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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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der
auch einmal jung war. Ja, so jung wie du jetzt bist, und genauso
unverwüstlich. Du scheinst gutgelaunt zu
sein.«
    »Ich denke,
ja.«
    »Keine
Schmerzen?«
    »Ein wenig, aber
was soll’s. Es ist alles so aufregend.«
    »Ja?«
    »Mit Cicero,
meine ich. Die ganzen Papiere, die fertiggestellt werden
müssen, die Leute, die vorbeikommen -Freunde der Verteidigung,
gute Männer wie Marcus Metellus und Publius Scipio. Von seiner
Rede ganz zu schweigen, der Versuch, die Argumente der Anklage
vorauszuahnen -eigentlich bleibt gar nicht genug Zeit für
alles. Es ist ein einziges Gehetze. Rufus sagt, daß das immer
so geht, selbst bei einem erfahrenen Anwalt wie
Hortensius.«
    »Dann hast du
Rufus heute schon gesehen?«
    »Am Morgen, als
du noch geschlafen hast. Cicero hat mit ihm geschimpft, weil er
Sulla auf der Feier eine Szene gemacht hat und rausgestürmt
ist. Er meinte, Rufus sei zu unbesonnen und dünnhäutig -
genauso wie er dich gestern nacht getadelt hat.«
    »Mit dem
Unterschied, daß Cicero insgeheim stolz auf das ist, was
Rufus getan hat, da bin ich mir sicher, während er über
mich ernsthaft empört war. Wo ist Rufus
jetzt?«
    »Unten auf dem
Forum. Cicero hat ihn losgeschickt wegen irgendeines Schriftsatzes,
der Chrysogonus zugestellt werden soll, damit er seine Erlaubnis
zur Vorführung und Vereidigung der beiden Sklaven Felix und
Chrestus erteilt. Das wird Chrysogonus natürlich nicht tun,
aber damit macht er sich verdächtig, verstehst du, und Cicero
kann das in seine Rede einbauen. An diesem Teil haben wir den
ganzen Vormittag gearbeitet. Er will Chrysogonus tatsächlich
beim Namen nennen. Das erwarten sie natürlich am wenigsten,
weil sie glauben, daß jeder viel zuviel Angst hat, die
Wahrheit auszusprechen. Er wird sich sogar Sulla vornehmen. Du
solltest ein paar von den Sachen hören, die er gestern abend
geschrieben hat, während wir unterwegs waren, über die
freie Hand, die Sulla Verbrechern gegeben und wie er zu Korruption
und offenem Mord ermutigt hat. Das kann Cicero natürlich nicht
alles verwenden; das wäre Selbstmord. Das muß er noch
irgendwie abmildern, aber trotzdem, wer sonst hätte den Mut,
auf dem Forum für die Wahrheit einzutreten?«
    Er lächelte
erneut und zog sich an der Krücke hoch, bis er auf einem Bein
stand. Bethesda eilte ihm zur Hilfe, und er ließ sie
errötend gewähren. » Ich muß jetzt gehen. Ich
kann nicht bleiben. Cicero wird mich brauchen. Er wird Rufus noch
mit einem Dutzend Aufträgen zum Forum schicken, und wir drei
werden wahrscheinlich die ganze Nacht wach
bleiben.«
    »Während
ich meinen Schlaf nachhole. Aber warum bleibst du nicht noch ein
wenig? Ruh dich aus, du wirst deine Kraft heute abend noch
brauchen. Außerdem, mit wem sollte ich mich sonst
unterhalten?«
    Tiro wackelte mit
seiner Krücke. »Nein, ich muß jetzt wirklich
zurück.«
    »Ach so.
Vermutlich hat Cicero dich nur geschickt, um mal kurz nach mir zu
sehen.«
    Tiro zuckte, so gut es
auf die Krücke gestützt ging, mit den Schultern.
»Eigentlich hat Cicero mich mit einer Botschaft zu dir
gesandt.«
    »Eine Botschaft?
Warum schickt er dich mit deinem verstauchten
Knöchel?«
    »Vermutlich
dachte er, daß die anderen Sklaven... das heißt, ich
bin sicher, er hätte auch selbst kommen können, nur - er
hat mir jedenfalls aufgetragen, dich daran zu erinnern, was er
letzte Nacht gesagt hat. Weißt du noch?«
    »Was soll ich
noch wissen?« Mir war plötzlich wieder nach Spotten
zumute.
    »Er sagt, du
sollst das Haus nicht verlassen. Was immer Ciceros Haushalt zu
deinem Wohlbefinden beitragen kann, steht dir
selbstverständlich zur Verfügung, und wenn du etwas von
draußen brauchst, kannst du jederzeit einen Haussklaven
losschicken.«
    »Ich bin es
nicht gewohnt, den ganzen Tag und die ganze Nacht im Haus zu
bleiben. Vielleicht begleite ich Rufus bei einem seiner Gänge
zum Forum.«
    Tiro wurde rot.
»Also, das ist so, Cicero hat den Wächtern, die er zum
Schutz des Hauses gemietet hat, gewisse Anweisungen
erteilt.«
    »Anweisungen?«
    »Er hat ihnen
befohlen, dafür zu sorgen, daß du das Haus nicht
verläßt.«
    Ich starrte ihn
ungläubig an, bis Tiro den Blick senkte. »Er will mich
im Haus festhalten? So wie die Wächter von Caecilias Haus
Sextus Roscius festhalten?«
    »Naja,
vermutlich schon.«
    »Ich bin ein
römischer Bürger, Tiro. Wie kann Cicero es wagen, einen
Bürger in seinem Haus gefangenzuhalten? Was werden diese
Wächter tun, wenn ich versuche, das Haus zu
verlassen?«
    »Ich

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