Das Lächeln des Killers
stinkendes Gebräu. Doch obwohl die heiße Wut, die er verspürte, ab und zu ein kleines Loch in den dicken Eispanzer um seine Seele schmolz, hatte er alles unter Kontrolle. Davon war er überzeugt.
Er hatte gewusst, dass seine Mutter jammernd, flehend und weinend vor dem Richter sitzen würde. Sie war ein durch und durch berechenbarer Mensch. Eben typisch Frau. Frauen waren von Natur aus unterwürfige und schwache Wesen, sie brauchten strenge Führung und eine feste Hand. Erst sein Großvater und dann sein Vater hatten seine Mutter stets mit fester Hand gelenkt.
Er führte also lediglich die Tradition der McNamaras und der Dunwoods fort.
Die Männer der Familie Dunwood waren Lenker. Die Männer der Familie Dunwood waren Sieger.
Die Männer der Familie Dunwood verdienten Respekt, Gehorsam und unbedingte Loyalität. Man behandelte sie nicht wie gewöhnliche Verbrecher, schubste sie nicht herum, sperrte sie nicht ein, unterzog sie nicht dem entwürdigenden Schauspiel eines polizeilichen Verhörs.
Und nie, niemals, ließen sie zu, dass irgendjemand sie verriet.
Natürlich hatten sie ihn gehen lassen. Er hatte nie daran gezweifelt, dass er entlassen werden würde. Er würde niemals ins Gefängnis gehen, ließe niemals zu, dass man ihn in einen Käfig steckte wie ein wildes Tier.
Egal, auf welchem Weg – er ginge als Sieger aus diesem Spiel hervor.
Allerdings würde dadurch die Demütigung nicht wieder wettgemacht, die er erlitten hatte, als er seiner Rechte beraubt, auf das Revier gezerrt und vor den Richter geschleift worden war.
Er würde sich um Eve Dallas kümmern. Hinter der Fassade der hartgesottenen Polizistin war sie doch trotz allem eine Frau. Und eine Frau sollte, weiß Gott, niemals in eine Position gelangen, in der sie Autorität oder gar Macht besaß. Das war eins der wenigen Dinge gewesen, worin er und sein wenig beweinter toter Großvater sich einig gewesen waren.
Er würde sich Zeit lassen mit ihr, würde alles genauestens planen. Würde genau den rechten Ort und Zeitpunkt wählen und ihr dann heimzahlen, dass sie gewagt hatte, persönlich Hand an ihn zu legen und das nette Spielchen zu verderben. Dass er durch ihre Schuld öffentlich erniedrigt worden war.
An einem ruhigen Ort, während eines privaten Rendezvous. O ja, sein Date mit Lieutenant Dallas würde heiß. Dann wäre sie diejenige in Fesseln. Und wenn sie, voll gepumpt mit Whore, schluchzend darum betteln würde, dass er ihr endlich gäbe, was alle Frauen wollten, würde er sie nicht mal ficken.
Er würde ihr wehtun. O ja, er würde ihr Schmerzen bereiten – wunderbare Schmerzen –, aber die letztendliche Erlösung enthielte er ihr vor.
Sie würde verzweifelt sterben, würde wie eine heiße Hündin vor ihm auf dem Boden kriechen, damit er sie endlich nahm.
Bei der Vorstellung wurde er hart, und diese Härte zeigte, er war ein ganzer Mann.
Aber Dallas und ihre Bestrafung müssten warten. Besser, er ging die Dinge ihrer natürlichen Reihenfolge nach an.
Und als Erster käme Kevin.
Selbst eine lebenslange Freundschaft wog die Todsünde der Untreue nicht auf. Kevin müsste bezahlen, und durch diese Bezahlung würde er selbst noch dazu entlastet, überlegte er und nickte zufrieden.
Er hatte sich für diese Aufgabe besonders sorgfältig zurechtgemacht. Das kupferrote Haar lag wie ein enger Helm um seinen Kopf. Er hatte einen milchig weißen Teint. Er hatte einen Ausweis auf den Namen Terrance Blackburn. Und Kevin Morano hatte ihn als seinen Verteidiger benannt.
Natürlich wies die Kostümierung gewisse Mängel auf. Die Notwendigkeit, sich zu beeilen, war jedoch größer als sein Wunsch nach Perfektion.
Auf alle Fälle, wusste er, sahen die Leute für gewöhnlich das, was sie erwarteten, und er sah Blackburn nicht nur ähnlich, sondern wies sich auch als Blackburn aus, trug den konservativen dunklen Anzug, den alle erfolgreichen Strafverteidiger trugen, hatte eine teure Lederaktentasche in der Hand und machte ein ernstes, erhabenes Gesicht.
Die Sicherheitskontrolle auf der Wache passierte er ohne Probleme, und als er seinen Mandanten sehen wollte, bedachte ihn der diensthabende Beamte weniger mit einem interessierten als vielmehr mit einem ärgerlichen Blick.
Die flüchtige Durchsuchung seiner Taschen und das Durchleuchten seines Aktenkoffers ließ er ungerührt über sich ergehen, und als man ihn endlich in ein Besprechungszimmer führte, setzte er sich an den Tisch, faltete die Hände und wartete gelassen, bis sein Mandant
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