Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
Haus - ich erkannte den massigen
Körper von Mallius Glaucia. Einen Augenblick lang konnte ich
das Gesicht des blonden Riesen genau erkennen, blutverschmiert, vom
blaßblauen Mondlicht beleuchtet und eingerahmt von den
flackernden Fackeln, sah es kaum menschlich aus. Die beiden blieben
in der Mitte der Straße stehen und sahen sich in alle
Richtungen um. Ich zog Tiro in den Schatten des Baumes, unter dem
wir zuvor die Ankunft Sullas beobachtet hatten, und glaubte, die
Dunkelheit würde uns schützen, aber Magnus mußte
die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen haben. Ich hörte
einen Schrei und das Klappern von Sandalen auf den
Pflastersteinen.
    »Auf meine
Schultern!« zischte ich. Tiro begriff sofort und humpelte in
Position. Ich bückte mich zwischen seinen Beinen, hob ihn hoch
und begann zu rennen, überrascht von meiner eigenen
Stärke. Mühelos glitt ich über die glatten Steine.
Ich atmete tief ein und lachte laut, weil ich glaubte, eine ganze
Meile so laufen und meinen Vorsprung auf Magnus mit jedem Schritt
vergrößern zu können. Ich hörte sie hinter mir
rufen, aber nur leise; vor allem hörte ich das Blut in meinen
Ohren pochen.
    Dann war der Kitzel
des Augenblicks mit einem einzigen Atemzug, der flacher kam als die
anderen, plötzlich vorbei. Schritt für Schritt verpuffte
mein Energieschub. Der ebene Boden schien sich erst bergauf zu
neigen und dann zu schmelzen, als ob ich durch Schlamm laufen
würde. Anstatt zu lachen, hustete ich jetzt und konnte mit
einemmal meine Füße kaum vom Boden heben; Tiro war
schwer wie eine Bronzestatue. Ich hörte Magnus und Glaucia
näherkommen.      
    Wir stolperten an
einer hohen, efeubewachsenen Mauer entlang. Dann war die Mauer zu
Ende. Und plötzlich erkannte ich zu meiner Linken Caecilia
Metellas Haus. Der Portikus war von einer einzelnen Kohlenpfanne
beleuchtet, flankiert von den beiden Wärtern, die zur
Bewachung von Sextus Roscius hier postiert waren.
    »Helft
uns!« brachte ich keuchend hervor. »Caecilia Metella
kennt mich. Zwei Männer sind hinter uns her - Kriminelle -
Mörder!«
    Die beiden Soldaten
bauten sich, die Schwerter gezückt, vor uns auf, machten
jedoch keine Anstalten, mich aufzuhalten, als ich mich bückte
und Tiro von meinen Schultern auf seine Füße gleiten
ließ. Er tat einen wackeligen Schritt nach vorn und brach
stöhnend vor der Tür zusammen. Ich ging an ihm vorbei und
hämmerte gegen die Tür, sah mich dann um und beobachtete,
wie Magnus und Glaucia eben noch im Lichtschein zum Stehen
kamen.
    Bei ihrem Anblick
wichen selbst die bewaffneten Männer einen Schritt zurück
- Magnus mit seinem wirren Haar, dem vernarbten Gesicht und den
bebenden Nüstern, Glaucia mit blutverschmierter Stirn, beide
die Dolche gezückt. Ich schlug erneut gegen die
Tür.
    Magnus ließ
seine Waffe sinken und machte Glaucia ein Zeichen, dasselbe zu tun.
»Dies sind zwei Diebe«, sagte er und zeigte auf mich.
Trotz seiner wüsten Erscheinung klang seine Stimme gesetzt und
moderat, ja, er war nicht einmal außer Atem.
»Einbrecher«, erklärte er. »Wir haben sie er
wischt, als sie sich gewaltsam Zutritt zum Haus von Lucius
Cornelius Chrysogonus verschaffen wollten. Übergebt sie
uns.«
    Die beiden Soldaten
tauschten verwirrte Blicke aus. Sie hatten den Befehl, einen
Gefangenen zu bewachen, waren jedoch nicht angehalten, irgend
jemand am Betreten des Hauses zu hindern oder für Ordnung auf
der Straße zu sorgen. Sie hatten keinen Grund, zwei wild
dreinblickenden Männern mit Messern zu helfen. Genausowenig
wie sie Grund hatten, zwei unerwarteten nächtlichen Besuchern
zu helfen. Magnus hätte ihn erzählen sollen, daß
wir zwei entsprungene Sklaven waren; das hätte die Soldaten
als Mitbürger verpflichtet, uns auszuliefern. Aber jetzt war
es zu spät, seine Geschichte zu ändern. Statt dessen
griff er, als die Wachen nicht reagierten, in seine Tunika und zog
eine schwer aussehende Börse hervor. Die Wächter
betrachteten die Börse, sahen einander an und musterten dann
ohne große Zuneigung Tiro und mich. Ich hämmerte mit
beiden Fäusten gegen die Tür.
    Schließlich
öffnete sich ein Sichtschlitz, und hindurch blickten die
berechnenden Augen des Eunuchen Ahausarus. Sein Blick wanderte von
mir zu Tiro und dann weiter zu den beiden Mördern auf der
Straße. Ich suchte noch immer stammelnd und keuchend nach
Worten, als er die Tür öffnete, uns hereinließ und
sie krachend wieder zuwarf.
    Ahausarus weigerte
sich, seine Herrin zu wecken. Er wollte uns auch

Weitere Kostenlose Bücher