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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Hände
und küßte ihn voll auf den Mund, was das Publikum mit
spontanem Applaus quittierte. Als Sulla sich aus der Umarmung
löste, sah ich Tränen auf seinen Wangen. Er lächelte
und wankte zu seinem Platz zurück, wobei er dem Lyraspieler
ein Zeichen gab fortzufahren, als er sich auf sein Sofa fallen
ließ.
    Das Lied begann aufs
neue:      
 
Die Dame zeigte sich freudig
erregt ...
     
    Aber Tiro und ich
bekamen das Ende nie zu hören. Statt dessen fuhren wir
gleichzeitig herum, abgelenkt von demselben unverkennbaren
Geräusch - dem metallischen Gleiten einer Stahlklinge, die aus
der Scheide gezogen wurde.
    Chrysogonus hatte
schließlich doch jemanden geschickt, um das obere Stockwerk zu
kontrollieren, oder wir hatten uns einfach zu lange an einer Stelle
aufgehalten. Eine massige Gestalt löste sich aus dem Schatten
der Tür und trat humpelnd in das helle Mondlicht, das vom
Balkon hereinfiel. Sein wirres Haar war wie ein Heiligenschein aus
blauen Flammen, und der Ausdruck seiner Augen ließ mir das
Blut in den Adern gefrieren. In seiner linken Hand hielt er ein
Messer mit einer Klinge so lang wie ein Unterarm - vielleicht
dieselbe Klinge, die er benutzt hatte, um wieder und wieder auf
Sextus Roscius einzustechen.
    Einen Herzschlag
später stand sein Kumpan neben ihm, der blonde Riese Mallius
Glaucia. Die Wunde, die Bast in sein Gesicht gerissen hatte, sah in
dem blassen Licht häßlich geschwollen aus. Er hielt sein
Messer im selben Winkel wie sein Herr, nach oben und nach vorn, als
sei er im Begriff, einen Tierkadaver aufzuschlitzen.
    »Was habt ihr
hier zu suchen?« sagte Magnus und spielte mit dem Messer in
seiner Hand, so daß die Klinge im Mondlicht blitzte. Seine
Stimme war höher, als ich erwartet hatte. Sein ländliches
Latein wurde überdeckt vom durchdringend nasalen Akzent der
Straßenbanden.
    Ich sah beiden
Männern in die Augen; sie hatten keine Ahnung, wer ich war.
Glaucia war zu meinem Haus geschickt worden, um mich
einzuschüchtern oder zu ermorden, zweifelsohne von Magnus,
aber keiner der beiden hatte mich je leibhaftig zu Gesicht bekommen
außer als vorbeiziehenden Fremden auf der Straße vor
Capitos Haus. Ich zog meine Hand langsam wieder aus der Tunika
hervor. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, nach meinem Messer
zu greifen; statt dessen hatte ich den eisernen Ring von meinem
Finger gestreift. Ich warf die Hände in die Luft.
    »Verzeihung,
bitte«, sagte ich, überrascht, wie leicht es war,
angesichts zweier Riesen mit langen Dolchen bescheiden und
demütig zu klingen. »Wir sind die Sklaven des jungen
Marcus Valerius Messalla Rufus. Wir sind nach oben geschickt
worden, ihn zu holen, bevor die Abendunterhaltung begann. Wir haben
uns verirrt - zu dumm!«
    »Und spioniert
ihr deswegen dem Hausherrn und seinen Gästen nach?«
zischte Magnus. Er und Glaucia trennten sich und kamen wie Flanken
einer Armee auf uns zu.
    »Wir sind hier
stehengeblieben, um einen Blick vom Balkon zu werfen und ein wenig
frische Luft zu schnappen.« Ich zuckte die Schultern,
ließ die Hände in Sicht und tat mein Bestes,
jämmerlich und verwirrt zu klingen. Ich warf einen Blick zu
Tiro, der sich meiner Vorgabe entweder bewundernswert anpaßte
oder schlicht von Sinnen war vor Angst. »Wir haben den Gesang
gehört und das kleine Fenster entdeckt, was natürlich
dumm und anmaßend von uns war, und ich bin sicher, euer Herr
wird dafür sorgen, daß wir für soviel
Unverschämtheit geschlagen werden. Es ist nur so, daß wir
nicht oft Gelegenheit haben, eine solch glanzvolle Versammlung zu
betrachten.«
    Magnus packte mich bei
den Schultern und stieß mich auf den Balkon, ins Licht.
Glaucia schubste Tiro gegen mich, so daß ich
rückwärts gegen die hüfthohe Mauer taumelte und sie
mit beiden Händen fassen mußte, um mein Gleichgewicht zu
halten. Der klaffende Abgrund unter mir löste sich in eine
Graskuppe auf, auf der die Zypressen im Mondlicht seltsame Schatten
warfen. Von unten hatte der Balkon nicht halb so hoch
ausgesehen.
    Magnus riß an
meinen Haaren, kitzelte mit der Klinge das weiche Fleisch unter
meinem Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. » Ich hab dein
Gesicht schon mal gesehen«, flüsterte er. »Glaucia,
guck mal! Woher kennen wir diesen Hund?«
    Der blonde Riese
musterte mich, schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. Er
schüttelte ratlos den Kopf. »Weiß nicht«,
grunzte er. Dann leuchtete sein Gesicht auf. »In Ameria«,
sagte er. »Weißt du nicht mehr, Magnus? Noch gar nicht
lange her, auf der

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