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Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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was sie jemals tun. Und genau das haben sie ihrer Meinung nach verdient .«
    »Dann haben sie sicher auch schon vorher irgendwelche Spiele gespielt«, schloss Eve nachdenklich. »Nicht auf einem derartigen Niveau. Aber sie haben sich gegenseitig hochgeschaukelt, bis das Ganze schließlich aus dem Ruder gelaufen ist.«
    »Genau. Sie kennen sich bereits seit langer Zeit und haben viel miteinander erlebt. Der Mangel an Reife, von dem diese Taten zeugen, führt mich zu der Vermutung, dass sie wahrscheinlich nicht älter als ihre Opfer sind. Anfang, höchstens Mitte zwanzig. Es reicht ihnen ganz offensichtlich nicht, schöne Dinge einfach zu genießen. Sie müssen sie besitzen, um zufrieden zu sein.«
    »Außerdem geht es ihnen eindeutig um den äußeren Schein«, fügte Eve hinzu. »Davon zeugen die schicken Anzüge, die teuren Weine, die exklusiven Lokale, die von ihnen für die Treffen mit den Frauen ausgesucht worden sind.«
    »Mmm. Status und Exklusivität sind ihnen nicht nur wichtig, sondern sie sind beides wahrscheinlich von klein auf gewohnt. Sie würden darauf niemals freiwillig verzichten und würden es auch niemals dulden, dass ein anderer ihnen diese Dinge versagt. Hinter der romantischen Fassade verbirgt sich Angst, aber vor allem Hass auf Frauen. Suchen Sie nach einer Mutterfigur, die entweder dominant war und ihre Macht missbraucht hat – oder die schwach war und selbst Opfer von Missbrauch gewesen ist. Entweder hat sie ihren Sohn vernachlässigt oder in übertriebenem Maß beschützt. Männer richten ihr Frauenbild, vor allem, solange sie noch jung sind, überwiegend an den Frauen aus, von denen sie erzogen worden sind.«
    Eve dachte an Roarke und an sich selbst. Zwei mutterlose Kinder. »Was, wenn er seine Mutter gar nicht kennt?«
    »Dann hat er sich auf seine Art ein Frauenbild gemacht. Aber im Leben eines Mannes, der darauf aus ist, Frauen auszunutzen, zu verletzen und sogar zu missbrauchen, gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendeine weibliche Figur, für die er seine Opfer stellvertretend leiden lässt.«
    »Wenn ich einen der beiden stoppe, stoppe ich dann automatisch beide?«
    »Wenn Sie einen stoppen, wird sich der andere selbst zerstören. Aber es ist durchaus möglich, dass er bei seinem eigenen Niedergang noch andere mit sich reißt.«
     
    Sie tat, was sie immer tat, wenn es zu viele Informationen, zu viele Hinweise, zu viele Spuren gab.
    Sie wandte sich erneut dem Opfer zu.
    Als sie in Bryna Bankheads Wohnung trat, verdrängte sie sämtliche Gedanken aus ihrem Gehirn und öffnete sich ganz für die Umgebung, in der sie sich befand.
    Die Luft war stickig. Statt des Dufts von Kerzenwachs und Rosen atmete Eve den schwachen, leicht staubigen Geruch ein, den die Spurensuche hinterlassen hatte.
    Es erklang keine Musik, und es gab natürlich kein weiches, sanft gedämpftes Licht.
    Eve schaltete die Deckenlampen ein, öffnete die Jalousien und wanderte, während ein Airbus hinter den getönten Scheiben durch den grauen Himmel rumpelte, langsam hin und her.
    Zeitgenössische Kunstwerke in eindringlichen Farben hingen an den Wänden des durch und durch femininen Raums. Dies war das hübsche Nest einer allein stehenden Frau, die einen ausgeprägten Sinn für Stil besessen hatte und mit ihrem Leben und ihrer Arbeit durchweg zufrieden gewesen war.
    Einer Frau, die jung genug gewesen war, um noch keine feste oder dauerhafte Partnerschaft eingegangen zu sein. Abenteuerlustig und selbstbewusst genug, um im Internet eine romantische Beziehung zu einem Mann zu knüpfen, der ihr völlig fremd gewesen war.
    Sie hatte allein gelebt, sich jedoch der Sympathie der Nachbarschaft erfreut.
    Sie hat einen vielseitigen Musikgeschmack gehabt, ging es Eve bei der Durchsicht der ordentlich neben der Stereoanlage aufgereihten Disketten durch den Kopf. Als sie dabei auf eine Diskette ihrer Freundin Mavis stieß, flog ein breites Grinsen über ihr Gesicht.
    Wenn sie an Mavis Freestone dachte, grinste sie schier zwangsläufig.
    Aber an jenem schicksalhaften Abend war Brynas Wohnung von klassischer Musik erfüllt gewesen, erinnerte sich Eve. Hatte sie selbst oder ihr Mörder die Diskette gewählt? Sicherlich ihr Mörder. Schließlich hatte er sämtliche Entscheidungen getroffen, deshalb also wahrscheinlich auch die über die seiner Meinung nach passende Musik.
    Seine Fingerabdrücke waren auf der Weinflasche gewesen. Er hatte sie mitgebracht, geöffnet und ihnen beiden eingeschenkt. Er hatte beide

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