Das Lächeln des Killers
Ich weiß schließlich selber, was ich bin.«
Sie schüttelte den Kopf. »Was bist du denn?«
»Genau wie du haben auch Menschen mit meinem Beruf im Allgemeinen mit persönlichen Beziehungen, ich meine mit richtigen Beziehungen, kein sonderliches Glück.«
»Tut mir Leid.« Sie hob eine Hand. »Aber glaubst du etwa allen Ernstes, dass ich nicht mit dir schlafe, weil du ein Profi bist? Charles, wenn du das denkst, beleidigst du dadurch uns beide.«
Er kehrte zurück an den Tisch und nahm sein Weinglas in die Hand. »Jetzt bin ich verwirrt.«
»Ich will nicht jetzt schon mit dir schlafen, weil das alles viel zu schnell geht. Weil ich glaube, dass das, was ich für dich empfinde, wesentlich tiefer geht, und weil ich gerne die Gelegenheit bekäme, mir über meine Gefühle klar zu werden, ehe... Also ich würde die Sache gerne etwas langsamer angehen. Ich würde gern mehr Zeit mit dir verbringen, damit wir uns gegenseitig besser kennen lernen können. Ich wäre jetzt nicht hier, wenn ich nicht akzeptieren könnte, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst. Und falls du wirklich denkst, ich wäre so engstirnig und kleinlich...«
»Ich könnte mich in dich verlieben.«
Dieser eine leise Satz raubte ihr den Atem. »Ich weiß. O Gott, ich weiß. Ich mich genauso in dich. Und exakt das macht mir ein bisschen Angst.«
»Gut, denn mich macht der Gedanke total panisch.« Er griff lächelnd nach ihrer Hand – »Also gehen wir die Sache behutsam an« –, küsste ihre Finger, ihre Knöchel und ihr Handgelenk, zog sie erneut an seine Brust und strich mit seinen Lippen über ihre Schläfe und ihr Gesicht.
Ihr Puls begann zu rasen. »Nennst du das etwa langsam?«
»Wir werden nur so schnell machen, wie du willst.« Er legte eine Hand unter ihr Kinn, stupste ihren Kopf sachte zurück und sah ihr lächelnd ins Gesicht. »Vertrau mir, schließlich bin ich ein Profi.«
Während sie noch vergnügt gluckste, klingelte es an der Tür.
»Gib mir zehn Sekunden Zeit, um abzuwimmeln, wer auch immer uns beide gerade stört. Und vergiss nicht, wo wir gerade waren.«
Er öffnete die Tür, und sofort stieß ihn McNab unsanft ein Stück zurück. »Okay, du Hurensohn. Jetzt rechnen wir beide endlich miteinander ab.«
»Detective...«
»Was zum Teufel bildest du dir ein?« Wieder stieß ihm McNab gegen die Brust. »Sie derart zu behandeln. War es unbedingt erforderlich, ihr deine neueste Eroberung derart unter die Nase zu reiben?«
»Detective, Sie erheben besser nicht noch einmal die Hand gegen mich.«
»Ach nein?« Vielleicht war die zweite Flasche doch keine so gute Idee gewesen, ging es McNab vage durch den Kopf, aber trotzdem hob er mutig seine Fäuste. »Dann versuchen wir’s doch einfach so.«
»Detective McNab«, schaltete Louise sich mit ruhiger Stimme ein, während sie zwischen die beiden Männer trat. »Sie sind offenbar ziemlich erregt. Vielleicht sollten Sie sich erst mal setzen.«
»Dr. Dimatto.« McNab ließ die Fäuste sinken. »Ich hatte Sie gar nicht gesehen.«
»Charles, warum kochst du uns nicht erst mal einen Kaffee? Ian... Sie heißen doch Ian, nicht wahr? Kommen Sie mit ins Wohnzimmer und setzen wir uns.«
»Sie müssen entschuldigen, aber ich will weder einen gottverdammten Kaffee, noch will ich mich setzen. Ich bin nämlich hergekommen, um ihm einen Tritt in den Hintern zu verpassen.« Über ihre Schulter hinweg piekste er Charles unsanft mit dem Zeigefinger in die Brust. »Tut mir Leid, dass Sie in diese Sache mit hineingezogen werden. Sie sind eine wirklich nette Frau. Aber ich habe etwas mit diesem Hurensohn zu klären.«
»Ich nehme an, es geht um Delia.«
Als Charles hinter Louise hervortrat, baute sich McNab drohend vor ihm auf. »Genau. Bildest du dir etwa ein, nachdem du sie in die verdammte Oper und in irgendwelche Schickimicki-Restaurants geschleppt hast, hättest du das Recht, sie einfach abzulegen wie einen alten Handschuh, nur weil du dich mit einem Mal für eine andere interessierst?«
»O nein, das tue ich ganz sicher nicht. Delia bedeutet mir sehr viel.«
McNab sah rot und holte aus. Seine geballte Rechte traf geradewegs ihr Ziel, und noch ehe Charles begriff, wie ihm geschah, verpasste er ihm auch noch einen Faustschlag in den Bauch.
Als die beiden anfingen, einander zu umkreisen, verließ Louise fluchtartig die Kampfstätte.
Als sie zurückkam, rollten die beiden schwitzend und knurrend auf dem Boden, und so kippte sie entschlossen den mitgebrachten Eimer kalten Wassers über sie
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