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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Straße, kurz vor dem Abzweig zu Capitos
Villa. Er kam uns alleine auf einem Pferd
entgegen.«
    »Wer bist
du?« knurrte Magnus mich an. »Was hast du hier zu
suchen?« Der Druck des Messers wurde fester, bis ich
spürte, wie meine Haut riß. Ich stellte mir vor, wie Blut
die Klinge hinabtröpfelte. Es spielt keine Rolle, wer ich bin,
wollte ich sagen. Ich weiß, wer ihr seid, alle beide. Du hast
deinen Vetter kaltblütig ermordet und seine Güter
gestohlen. Und du bist in mein Haus eingedrungen und hast eine
blutige Botschaft an die Wand geschmiert. Du hättest Bethesda
umgebracht, wenn du eine Chance gehabt hättest, und vorher
hättest du sie wahrscheinlich vergewaltigt.
    Ich riß mein Knie
nach oben, direkt in Magnus’ Schritt. Reflexartig ließ
er die Hand sinken. Die Klinge schlitzte meine Tunika auf und
kratzte über meine Brust. Egal, ich wußte ohnehin,
daß ich verloren war - Glaucia stand direkt neben mir, den
Dolch gezückt. Ich machte mich auf den Stoß in mein Herz
gefaßt.
    Nur daß mich
niemand erstach, sondern statt dessen Glaucia auf die Knie fiel,
das Messer fallen ließ und an seinen Kopf faßte. Hinter
ihm stand Tiro mit einem blutigen Ziegelstein in der Hand. »Er
hat sich aus der Mauer gelöst«, erklärte er mit
verdutztem Blick. 
    Keiner von uns dachte
daran, nach Glaucias Dolch zu greifen, außer Magnus. Er packte
ihn blitzschnell, machte ein paar Schritte zurück und
stürzte dann, schnaufend wie ein Stier und ein Messer in jeder
Hand, auf uns zu.
    Bevor ich es
wußte, war ich über die Mauer verschwunden, als sei mein
Körper gesprungen und habe meinen Verstand
zurückgelassen. Ich fiel in die Finsternis, wenn auch nicht
allein. Ein Stück rechts über mir segelte ein weiterer
Körper durch die Nacht - Tiro. Wie ein ausgebrannter Komet
trudelte hinter ihm ein blutverschmierter Ziegelstein violett
glänzend im blauen Mondlicht in die Tiefe. Magnus war nur noch
ein wutverzerrtes Gesicht, das über die hohe Mauer auf uns
herabblickte, flankiert von zwei gezückten Dolchen, die von
Sekunde zu Sekunde kleiner wurden.

 
    DRITTER
TEIL
    _______________
    GERECHTIGKEIT

27
    Etwas bemerkenswert
Hartes und Großes sauste mir entgegen und stieß von
unten gegen mich; fester, trockener Boden. Wie von der Hand eines
Riesen geworfen, wurde ich nach vorn geschleudert, überschlug
mich und blieb abrupt liegen. Neben mir hörte ich Tiro
stöhnen. Er klagte über irgend etwas, aber die Worte
klangen verwischt und undeutlich. Für den Augenblick hatte ich
Magnus völlig vergessen. Ich konnte nur denken, wie
erstaunlich dünn die Luft war und wie
außergewöhnlich fest im Gegensatz dazu die Erde. Dann
kam ich zu mir und blickte auf.
    Magnus’
wütendes Gesicht schien unglaublich weit weg; wie konnte ich
nur so tief gesprungen sein? Es bestand keine Gefahr, daß er
mir folgen würde - kein vernünftiger Mensch würde
einen solchen Satz wagen, es sei denn, es ginge um sein Leben.
Magnus würde es auch nicht wagen, Alarm zu schlagen, nicht
solange Sulla sich im Haus aufhielt - sonst bestand die Gefahr,
daß zu viele Fragen gestellt wurden. Wir waren so gut wie
frei, dachte ich. In der Zeit, die Magnus brauchen würde, um
durch die Flure und Treppen hinabzueilen, wären wir
längst in der Dunkelheit verschwunden. Warum lächelte er
dann auf einmal?
    Ein stöhnendes
Geräusch ließ mich den Blick zu Tiro wenden, der
zitternd auf allen vieren neben mir im verdorrten Gras hockte. Er
richtete sich auf und versuchte es zumindest, bevor er hilflos nach
vorn stürzte, er probierte es wieder und fiel erneut. Sein
Gesicht war schmerzverzerrt. » Mein Knöchel«,
flüsterte er heiser und fluchte dann. Ich blickte zum Balkon
hoch. Magnus war nicht mehr da.
    Ich kämpfte mich
auf die Füße und zog Tiro hoch. Er biß die
Zähne zusammen und gab ein seltsam gurgelndes Geräusch
von sich - ein Schmerzensschrei, den er mit schierer Willenskraft
unterdrückte.
    »Kannst du
gehen?« fragte ich.
    »Natürlich.« Tiro
stieß sich von mir ab und fiel prompt auf die Knie. Ich zog
ihn wieder hoch, legte seinen Arm um meine Schulter und begann, so
schnell ich konnte, zu gehen, dann zu traben. Irgendwie schaffte er
es, an meiner Seite zu humpeln, wobei er vor Schmerz zischte. Wir
gelangten etwa dreißig Meter weit, bevor ich weit hinter uns
ein Geräusch hörte. Mein Mut sank.
    Ich blickte mich um
und sah Magnus im Schein der Fackeln vor Chrysogonus’
Portikus auf die Straße stürzen. Hinter ihm kam eine
weitere Gestalt aus dem

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