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Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Gläser angefasst, Bryna jedoch nur eins.
    Er hatte ihr – perfekter Gentleman – den Wein also gereicht.
    Sie lief ins Schlafzimmer hinüber. Die Spurensicherung hatte nicht nur die Rosen, sondern zudem das gesamte Bettzeug eingepackt. Eve ging achtlos an der leeren Matratze vorbei, öffnete die Balkontür und trat auf den Balkon hinaus.
    Der Wind zerzauste ihr das kurze Haar, und erste kleine Regentropfen nässten ihr Gesicht.
    Obwohl ihr Magen sich vor Furcht zusammenzog, trat sie an das Geländer und zwang sich nach unten zu sehen. Ein langer Sturz. Ein langer letzter Schritt.
    Wie war er bloß darauf gekommen, sie vom Balkon zu werfen, überlegte sie. Es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er vorher schon einmal in der Wohnung gewesen war.
    Sie dachte an den Film aus der Überwachungskamera, und vor ihrem geistigen Auge tauchten Bryna und ihr Mörder vor dem Eingang des Gebäudes auf. Nein, er hatte nicht nach oben geblickt, das taten New Yorker nämlich so gut wie nie. Er hatte sich total auf Bryna konzentriert.
    Woher also hatte er von dem Balkon gewusst?
    Weshalb war er nicht einfach panisch davongelaufen, wie aus dem Internet-Café? Beide Male war er kaltblütig genug gewesen, das aus seiner Sicht Überlebensnotwendige zu tun. Hatte er vielleicht gehofft, die Drogen würden bei einer Untersuchung nicht entdeckt? Hatte er überhaupt so weit gedacht?
    Oder hatte er sie vor Verzweiflung vom Balkon gestürzt? Er war spontan und lebte für den Augenblick, hatte Dr. Mira ihr erklärt. Und in jener Situation hatte ihn bestimmt ein Schockgefühl beherrscht.
    Sie ist tot. Jetzt stecke ich in Schwierigkeiten. Was soll ich bloß tun?
    Es wie einen Selbstmord aussehen lassen. Sie einfach entsorgen. Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Aber warum hatte er nicht die Spuren ihres Zusammenseins beseitigt und dafür gesorgt, dass es aussah, als hätte sie die todbringenden Rauschmittel selber eingenommen, damit er mehr Zeit für seine Flucht bekam?
    Er hatte Verwirrung stiften wollen, überlegte Eve, genau wie in dem Internet-Café. Dort hätte er problemlos nur seinen eigenen Computer zum Absturz bringen können, doch er hatte den Virus derart programmiert, dass er sich ausgebreitet hatte, weil ihm als häufigem Besucher solcher Orte bewusst gewesen war, dass es dadurch unweigerlich zu einem regelrechten Aufruhr unter den anderen Gästen kommen würde.
    Eine Frau stürzt vom Balkon, Zeugen sind benommen, verängstigt und schockiert. Sie laufen auf die Leiche zu oder vor ihr davon, aber niemand rennt in das Gebäude – wodurch der Killer Zeit und Gelegenheit zum Abtauchen gewinnt.
    Aber wie war er auf die Idee mit dem Balkon gekommen?
    Während der Regen dichter wurde und ihr Magen sich angesichts der Höhe, in der sie sich befand, verknotete, sah sie sich suchend um.
    »Dieser verdammte Hurensohn«, stieß sie, als sie plötzlich ein Schild entdeckte, zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
     
    BIT-CAFÉ
     
    Es war kaum mehr als ein Loch in der Wand. Zehn Tische mit billigen Computern und eine mit sechs weiteren Geräten bestückte, lange, schmale Bar. Aber der Fußboden war sauber und der Kaffee roch frisch.
    Hinter der Bar stand ein Droide der freakigen, frischgesichtigen Art, dem das braune Haar wie eine spitz zulaufende Klappe bis über die Augenbrauen fiel.
    Zwei der Tische waren mit Menschen des gleichen Typus besetzt, und die Serviererin war jung und viel zu gut gelaunt, um nicht ebenfalls ein Automat zu sein.
    »Hi! Willkommen im Bit-Café. Hätten Sie gerne einen Tisch?«
    Sie hatte aufgebauschte, weizenblonde Haare, Lippen in der Farbe von Himbeerkaugummi und Brüste wie zwei reife Melonen, die man rosig aus dem Ausschnitt ihres engen, blütenweißen T-Shirts quellen sah.
    Eve nahm an, dass sie der Grund für viele feuchte Träume diverser Gäste war.
    »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Ihnen beiden.«
    Die Bedienung, ihrem Namensschild zufolge Bitsy, sah sie lächelnd an. »Es gibt alles, was Sie auf der Karte finden, einschließlich der Specials, aber wenn Sie noch irgendetwas wissen möchten, wenden Sie sich einfach an Tad oder an mich.«
    Bitsy und Tad. Eve schüttelte den Kopf. Himmel, wer hatte sich bloß diese bescheuerten Namen ausgedacht?
    »Setzen Sie sich, Bitsy.«
    »Tut mir Leid, aber das ist mir nicht gestattet. Würden Sie gerne hören, was für Kaffee-Mixgetränke es heute bei uns gibt?«
    »Nein.« Eve zog ihre Dienstmarke hervor. »Ich bin dienstlich hier und habe ein paar

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