltem Rocksänger›.»
    «Das ist kein Witz, Lol», sagte Jane.
    «Jane, ich hab ihm nichts gesagt.»
    «Irgendjemand hat ihm aber etwas gesagt. Entweder hat er im Dorf rumgeschnüffelt, oder jemand trägt ihm so was zu.»
    «Okay.» Lol erzählte ihnen von Gomer Parry und dem kleinen Jungen und den zehn Pfund. «Und ihr meint, dahinter steckt dieser Typ?»
    «Ehrlich gesagt, wissen wir es nicht», sagte Jane. «Aber es muss eigentlich so sein. Nur wozu? Was hat er dich noch gefragt?»
    «Er hat nach dem Gerichtsverfahren damals gefragt und den Gründen dafür, und nach den Jahren in der Klapsmühle. Er wusste es sowieso schon, ich wollte nur sichergehen, dass es auch richtig rüberkommt.»
    «Hmm», sagte Jane.
    «Und sonst ging es hauptsächlich um Musik. Ob ich meine schlechten Erfahrungen in meinen Songs verarbeitet habe, in ‹Heavy Medication Day› und so. Was ja eine legitime Frage ist. Er hat gesagt, es klänge, als hätte dieser Dr. Gascoigne mir einige unangenehme Dinge angetan. Er hat versucht herauszufinden, was genau. Ich hab’s ihm aber nicht gesagt.»
    «Sonst noch was?»
    «Ich glaube nicht. Wenn mir noch was einfällt, ruf ich an.»
    «Lass auf jeden Fall das Handy an», sagte Jane.
    «Okay.» Lol blieb in der Tür stehen. «Jack Fine hat also gar kein richtiges Interview für
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gemacht?»
    «Leider nicht.»
    «Okay», sagte Lol.
    Er ging über den Parkplatz zu seinem Astra, jetzt wieder ein Niemand. Und dachte, dass es für einen Niemand immer schwerer war, sich zu verteidigen, diejenigen, die er liebte, und seinen Ruf.
     
    Als Lol gegangen war, machte Jane den Computer an und dachte, wie schlau es doch von ihr gewesen war, Mom davon zu überzeugen, dass eine zweite Leitung installiert werden musste, damit sie gleichzeitig telefonieren und im Internet surfen konnten.
    «Wo fangen wir an?»
    Eirion sah zur Decke und meinte mit seinem Blick Janes Apartment auf dem Dachboden, in dem sie letzten Sommer ihre Jungfräulichkeit verloren hatte – ohne zu wissen, dass es für ihn trotz seiner Mann-von-Welt-Haltung ebenfalls das erste Mal gewesen war. Das hatte sie ihm nie so richtig verziehen.
    «Auf keinen Fall», sagte Jane.
    «Ich hab doch gar nichts gesagt.»
    «Aber wie du dasitzt, das sagt schon alles.» Jane klickte auf den Internet Explorer. «Was suchen wir? Ich meine, hat uns Lol irgendwas gesagt, was wir noch nicht wussten?»
    Interessant