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Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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geöffnet, und sie haben auch schon die ersten Gäste aufgenommen. Aber ein paar Kleinigkeiten müssen noch getan und ein paar Programme müssen noch gestartet werden, bis es als vollkommen funktionstüchtig bezeichnet werden kann. Es müsste...« Er brach ab. »Nein, ich habe dir nichts davon erzählt. Und ich kann nicht sagen, ob ich es dir nicht auch weiterhin verschwiegen hätte, weil ich mir nicht sicher war, ob du dich darüber freuen würdest oder ob du womöglich eher unglücklich darüber wärst.«
    »Mir gefällt der Name.«
    »Das ist gut.«
    »Aber was mich traurig macht – ein wirklich jämmerliches Wort –, ist, dass du mir nichts von einem Vorhaben erzählt hast, auf das du echt stolz sein kannst. Ich wäre ebenfalls nicht in ein solches Heim gegangen«, fuhr sie, als er sie schweigend ansah, mit leiser Stimme fort. »Er hatte mir fürchterliche Angst vor solchen Orten eingeflößt, hatte behauptet, es wären riesengroße, dunkle Löcher, und ich hatte damals vor der Dunkelheit nicht weniger Angst als vor ihm selbst. Deshalb wäre ich nicht hingegangen. Aber andere werden es sicher tun.«
    Er hob ihre Hand an seinen Mund. »Ja.«
    »Guck dich doch bloß mal an, du angeblicher böser Bube. Inzwischen bist du eine Stütze der Gesellschaft, ein echter Menschenfreund, das personifizierte soziale Gewissen unserer Stadt.«
    »Fang jetzt bloß nicht so an...«
    »Ein wirklich harter Bursche mit einem riesengroßen, superweichen Herzen.«
    »Zwing mich nicht, dir wehzutun.«
    »Hast du das gehört?« Sie legte ihren Kopf ein wenig schräg. »Das ist das Schlottern meiner Knie.« Froh, weil die Traurigkeit, die sie ihm bei seiner Heimkehr deutlich angesehen hatte, aus seinem Blick verschwunden war, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. Allmählich spielte sie die Rolle der fürsorglichen Ehefrau richtiggehend gern. Und natürlich gut.
    »Okay, nun, da ich sowohl meinen sexuellen als auch meinen ganz normalen Hunger habe von dir stillen lassen, mache ich mich am besten wieder an die Arbeit.«
    »Falls ich mich recht entsinne, hast du mir versprochen, mich noch ins Bett zu bringen«, erinnerte er sie.
    »Das wird noch ein bisschen warten müssen, Freundchen. Ich will noch ein paar Wahrscheinlichkeitsberechnungen anstellen und gucken, ob ich irgendetwas über das Benutzerkonto dieses Typen in Erfahrung bringen kann. Er führt es unter dem Namen La Belle Dame.«
    »Keats.«
    »Was ist denn das?«
    »Nicht was, du Ignorantin, sondern wer. John Keats. Ein klassischer Dichter aus dem neunzehnten Jahrhundert. Das Gedicht heißt ›La Belle Dame Sans Merci‹. Die schöne, gnadenlose Frau.«
    »Woher weißt du nur all dies Zeug?«
    »Erstaunlich, nicht wahr?« Lachend zog er sie von ihrem Stuhl. »Ich werde dir das Gedicht besorgen, und dann fangen wir mit der Arbeit an.«
    »Ich brauche nicht...«
    Ehe sie weitersprechen konnte, gab er ihr einen schnellen, harten Kuss. »Wie wäre es damit? Wir werden ganz einfach so tun, als hättest du mir lang und breit erklärt, dass du die Hilfe oder eher Einmischung einer Zivilperson in deine Arbeit weder willst noch brauchst, und dass ich dir ausführlich erläutert habe, wie nützlich, vorteilhaft und deshalb durch und durch vernünftig meine Hilfe ist. Wir haben ungefähr zwanzig Minuten darüber gestritten, bis du endlich zugegeben hast, dass ich schneller an Informationen herankomme als du, dass zwei Köpfe besser denken als einer allein – und so weiter und so fort, und fangen dann endlich mit der Arbeit an. Auf diese Weise sparst du jede Menge Zeit.«
    Sie atmete zischend aus. »Okay, aber wenn ich dich dabei erwische, dass du selbstgefällig grinst, trete ich dir dafür in den Hintern.«
    »Liebling, das ist doch wohl selbstverständlich«, antwortete er feixend und wandte sich zum Gehen.

5
    Sie hatten keine Ahnung, wie er aussah. Immer, wenn die Furcht versuchte, ihm wie eine Horde Ameisen unter die Haut zu kriechen, wiederholte er diesen einen, grundlegenden Satz.
    Sie hatten keine Ahnung, wie er aussah, und deshalb fänden sie ihn nicht.
    Er könnte durch die Straßen laufen, Taxi fahren, Restaurants und Clubs besuchen, wie es ihm gefiel. Niemand würde ihm dort irgendwelche Fragen stellen, mit dem Finger auf ihn zeigen oder riefe gar die Polizei.
    Er hatte getötet, doch ihm konnte nichts geschehen.
    Eigentlich hatte sich sein Leben nicht grundlegend geändert. Trotzdem hatte er Angst.
    Natürlich war es ein Unfall gewesen. Nichts als eine unglückliche

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