Das Lächeln des Killers
Untergebenen?«
»Wenn meine Untergebenen den Rest der Nacht damit verbringen, ›Versteck-die-Salami‹ miteinander zu spielen, kriegen sie bei dem Briefing morgen früh nicht ein Auge auf... he, was machst du da?«
»Ich ziehe dir die Stiefel aus. Du gehst jetzt nämlich, wie du selbst gesagt hast, umgehend ins Bett.«
Sie starrte auf seinen Hinterkopf. Himmel, der Mann hatte wahrhaftig unglaubliches Haar... rabenschwarz und seidig weich, ging es ihr, während ihr Kinn auf ihre Brust sank, durch den Kopf. Es verführte regelrecht dazu, dass man beide Hände gleichzeitig darin vergrub. Und auch das Gesicht und...
Sie riss ihren Kopf zurück. »Ich werde nur schnell duschen, und dann mache ich noch etwas weiter.«
»Nein, Eve, das tust du nicht.« Er warf ihre Stiefel kraftvoll in die Ecke. »Ich sehe nämlich nicht tatenlos mit an, wie du dich selber zu Grunde richtest. Du gehst also entweder freiwillig ins Bett oder ich versetz dir einen K.-o.-Schlag.«
Sie runzelte die Stirn. Es kam nicht häufig vor, dass die brodelnde Gewaltbereitschaft, die in seinem Inneren nistete, derart deutlich zutage trat. Dass es jetzt geschah, war eindeutig ein Zeichen dafür, dass sie wirklich so erbärmlich aussah, wie Morris behauptet hatte.
»Ich habe sein Gesicht gesehen. Ich habe diesem Typen ins Gesicht gesehen«, erklärte sie Roarke leise. »Ich kann nicht schlafen, Roarke, denn dann werde ich es wieder sehen.« Sie presste sich die Finger vor die Augen und stand schwankend auf. »Ich habe ihm ins Gesicht gesehen, und wenn ich nicht gewusst hätte, was für ein Mensch er ist, hätte ich es nicht bemerkt.«
Sie schleppte sich durchs Zimmer, öffnete ein Fenster und atmete tief ein. »Er ist jung. Sein Gesicht ist noch etwas weich. Er hat karottenrote Locken wie, ich weiß nicht, wie eine hübsche Puppe oder so. Er hat heute Nacht getötet, hat einem Menschen – einem Blutsverwandten – das Leben genommen, vorsätzlich und unter Anwendung äußerster Gewalt. Und trotzdem hat er einfach dagesessen und mit mir gesprochen. Mit tränenerstickter Stimme. Voller Trauer. Er hat seine Rolle derart perfekt gespielt, dass mir nicht aufgefallen wäre, dass er mich belügt. Was hinter der Fassade steckt, hätte ich tatsächlich nicht gesehen.«
Er hasste die Müdigkeit in ihrer Stimme, hasste aber noch mehr die Mutlosigkeit, die darin mitschwang. »Weshalb hättest du es sehen sollen?«
»Weil ich danach Ausschau gehalten habe, aber es war nicht zu erkennen.« Sie sah Roarke mit zornblitzenden Augen an. »Er hat es genossen. Das habe ich instinktiv gespürt, aber ich habe es weder in seinem Gesicht noch in seinem Blick gesehen. Er hat sich... amüsiert. Diese Sache hat das Risiko noch einmal erhöht. Es ist dasselbe Spiel geblieben, nur hat es eine neue Ebene erreicht.
Ich wollte ihm wehtun«, fuhr sie verbittert fort. »Wollte ihm eigenhändig wehtun. Am liebsten hätte ich ihm wiederholt meine Faust in das Gesicht gerammt und nicht nur seine Selbstzufriedenheit, sondern ihn selber dadurch ausgelöscht.«
»Stattdessen bist du gegangen.« Er war sich sicher, dass sie nicht mal merkte, dass ihr ein dichter Tränenstrom über die Wangen lief. »Weil du ihn dadurch auslöschen wirst, dass du ihn daran hinderst, weitere Untaten zu begehen, indem du ihn bis an sein Lebensende hinter Gitter bringen wirst.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und strich die Feuchtigkeit mit seinen Daumen fort. »Meine geliebte Eve, du bist total erschöpft. Wenn du dich jetzt nicht endlich einmal ausruhst, wie willst du dann weiter für diese Frauen einstehen?«
Sie umfasste seine Handgelenke und sah ihn reglos an. »In dem Traum, den ich hatte, als du fort warst, in dem letzten Traum, in dem mein Vater aus Dutzenden von Wunden, die ich ihm beigefügt hatte, geblutet hat und trotzdem weiter aufrecht vor mir stand, hat er zu mir gesagt, ich würde ihn bis an mein Lebensende niemals los. Er hatte Recht. Hat man endlich einen dieser Bastarde erwischt, taucht sofort der nächste auf. Als ob er nur darauf gewartet hätte, endlich dran zu sein. Ich kann nicht schlafen, denn dann sehe ich sie alle vor mir.«
»Heute Nacht ganz sicher nicht.« Er zog sie eng an seine Brust. »Wir werden nicht zulassen, dass nur ein einziger dieser Typen dir heute Nacht im Traum erscheint. Wenn du wirklich nicht schlafen kannst...«, er küsste sie zärtlich auf die Schläfe, »... ruhst du dich halt einfach aus.«
Damit nahm er sie auf den Arm und trug sie zur
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