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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Parodie
schüchterner Jungfräulichkeit. Er öffnete seinen
geschminkten Mund und sang:
           
 
Beim Kampf der Gladiatoren,
da fiel ihr Blick auf ihn.
Sie zeigte ihr Gefallen
Ganz keck an seinem Ding.
     
    Das Gelächter war
ohrenbetäubend. Sulla selbst beugte sich vor, ließ seine
flache Hand auf den Tisch krachen und fiel fast von seinem Sofa.
Chrysogonus lächelte selbstzufrieden und ließ niemanden
im Zweifel über die Urheberschaft dieser Zeile. Hortensius
warf verspielt einen Spargelspeer in Metrobius’ Richtung; er
segelte über dessen Kopf hinweg und traf den jungen Dichter
mitten auf die Stirn. Rufus löste sich von Sorex, der ihm
lächelnd etwas ins Ohr flüstern wollte. Er sah kein
bißchen belustigt aus.
           
 
An jenem Tag wurde Fleisch
durchbohrt,
und viele hat es das Leben gekostet.
Auch Sulla zog hurtig sein Schwert,
zum Beweis, daß es noch nicht verrostet.
Die Dame zeigte sich freudig erregt -
     
    Das Lied wurde vom
klirrenden Krachen eines umgestürzten Tisches unterbrochen.
Rufus war mit hochrotem Kopf aufgesprungen. Hortensius legte eine
Hand auf sein Knie, um ihn zurückzuhalten, aber Rufus riß
sich los. »Valeria mag für dich nur eine Halbschwester
sein, Hortensius, aber sie ist mein eigenes Fleisch und Blut«,
fuhr er ihn an, »und ich werde mir diesen Schmutz nicht weiter
anhören. Und sie ist deine Frau«, sagte er, blieb vor dem
Sofa des Ehrengastes stehen und starrte Sulla wütend an.
»Wie kannst du derartige Beleidigungen
dulden?«
    Mit einemmal herrschte
Stille im Raum. Sulla rührte sich lange Zeit gar nicht,
sondern blieb auf einen Ellenbogen gestützt und mit
ausgestreckten Beinen sitzen. Er starrte ins Leere und verzog das
Kinn, als habe er Zahnschmerzen. Schließlich setzte er seine
Füße auf den Boden, richtete sich auf und musterte Rufus
mit einer Miene, die gleichzeitig Hohn, Reue und Belustigung
widerspiegelte.
    »Du bist ein sehr
stolzer junger Mann«, sagte er. »Sehr stolz und sehr
hübsch, wie deine Schwester.« Er griff nach seinem Wein
und nahm einen Schluck. »Aber im Gegensatz zu Valeria scheint
es dir an Humor zu mangeln. Und wenn Hortensius nur dein Halbbruder
ist, erklärt das vielleicht, warum du über die
Hälfte seines Verstandes verfügst, von guten Manieren
ganz zu schweigen.«
    Er schlürfte noch
einmal an seinem Wein und seufzte. »Als ich in deinem Alter
war, hat mir vieles an der Welt auch nicht gefallen. Anstatt zu
jammern, habe ich mich daran gemacht, sie zu verändern, und
das ist mir gelungen. Wenn ein Lied dich beleidigt, mach kein
Theater. Schreib ein besseres.«
    Rufus stand da und
starrte ihn an, die Arme steif herunterhängend, die
Fäuste geballt. Ich versuchte mir all die Beleidigungen
vorzustellen, die durch seinen Kopf gingen, und flüsterte ein
stilles Gebet, daß die Götter seinen Mund geschlossen
halten würden. Er öffnete ihn, als wollte er etwas sagen,
dann sah er sich wütend um und stolzierte nach
draußen.
    Sulla lehnte sich auf
sein Sofa zurück und sah recht enttäuscht aus, das letzte
Wort behalten zu haben. Es herrschte ein unbehagliches Schweigen,
das nur von einer flapsigen Bemerkung des Möchtegerndichters
unterbrochen wurde: »Das war ein junger Mann, der soeben seine
Karriere ruiniert hat!« Von einem Niemand gegen einen jungen
Messalla und Schwager Sullas gerichtet, war es eine entsetzlich
dumme Bemerkung. Das Schweigen wurde noch drückender, nur
vereinzeltes Stöhnen war zu hören, während
Hortensius hüstelte.
    Allein der Gastgeber
zeigte sich unbeeindruckt. Chrysogonus lächelte sein goldenes
Lächeln und warf einen herzlichen Blick auf Metrobius.
»Ich glaube, es fehlt zumindest noch ein Vers - zweifelsohne
der beste, wenn er bis zum Schluß aufbewahrt
wurde.«
    »Wohl wahr!«
Sulla erhob sich mit funkelnden Augen und vom Wein nur ganz leicht
schwankend. Er ging in die Mitte des Raumes. «Was für ein
wundervolles Geschenk ihr mir alle heute abend gemacht habt! Sogar
der kleine Rufus, der sich so töricht und anmaßend
benommen hat - so ein feuriger Rotschopf mit so feurigem
Temperament, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester. Was für
ein Abend! Ihr habt mich an alles erinnert, ob ich wollte oder
nicht - an die guten wie an die schlechten Tage. Aber die alten
Zeiten waren noch immer die besten, als ich jung war und nichts
außer Hoffnung, Gottvertrauen und die Liebe meiner Freunde
hatte. Damals war ich ein sentimentaler Narr!« Mit diesen
Worten nahm er Metrobius’ Gesicht zwischen beide

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