Das Lächeln des Killers
Couch.
»Was machst du da?«
»Ich werde mir einen Film mit dir zusammen ansehen.«
»Einen Film. Roarke...«
»Das tust du viel zu selten.« Er legte sie sanft ab und wählte eine der zahllosen Disketten aus seinem Fundus aus. »Du flüchtest viel zu selten aus der Realität. Du gönnst dir viel zu selten irgendein Drama, irgendeine Komödie, gespieltes Leid oder gespielte Freude, die dich eine Zeit lang aus der Wirklichkeit entführt.«
Er kam zurück zum Sofa, schob sich hinter sie und drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich habe dir schon mal von diesem Film erzählt, dem Film mit Magda Lane. Er hat mich, als ich noch jung war, des Öfteren von meinem Leid befreit.«
Es fühlte sich so gut an, in seinem Arm zu liegen und sich, während die Titelmelodie den Raum erfüllte, die farbenfrohen Kostüme vor der aufwändigen Kulisse zu betrachten. »Wie oft hast du diesen Film gesehen?«
»Dutzende von Malen. Pst. Wenn du nicht still bist, verpasst du den Eröffnungsdialog.«
Sie schaute auf den Bildschirm, hörte, als sie ihre Augen nicht mehr offen halten konnte, weiter zu...
... und schlief nach wenigen Minuten ein.
Als sie die Augen wieder aufschlug, war es still, stockfinster, und er hielt sie immer noch im Arm. Am liebsten hätte sie vor lauter Müdigkeit die Augen wieder zugemacht, doch sie hielt sie tapfer offen, drehte ihr Handgelenk und warf einen Blick auf ihre Uhr.
Es war bereits nach fünf. Sie hatte drei volle Stunden geschlafen, das müsste genügen. Als sie sich jedoch bewegte, zog Roarke sie eng an sich heran.
»Bleib noch ein paar Minuten liegen.«
»Ich kann nicht. Ich werde mindestens eine halbe Stunde duschen müssen, damit mein Hirn auch nur halbwegs funktioniert. Ich frage mich, ob man wohl auch im Liegen duschen kann.«
»So etwas nennt man baden.«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Warum flüsterst du?«
»Ich flüstere doch gar nicht.« Sie räusperte sich vorsichtig und hatte das Gefühl, als hätte sie unzählige kleine Glasstücke verschluckt. »Ich bin nur ein bisschen heiser.«
»Licht an, zehn Prozent.« Im sanften Dämmerlicht der Deckenlampe fixierte er ihr Gesicht. »Außerdem bist du so bleich wie ein Gespenst«, erklärte er, legte eine Hand auf ihre Stirn, und so etwas wie Panik huschte über sein Gesicht. »Ich glaube, du hast Fieber.«
»Hab ich nicht.« Als er bei dem Gedanken, dass sie vielleicht krank war, panisch wurde, verspürte auch sie selber eine Spur von Angst. »Ich bin nicht krank. Ich werde niemals krank.«
»Wenn man so gut wie niemals richtig schläft und fast ausschließlich von schwarzem Kaffee lebt, bleibt das einfach nicht aus. Verdammt, Eve, du hast es tatsächlich geschafft und dein Immunsystem endgültig überstrapaziert.«
»Hab ich nicht.« Sie wollte sich aufrichten, doch das Zimmer fing an sich zu drehen, und sie sank schlaff in seinen Arm zurück. »Ich bin nur noch nicht ganz wach.«
»Ich sollte dich ans Bett fesseln und frühestens in einem Monat wieder aufstehen lassen«, meinte er. »Du brauchst wirklich jemanden, der auf dich aufpasst, weil du es selbst nie tust.« Er rollte sich vom Sofa, trat vor die Gegensprechanlage und rief seinen Majordomus an.
»Ich weiß wirklich nicht, weshalb du plötzlich so sauer auf mich bist.« Ihre Stimme hatte einen derart jämmerlichen Klang, dass sie erschreckt zusammenfuhr. »Ich bin einfach noch etwas verschlafen, weiter nichts.«
»Wenn du auch nur einen Fuß von diesem Sofa runterhebst, schleppe ich dich zum Arzt.«
»Wenn du das jemals wagen solltest, werden wir ja sehen, wer von uns beiden im Anschluss verarztet werden muss.« Da ihre Stimme selbst bei dieser Drohung eher erbärmlich klang, war sie nicht besonders effektiv.
Roarke bedachte sie mit einem genervten Blick und schnauzte in den Apparat: »Summerset. Eve ist krank. Ich brauche Sie hier oben.«
»Was? Was hast du vor?« Sie rappelte sich auf und hätte es beinahe geschafft, die Füße von der Couch zu schwingen, als Roarke quer durch den Raum geschossen kam und sie zurück aufs Sofa zwang. »Er wird mich nicht anrühren. Wenn er es tatsächlich wagt, Hand an mich zu legen, schlage ich euch beide blutig. Wo ist meine Waffe?«
»Entweder behandelt er dich – oder ich schaffe dich zum Arzt.«
Sie atmete zischend ein. »Du bist hier nicht der Boss.«
»Beweise es mir«, forderte er sie unfreundlich heraus. »Zwing mich in die Knie.«
Sie richtete sich auf, er schubste sie zurück, sie fuhr wieder in die Höhe und
Weitere Kostenlose Bücher