Das Lächeln des Cicero
Metelli und den Messalli zu
verkehren. Ich betrachtete meine Kleidung, eine gewöhnliche
Bürgertoga über einer schlichten Tunika. Der einzige
Tupfer Purpur war ein Rotweinflecken knapp über dem Saum.
Bethesda behauptete, Stunden mit dem vergeblichen Versuch
zugebracht zu haben, ihn zu entfernen.
Als wir den Gipfel
erklommen hatten, zeigte selbst Tiro Zeichen von Erschöpfung.
Schweiß klebte seine dunklen Locken auf seine Stirn. Sein
Gesicht war vor Anstrengung gerötet - oder vielleicht auch vor
so etwas wie erregter Erwartung. Erneut fragte ich mich, warum es
ihn so zu Caecilia Metellas Haus drängte.
»Hier ist
es«, keuchte Cicero und blieb stehen, um zu Atem zu kommen.
Das Haus vor uns war ein riesiger, langgezogener Bau, rosafarben
verputzt und umgeben von uralten Eichen. Die Tür war unter
einem Portico in die Mauer eingelassen und wurde von zwei behelmten
Soldaten in voller Kampfausrüstung mit Schwertern in den
Gürteln und Speeren in den Fäusten flankiert. Ergraute
Veteranen von Sullas Armee, wie ich erschrocken
bemerkte.
»Die
Wachen«, sagte Cicero und machte eine vage Handbewegung,
während er die Stufen hinaufstieg. »Ignoriere sie
einfach. Unter dem ganzen Leder müssen sie ja vor Hitze
vergehen. Tiro?«
Tiro, der fasziniert
die Ausrüstung der Soldaten angestarrt hatte, sprang vor
seinem Herrn die Stufen hoch, um an die schwere Eichentür zu
klopfen. Geraume Zeit verstrich, in der wir alle drei zu Atem zu
kommen suchten und im Schatten des Porticos unsere Hüte
abnahmen. Lautlos öffnete sich nach einer Weile die Tür.
Von drinnen wehte uns kühle Luft und der Duft von Weihrauch
zur Begrüßung entgegen.
Tiro und der Sklave an
der Tür tauschten die üblichen Förmlichkeiten aus -
»mein Herr ist gekommen, deine Herrin zu besuchen« -,
dann warteten wir einen weiteren Moment, bevor der Sklave in der
Halle uns hereinbat. Er nahm uns unsere Hüte ab und
verschwand, um einen weiteren Sklaven zu holen, der uns anmelden
würde. Über die Schulter warf ich einen Blick auf den
Türsteher, der auf einem Hocker neben dem Portal saß und
mit irgendeiner Bastelarbeit beschäftigt war. Sein Fuß
war an die Wand gekettet, und die Kette war eben lang genug,
daß er die Tür erreichen konnte.
Der Empfangssklave
erschien, offensichtlich enttäuscht, daß es Cicero war
und nicht irgendein unterwürfiger Klient, dem man ein paar
Denar abpressen konnte, bevor man ihm den weiteren Zutritt ins Haus
genehmigte. An Kleinigkeiten -seiner hohen Stimme, den sichtbar
vergrößerten Brüsten - erkannte ich, daß er
ein Eunuch war. Während sie im Orient ein uralter und
unverzichtbarer Bestandteil der Sozialstruktur waren, blieben die
Geschlechtslosen in Rom eine Seltenheit und wurden mit großem
Abscheu betrachtet. Cicero hatte zwar gesagt, daß Caecilia
eine Anhängerin orientalischer Kulte war, aber sich einen
Eunuchen im Haus zu halten, kam mir trotzdem reichlich bizarr und
affektiert vor.
Wir folgten ihm um das
zentrale Atrium herum und eine Marmortreppe hinauf. Der Sklave zog
einen Vorhang zurück, und ich trat hinter Cicero in eine
Kammer, die in einem alexandrinischen Luxusbordell keineswegs fehl
am Platze gewirkt hätte.
Wir schienen in ein
großes und überdekoriertes Zelt geraten zu sein,
überall Plüsch und Kissen und Teppiche und Vorhänge.
In den Ecken standen Roste, an denen Duftlampen aus Messing hingen,
die dünne Rauchfäden ausatmeten.
Aus diesem Zimmer
drang der Duft von Weihrauch durch das ganze Haus. Die
verschiedenen Gewürze wurden ohne jedes Gefühl für
Dosierung oder Geruchseigenschaften verbrannt. Die derbe
Konzentration von Sandelholz und Myrrhe war ekelerregend. Jede
ägyptische Hausfrau hätte das besser
hingekriegt.
»Herrin«,
flüsterte der Eunuch. »Der geschätzte Anwalt Marcus
Tullius Cicero.« Er zog sich rasch zurück.
Am anderen Ende des
Raums lag unsere Gastgeberin bäuchlings zwischen den Kissen
auf dem Boden. Links und rechts neben ihr knieten zwei Sklavinnen.
Sie waren dunkelhäutig und nach ägyptischer Mode
gekleidet, mit durchsichtigen Gewändern und heftig geschminkt.
Über ihnen thronte, den gesamten Raum dominierend, das Objekt,
vor dem Caecilia hingestreckt lag.
Etwas Vergleichbares
hatte ich noch nie gesehen. Es war ganz offensichtlich die
Verkörperung einer der orientalischen Erdgöttinnen,
Cybele oder Astarte oder Isis, obwohl ich diese spezielle Mutation
noch nie gesehen hatte. Die Statue war knapp drei Meter hoch, und
ihre Spitze berührte fast
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