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Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dann verführerisch und am Ende herrlich primitiv. So etwas habe ich nie zuvor gefühlt. Als ich kam, hatte ich das Gefühl, als würde ich geboren.«
    Erschaudernd nippte er an seinem Drink. »Als es vorbei war, lag ich völlig fertig auf ihr. Ich habe sie geküsst und sie gestreichelt, damit sie merkt, wie sehr es mir gefallen hat. Dann habe ich ihr ins Gesicht gesehen, und sie hat mich stumm mit großen Augen angestarrt, nur gestarrt. Erst habe ich gar nicht begriffen, was da los war, aber dann... dann war mir plötzlich klar, dass sie nicht mehr lebte.«
    »Du wurdest geboren«, meinte Lucias, »während sie gestorben ist. Die ultimative Erfahrung.« Nachdenklich nahm er einen erneuten Schluck von seinem Drink. »Denk doch mal darüber nach, Kevin. Sie ist fast auf dieselbe Art gestorben, auf die wir beide gezeugt worden sind. Bei einer wilden, durch Drogen herbeigeführten Paarung. Ein Experiment, dessen Ausgang, wenn man uns beide nimmt, als hervorragend bezeichnet werden darf.«
    »Da hast du Recht«, stimmte Kevin lachend zu.
    »Und das andere war ein Spiel. Die erste Runde eines wunderbaren Spiels. Und die zweite Runde geht an mich.«
    »Wovon redest du?« Als Lucias sich erhob, sprang auch Kevin auf. »Das kann unmöglich dein Ernst sein. Du kannst doch jetzt unmöglich weitermachen wollen.«
    »Natürlich kann ich das. Weshalb soll nur dir allein ein solcher Spaß vergönnt sein?«
    »Lucias, um Gottes willen...«
    »Es war wirklich dumm von dir, dass du sie vom Balkon geworfen hast. Wenn du sie einfach liegen gelassen hättest und gegangen wärst, hätten sie sie nicht so schnell entdeckt. Du kriegst einen Punktabzug wegen dieser schlechten Strategie. Diesen Fehler mache ich ganz sicher nicht.«
    »Was soll das heißen?« Kevin packte ihn am Arm. »Was hast du vor?«
    »Kev, wir haben diese Sache gemeinsam angefangen und ziehen sie gemeinsam durch. Bei der ursprünglichen Planung ging es uns nur um ein bisschen Spaß, um das Sammeln von Erfahrung. Durch den freundschaftlichen Wettstreit, durch das Punktesammeln, um zu prüfen, wer von uns weiterkommt, wird es gleichzeitig höchst amüsant.«
    »Es hätte niemand dabei Schaden zugefügt werden sollen.«
    »Das wurde dir ja auch nicht«, stellte Lucias nüchtern fest. »Und die anderen sind egal. Dies ist unser beider Spiel. Unser Spiel allein.«
    »Ja.« Dieser Logik konnte Kevin schwerlich widersprechen, und er meinte fasziniert: »Das ist wahr.«
    »Und jetzt denk mal darüber nach.« Lucias drehte sich mit ausgestreckten Armen einmal um sich selbst. »Es ist ein echt fesselnder Kreislauf, wenn du es so nennen willst. Geburt und Tod. Siehst du nicht die Ironie, die Schönheit, die sich darin verbirgt? Genau dieselben Drogen, denen wir unsere Existenz verdanken, haben jetzt dazu geführt, dass die Existenz von jemand anderem beendet worden ist.«
    »Ja...« Langsam begann Kevin zu begreifen, wie aufregend das alles war. »Ja, aber...«
    »Der Einsatz ist jetzt höher, und dadurch wird das Spiel erst richtig interessant.« Lucias wandte sich Kevin wieder zu und drückte ihm mannhaft und zum Zeichen der Bewunderung den Arm. »Kevin, du bist ein Mörder.«
    Kevin wurde bleich, gleichzeitig jedoch empfand er wegen des Respekts, den Lucias deshalb offenbar für ihn empfand, einen gewissen Stolz. »Es war ein Unfall, weiter nichts.«
    »Du bist ein Mörder. Wie soll ich etwas Geringeres sein?«
    »Du meinst...« Kevins Magen zog sich vor lauter Aufregung zusammen. »Du willst es absichtlich tun?«
    »Sieh mich an und sag mir, ob ihr Tod deine Erregung nicht noch gesteigert hat. Du kannst mich nicht belügen. Also raus damit. War ihr Tod in Wahrheit nicht der aufregendste Teil?«
    »Ich...« Kevin hob sein Glas an seine Lippen und trank einen großen Schluck. »Ja. Bei Gott, es stimmt.«
    »Und würdest du mir die gleiche Erfahrung etwa vorenthalten wollen?« Lucias legte einen Arm um Kevins Schultern und führte ihn in Richtung Lift. »Schließlich sind es doch nur Frauen.«
     
    Sie hieß Grace. Ein süßer, altmodischer Name.
    Sie trug in der New Yorker Bücherei Disketten und kostbare Bücher an die Besucherinnen und Besucher in den Lesesälen aus.
    Sie liebte Poesie.
    Sie war dreiundzwanzig Jahre alt, eine hübsche, zartgliedrige Blondine mit einem großen Herzen und einem eher zurückhaltenden Naturell. Und sie war bereits bis über beide Ohren in den Mann verliebt, der sich Dorian nannte und in der sicheren Umgebung des Cyberspace seit Wochen um sie

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