Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
und entschuldige mich.«
»Bloß nicht! Damit vergrätzen Sie sie ein zweites Mal. Ich habe mir schon so etwas gedacht und gesagt, Sie hätten angerufen, dass Sie in einen Schienenersatzverkehr geraten sind. Was für jemanden, der neu zugezogen ist, ein paar Minuten Zuspätkommen entschuldigt.«
»Danke. Sie sind ein Engel.« Beate atmete erleichtert auf.
Laura ging nicht weiter darauf ein, sondern lächelte nur. »Wir haben leider nicht viel Zeit für die Übergabe. Also zeige ich Ihnen gleich einmal, wo welche Unterlagen stehen, wie der PC organisiert ist und so weiter.« Sie gingen gemeinsam zu den Aktenschränken. »Und was das andere betrifft . . .« Laura schaute Beate von der Seite an. »Sie hat Sie doch vorgewarnt?« fragte sie. »Das pflegt sie fairerweise zu tun.«
»Sie meinen ihre nette Art?« fragte Beate zurück. »O ja, das hat sie. Aber eigentlich wäre es nicht nötig gewesen. Ich konnte es kaum übersehen.«
Die Sprechanlage knackte. »Laura? Was ist mit dem Ticket für den morgigen Flug?«
Laura lief zum Schreibtisch und drückte den Knopf zum Gegensprechen. »Alles erledigt«, sagte sie. »Hinflug acht Uhr zehn. Rückflug siebzehn Uhr zehn. Das Ticket ist am Schalter auf Ihren Namen hinterlegt.«
»Danke.«
Laura kam zu Beate zurück. »Normalerweise begleiten Sie Frau Mertens auf ihren Reisen«, sagte sie. »Sie vertritt nämlich die Auffassung, eine persönliche Assistentin gehört, wie der Name schon sagt, zu einer Person, nicht zu deren Büro. Im Zeitalter der modernen Technik macht es laut Frau Mertens keinen Sinn, dass Sie im Büro neben Telefon und Computer sitzen. Frau Mertens schwört auf das mobile Büro samt Assistentin, die alle relevanten Fakten sofort mittels Laptop aufnimmt, auswertet und in Form bringt. So ist für die Besprechung am nächsten Morgen alles fertig. In den zwei Wochen der Einarbeitung reist Frau Mertens allein, damit wir die Zeit für die Übergabe nutzen können. Deshalb müssen Sie die Auswertungen der Daten leider nach Feierabend machen. Frau Mertens möchte, dass Sie sie morgen abend vom Flughafen abholen, um die Unterlagen zu übernehmen. Clemens, ihr Chauffeur, wird Sie hinfahren.«
»Sie hat einen eigenen Chauffeur?« fragte Beate staunend. »In welchem Jahrhundert lebt sie?«
»Einen Chauffeur namens Clemens, eine Haushälterin namens Anna, einen Gärtner namens Arthur«, zählte Laura ungerührt auf.
Beate pfiff anerkennend. »Nicht schlecht.«
»Der Flieger landet um achtzehn Uhr fünfzehn. Seien Sie lieber etwas früher am Flughafen als zu spät. Sonst wird es schon am zweiten Tag sehr unangenehm für Sie.« Laura warf einen zweifelnden Blick auf Beate. »Und Sie denken, Sie kommen mit ihr zurecht? Sie sehen gar nicht so robust aus.«
Beate lächelte. »Das täuscht. Und letztendlich, sie . . .«, Beate machte eine Kopfbewegung in Richtung Cornelias Büro, »ist zwar schwierig, aber auch eine Frau Mertens hat nur Blut in den Adern. Und dieses Blut muss in seinem Kreislauf irgendwo einmal durch ein Herz fließen.«
»Es gibt immer eine Ausnahme von der Regel«, meinte Laura trocken.
»Sie übertreiben.«
Laura seufzte. »Ja, aber normal ist es nicht, wie die Frau lebt. Cornelia Mertens’ Tagesablauf ist bis ins letzte Detail durchgeplant. Präzise um halb acht jeden Morgen kommt sie ins Büro. Der Tag beginnt mit einer morgendlichen Besprechung der Abteilungsleiter eine Stunde später. Die dauert genau fünfzehn Minuten. Keine Minute weniger, keine Minute mehr. Anschließend arbeitet sie die Post durch bis genau zehn Uhr dreißig. Es folgen Termine außer Haus. Um vierzehn Uhr kehrt sie zurück. Die Zeit bis sechzehn Uhr dreißig ist für Termine von Geschäftspartnern reserviert, die unser Haus besuchen. In der folgenden halben Stunde erhalten Sie Frau Mertens’ Anweisungen, die sich aus all ihren Besprechungen ergeben. Von siebzehn bis achtzehn Uhr bereitet sie sich auf die Termine des nächsten Tages vor. Um achtzehn Uhr holt Clemens sie ab.«
Beate verstand nicht, was daran auszusetzen war. »Was spricht gegen einen geregelten Arbeitstag?« fragte sie.
»Nichts.« Laura lächelte leicht. »Aber bei Cornelia Mertens beschränkt sich die Planung nicht nur auf die Arbeit. Auch ihr Privatleben ist präzise durchgeplant. Um neunzehn Uhr isst sie zu Abend. Das Abendessen wird von Anna pünktlich auf die Minute serviert. Danach, je nach Wochentag, Fitness, Theater, Rendezvous, ein Abend zu Hause . . . Cornelia Mertens liebt es
Weitere Kostenlose Bücher