Das Lächeln des Killers
dass es völlig gewaltlos, erotisch und für sie beide durch und durch befriedigend gewesen ist.«
Eve legte ihre Gabel auf den Tisch. »Warum sagst du das?«
»Du hast erzählt, er war verkleidet. Sobald er in ihrer Wohnung war, hätte er, vor allem, da sie bereits unter Drogen stand, mit ihr tun und lassen können, was er wollte. Wenn er sie hätte verletzen wollen, wenn es ihm um Gewalt gegangen wäre, hätte er die Möglichkeit dazu gehabt. Stattdessen hat er Kerzen angezündet, romantische Musik gemacht, Blumen auf dem Bett verstreut. Und ihr eine Droge eingeflößt, die ihr sexuelles Verlangen ins Unermessliche gesteigert hat. Es ging ihm demnach um die Illusion, dass sie nicht nur willig, sondern voller Leidenschaft für ihn gewesen ist. Brauchte er das für sein Ego, um überhaupt zu können? Oder ging es um beides zugleich?«
»Das ist gut. Ja, das ist wirklich gut«, erklärte sie mit einem Nicken. »Bisher habe ich offenbar nicht genug wie ein Mann gedacht. Die Maskierung ist für ihn also Teil der Verführung. Die teuren Klamotten, die Perücke, das Make-up. Er wollte aussehen wie...« Sie brach ab und starrte auf das außergewöhnliche Exemplar der Gattung Mann, dem sie gerade gegenübersaß.
»O Scheiße, er wollte aussehen wie du...«
»Wie bitte?«
»Nicht wie du persönlich – er hatte grüne Augen und langes, gelocktes Haar. Aber er war der gleiche Typ wie du. Die perfekte Fantasie.«
»Liebling, jetzt machst du mich aber verlegen.«
»Nie im Leben. Was ich damit sagen will, ist, dass das Aussehen auch Teil seiner Fantasie gewesen ist. Er will der phänomenale Liebhaber sein, dem bereits rein äußerlich keine Frau widerstehen kann. Sein Aussehen passt genau zu dem Image des reichen, weit gereisten, belesenen, weltgewandten und zugleich hoffnungslosen Romantikers, das er sich gibt. Und es gibt einen bestimmten Frauentyp, der für derartige Dinge extrem empfänglich ist.«
»Aber du ganz sicher nicht«, stellte er mit einem Lächeln fest.
»Ich habe dich nur wegen dem Sex geheiratet.« Sie nahm ihre Gabel wieder in die Hand. »Und wegen des wunderbaren Fleischs, das man bei dir serviert bekommt. Aber jetzt fällt mir gerade etwas völlig anderes ein. Louise Dimatto lebt in dem Apartmenthaus, in dem der Mord passiert ist.«
»Ach ja?«
»Und sie stand gerade unten auf dem Gehweg, als Bryna Bankhead vom Balkon geworfen worden ist.«
Er schenkte ihnen beiden aus der Rotweinflasche nach. »Das tut mir Leid zu hören.«
»Ich war heute bei ihr in der Klinik, um ihr zu berichten, was wir bisher rausgefunden haben. Dort hat sich seit dem Winter wirklich einiges verändert.«
»Hmm.«
»Ja, genau, hmm. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du ihrer Klinik drei Millionen gespendet hast?«
Er hob sein Glas an den Mund und trank einen kleinen Schluck des herrlichen Weins. »Ich spende öfter irgendwelches Geld, ohne dass ich dir davon erzähle.« Lächelnd betrachtete er sie. »Hättest du in Zukunft gerne jedes Mal eine Kopie des betreffenden Belegs?«
»Jetzt werde bitte nicht noch frech. Ich wüsste einfach gerne, weshalb du ihr hinter meinem Rücken das Sechsfache des vereinbarten Betrags überwiesen hast. Und ich wüsste gerne, weshalb du mir nichts von dem Zentrum erzählt hast, in dem sie auf deine Bitte zweimal in der Woche misshandelte Frauen und Kinder untersucht.«
»Mir hat halt gefallen, was sie macht.«
»Roarke.« Sie griff nach seiner Hand. »Du hast dieses Zentrum meinetwegen gegründet. Dachtest du etwa, ich wäre traurig oder sauer, wenn du mir davon erzählst?«
»Die Pläne für das Zentrum hatte ich schon länger. Ich habe es für dich gegründet«, gab er unumwunden zu, drehte seine Hand herum und verschränkte ihrer beiden Finger. »Aber genauso für mich. Wir beide hatten damals keinen Ort, an den wir hätten gehen können, Eve. Und wenn es einen solchen Ort gegeben hätte, wäre ich nicht hingegangen. Ich wäre viel zu verhärtet und zu wütend gewesen für einen solchen Schritt. Selbst als ich nach seinen letzten Schlägen aus beiden Ohren geblutet habe, wäre ich nicht hingegangen. Das hätte mein Stolz mir einfach nicht erlaubt. Aber andere gehen vielleicht hin.«
Er hob ihrer beider fest verschränkten Hände etwas an. »Aber trotzdem bin ich mir beinahe sicher, dass ich ohne dich nicht darauf gekommen wäre, ein solches Zentrum zu errichten.«
»Trotzdem hast du mir nichts davon gesagt.«
»Es ist noch nicht ganz fertig«, erklärte er. »Es ist bereits
Weitere Kostenlose Bücher