Das Lächeln des Killers
langsam, Knopf für Knopf, an dem Apparat nach oben wandern ließ.
Sie drückte die gesuchte Taste, ließ die Hand erschlafft zur Seite sinken und lag tödlich erschöpft auf ihrem Bett.
»Ja, Miss Cline? Sie haben einen Notfall?«
»Helft mir. Bitte. Helft mir«, flüsterte sie mit erstickter Stimme, ehe sie erneut in tiefer Bewusstlosigkeit versank.
Eve wurde davon wach, dass sie plötzlich aus dem Gleichgewicht geriet. Sie öffnete die Augen und starrte ihrem Gatten ins Gesicht.
»Warum schleppst du mich durch die Gegend?«
»Weil du dringend Schlaf brauchst. Und zwar nicht an deinem Schreibtisch«, fügte er, als er sie aus ihrem Arbeitszimmer in den Fahrstuhl trug, hinzu, »sondern in einem Bett.«
»Ich habe nur kurz meine Augen ausgeruht.«
»Auch das kannst du im Bett.«
Sie sollte aus Prinzip darauf bestehen, dass er sie umgehend wieder auf die Füße stellte. Allerdings war es durchaus angenehm, in seinem Arm zu liegen. Außerdem brauchte sie nur den Kopf zu drehen, um an seinem Hals schnuppern zu können. »Wie spät ist es?«
»Kurz nach eins.« Er trug sie ins Schlafzimmer, erklomm die paar Stufen des Podests, setzte sich auf den Rand des Bettes und zog sie eng an seine Brust.
»Weißt du, was ich gerade gedacht habe?«
Sie kuschelte sich in seinen Schoß. »Ich glaube, ich kann es mir denken.«
Lachend strich er ihr über das Haar. »Auch das ist mir natürlich wichtig. Aber als ich in dein Arbeitszimmer kam und du mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte schliefst und so bleich warst, wie du nur dann wirst, wenn du restlos erschöpft bist, fiel mir plötzlich auf, dass wir in ein paar Wochen ein Jahr verheiratet sein werden. Und dass du mich noch immer total faszinierst.«
»Ja, wir kommen ganz gut miteinander klar, gell?«
»Wir kommen sogar bestens miteinander klar.« Er strich über die Kette, die sie um den Hals trug, und zog den Diamant, den er ihr einmal geschenkt hatte und den sie meistens unter ihrer Kleidung trug, hervor. »Du warst ganz schön sauer, als ich dir dieses Ding hier zugemutet habe. Aber abgesehen von deinem Ehering trägst du es wesentlich öfter als irgendetwas anderes, was du jemals von mir geschenkt bekommen hast.«
»Als du mir den Anhänger geschenkt hast, hast du mir erklärt, dass du mich liebst. Das hat mich genervt. Und es hat mir eine Heidenangst gemacht. Ich schätze, ich trage ihn deshalb ständig, weil es mich nicht mehr nervt. Auch wenn ein Teil der Angst geblieben ist.«
Obwohl sein Gesicht in ihrem Haar vergraben war und er nichts sah, fand sein Finger sofort die Wunde, die ihrem Hals zugefügt worden war. »Liebe ist eben eine beängstigende Sache.«
Sie wandte sich ihm zu. »Und warum machen wir zwei einander keine Angst?«
Ihre Lippen waren nur noch um Haaresbreite von seinem Mund entfernt, da schrillte das Link.
»Ah, verdammt, verdammt.« Sie kroch über das Bett und griff übellaunig nach dem Apparat.
Eve stürmte aus dem Fahrstuhl und marschierte den stillen Korridor zur Intensivstation hinab. Krankenhäuser hasste sie noch mehr als das Leichenschauhaus, dachte sie und knallte ihre Dienstmarke im Schwesternzimmer auf den Tisch. »Ich muss die Person sprechen, die die Verantwortung hier hat. Ich muss zu Moniqua Cline.«
»Dr. Michaels ist momentan bei ihr. Falls Sie einen Moment warten würden...«
»Da drin?« Eve zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf eine dicke Glastür und war, ehe die Schwester protestieren konnte, bereits hindurch.
Sie wusste, wen sie suchte. Ein Pfleger, der bei der Aufnahme des Opfers dabei gewesen war, hatte es ihr gut beschrieben.
Sie ging an der Glaswand eines Raums vorbei und spähte auf das Bett. Die dort liegende Frau sah aus wie hundertfünfzig und hing an derart vielen Apparaten, dass sie nicht mehr als menschliches Wesen zu erkennen war.
Bevor es einmal so weit mit mir kommt, schieß mir lieber jemand ins Herz und mach meinem Leben ein sauberes Ende, dachte sie.
Der Mann im nächsten Raum war deutlich jünger und lag unter einem dünnen durchsichtigen Zelt.
Hinter der dritten Scheibe entdeckte sie dann Moniqua. Während der diensthabende Arzt prüfend auf einen Bildschirm blickte, lag sie totenbleich und völlig reglos da.
Als er Eve bemerkte, verzog er ärgerlich sein mit einem dichten, leuchtend roten Bart bewachsenes Gesicht.
»Sie dürfen hier nicht rein.«
»Lieutenant Dallas, New Yorker Polizei.« Sie hielt ihm ihre Marke hin. »Sie fällt in meinen
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