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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die Straße entlang und küsste ihn leicht auf die Wange. »Nicht im Geringsten«, versicherte sie ihm. »Du bist der Mann für mich, Ben Freeman, und ich habe nicht die Absicht, dich zu verlieren. Aber du weißt, wie schnell hier Gerüchte entstehen. Wir wollen es noch ein bisschen für uns behalten, ja?«
    Er grinste. »Schätze, damit muss ich mich vorerst zufriedengeben.«
    Sie kicherte. »Kann schon sein. Und jetzt muss ich wirklich gehen.«
    »Bis später dann«, sagte er sehnsüchtig.
    Sie nickte.
    Er tippte zum Abschiedsgruß an seine breite Hutkrempe und öffnete die Fahrertür. »Ich werde nach Danny Ausschau halten. Wenn er mir über den Weg läuft, bringe ich ihn nach Hause.«
    Rebecca sah ihm nach, als er abfuhr und erneut eine Staubwolke hinter sich aufwirbelte. Der arme Ben war schon einmal verletzt worden: Er hatte von seiner Verlobten einen Brief mit der Anrede »Lieber John« erhalten, während er in Ägypten gegen Rommels Armee kämpfte. Und es lag auf der Hand, dass er sich allmählich fragte, ob Rebecca es mit ihrer Beziehung wirklich ernst meinte.
    Sie seufzte tief und ging zur Rückseite des Hauses ihrer Großmutter. Ben und sie waren auf unterschiedliche Weise vom Krieg beschädigt worden. Dennoch heilte die Zeit tatsächlich Wunden, sodass sie inzwischen bereit waren, sich eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Aber Danny war der wunde Punkt, und Rebecca konnte nichts tun, um diese wachsende Beziehung zu fördern, solange ihr Sohn nicht einsehen wollte, dass sein Vater tot war.
    Gwyneth spürte jedes einzelne ihrer siebenundsiebzig Jahre, würde sich jedoch eher ein Bein abhacken, bevor sie sich wegen ein paar kleiner Unpässlichkeiten von ihren zahlreichen Pflichten abbringen ließe. Ohne auf die Schmerzen in Knien und Schultern zu achten, fütterte sie das letzte der verwaisten jungen Wallabys zu Ende und steckte es dann fest in einen Kissenbezug, den sie an das Geländer der Veranda gebunden hatte. Insgesamt hingen dort vier Kissenbezüge, die von ihrem langbeinigen Inhalt ausgebeult waren. Es war ziemlich zeitaufwendig geworden, alle Tiere zu versorgen, zumal sie sich auch um viele andere Dinge zu kümmern hatte. Bei solchen Gelegenheiten fehlte ihr Danny, und sie fragte sich flüchtig, wo er heute wohl stecken möge.
    »Hallo, Gran. Ist Danny bei dir?«
    Gwyneth drehte sich um, und ihr herzliches Lächeln erstarb, als sie Rebeccas besorgte Miene bemerkte. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seitdem er gestern Abend Wally gefüttert hat. Wieso? Ist er wieder mit Billy Blue unterwegs?«
    Rebecca kaute mürrisch auf der Unterlippe. »Sieht ganz danach aus. Wenn ich ihn zu fassen kriege, zieh ich ihm die Ohren lang, weil er nicht auf mich hört.«
    Gwyneth zuckte mit den Schultern. »Er ist ein kleiner Junge, und Jungs tun selten das, was man ihnen sagt. Ich würd mir keine Sorgen machen, Rebecca. Er kennt den Busch gut genug und wird schon wieder auftauchen, wenn er Hunger hat.«
    »Darum geht es nicht, Gran, und das weißt du auch.« Unterdrückte Tränen glitzerten in Rebeccas Augen, als sie sich die hellbraunen Haare hinter die Ohren strich. »Ich dachte, jetzt wäre es anders, nachdem er das Jahr über so viel Zeit im Internat verbracht hat. Aber anscheinend kann er sich nicht damit abfinden –« Sie blinzelte und schlang die Arme fest um die Taille. »Heute Morgen habe ich versucht, mit ihm zu reden, aber er ist nach draußen gestürmt und wollte mir partout nicht zuhören. Mir kommt es vor, als würde er mich jedes Mal bestrafen, wenn er in den Busch geht, und ich weiß nicht, was ich noch tun soll, Gran.«
    Gwyneth hatte durchaus eine Vorstellung davon, wusste aber, dass Rebecca nicht in der Stimmung für ein offenes Wort war. Danny und seine Mutter waren sich in mancher Hinsicht sehr ähnlich und nahmen keinen Rat an, auch wenn er noch so gut gemeint war. Rebecca hatte in den letzten Jahren viel durchgemacht und hatte freilich jede Hilfe verdient, die sie bekommen konnte. »Ich werd versuchen, noch mal mit ihm zu reden«, sagte Gwyneth leise, »aber erwarte keine Wunder, Becky. Es ist sehr schwer, das zu verkraften.«
    »George Blake ist genauso alt, aber er hat akzeptiert, dass John nicht wiederkommen wird. Ich hatte gehofft, dass Danny seinem Beispiel folgt, nachdem die beiden jetzt gemeinsam die Schule in Brisbane besuchen«, erklärte Rebecca mit einem matten Lächeln.
    »Danny ist ein helles Köpfchen und denkt zu viel«, sagte Gwyneth nüchtern, »aber am Ende wird er sich mit

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