Das Lächeln des Killers
Interesse, Spaß oder Zuneigung verspürt. Nie zuvor aber alles zusammen. Und vor allem nicht nach derart kurzer Zeit.
Sie brauchte ein paar Minuten, um sich zu beruhigen.
Sie betrat den opulenten Waschraum und setzte sich auf den weich gepolsterten Hocker vor einem der dreiteiligen Spiegel.
Sie zog ihr Puderdöschen aus der Tasche, starrte dann aber nur ihr Bild im Spiegel an. Das, was sie gesagt hatte, war wahr. Sie hatte keine Zeit für eine richtige Beziehung. Vor allem nicht für eine intensive, komplexe und vor allem komplizierte Partnerschaft mit jemandem wie Charles. Sie wollte noch so vieles erreichen.
Es war eine Sache, ab und zu mit einem Mann verabredet zu sein. Miteinander auszugehen oder eine Party zu besuchen. Vor allem, wenn sie die Zeit nutzen konnte, um Interesse an ihrem Krankenhaus zu wecken, an dem Zentrum für missbrauchte Frauen und Kinder oder den mobilen Praxen, mit deren Einrichtung sie derzeit beschäftigt war.
Eine Beziehung mit Charles Monroe ginge sie ausschließlich des Vergnügens wegen ein.
Das unvermittelte Verlangen nach diesem Vergnügen hatte sie total überrascht.
Sie klappte ihre Puderdose ein paar Mal auf und wieder zu, fing dann an, sich ihre Nase zu bestäuben, und sagte sich dabei, dass ihre Aufregung kindisch und vor allem albern war.
Während sie sich mit den Händen durch die Haare fuhr, kam aus einer der Toiletten-Kabinen eine hoch gewachsene, schlanke, brünette Frau in einem hautengen schwarzen Kleid.
Die flotte Weise, die sie summte, passte zu der schnellen, etwas ruckhaften Art, in der sie sich auf einen Hocker fallen ließ und einen Lippenstift aus ihrer Tasche zog.
»Huch«, sagte sie und griff nach einem elegant geschliffenen Fläschchen mit Parfüm, das direkt vor ihr stand. »Verlockung.« Sie sprühte sich großzügig damit ein und steckte die Flasche zu Louises Verblüffung einfach ein. »Das kommt mir heute Abend gerade recht.«
Sie warf ihre langen Locken schwungvoll über die Schultern und sah Louise mit blitzenden Augen an. »Sie dürfen mir gratulieren.« Damit stand sie auf, strich mit ihren Händen erst über ihre Brüste und dann über ihre Taille, und fügte gut gelaunt hinzu: »Dies ist nämlich mein großer Abend.«
»Dann gratuliere ich tatsächlich«, erwiderte Louise und sah Moniqua, als diese durch die Tür entschwand, lächelnd hinterher.
Moniqua schlenderte zurück an ihren Tisch, wo der Mann, den sie als Byron kannte, bereits aufgestanden war, die Arme ausstreckte und sie fragend ansah. »Bist du bereit?«
Sie nahm seine Hand, beugte sich nach vorn und schmiegte sich verführerisch an seine breite Brust. »Willst du wissen, wozu ich alles bereit bin?«
Obwohl sie mit Flüsterstimme sprachen, gingen sie doch dicht genug an Charles vorbei, dass er einen ihrer äußerst einfallsreichen Vorschläge verstand. Er sah den beiden hinterher und überlegte, ob der ein wenig distanziert wirkende Mann vielleicht ein Kollege von ihm war.
Dann wandte er den Kopf, sah, dass Louise zurückkam. Und dachte nur noch an sie.
Moniqua Cline war die hart arbeitende Angestellte einer mittelgroßen Kanzlei. Sie war eine zielstrebige, ehrgeizige junge Frau, und zwar nicht nur im Beruf, sondern auch privat. Eines ihrer großen Ziele war der perfekte Partner, der genau wie sie ein Freund neoklassizistischer Kunst, tropischer Urlaubsziele und romantischer Gedichte war.
Ein Mann mit Bildung, einem wohlgeformten Körper, einer Ader für Romantik und einem gewissen Maß an Eleganz.
Es schien, dass Byron dieser Traummann war.
Mit seinem schulterlangen, bronzefarbenen Haar und seinem goldenen Teint war er unglaublich attraktiv. Ihr Pulsschlag hatte sich angefühlt, als ob man ein paar Würfel in einem Becher schüttelte, als sie im Palace angekommen war und ihn dort hatte warten sehen.
Er hatte ihnen beiden bereits Champagner einschenken lassen.
Am liebsten wäre sie geschmolzen, als er sie mit warmer Stimme und einem leichten britischen Akzent mit ihrem Namen ansprach.
Das erste Glas Champagner war ihr rasch zu Kopf gestiegen. Sie war sexuell unglaublich erregt geworden, hatte sich dicht an ihn herangeschoben, ihn überall gestreichelt, auf den Mund geküsst und neben dem Gefühl der Trunkenheit ein unendliches Glücksgefühl verspürt.
Jetzt waren sie allein in ihrer Wohnung, und alles wirkte weich und leicht verschwommen, als nähme sie den Raum durch einen dünnen Schleier warmen, gekräuselten Wassers wahr.
Sie hörte Musik, leise,
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