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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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entscheiden, was ich als Nächstes mache. Max’ Agent glaubt offenbar, dass ich Talent habe und dass es eine Schande wäre, es zu vergeuden. Aber ich bin noch nicht bereit, mich auf irgendetwas festzulegen.«
    Gwyneth ergriff Sals Hand. »Dann nimm meinen alten Wagen, kehre in den Waratah Forest zurück und lass dir Zeit, bis die Wunden verheilt sind. Die Antworten werden am Ende kommen – und wenn du erst einmal bereit bist, wirst du dich stärker fühlen und mehr Zuversicht haben, den neuen Weg einzuschlagen.«
    Sal lächelte verhalten, als sie Gwyneth auf die Beine half. Sie verließen den Friedhof und schlenderten die Straße entlang. »Vielen Dank für alles. Du bist so eine liebe, kluge Freundin.«
    »Ich bin viel älter als du, also bin ich natürlich klüger«, entgegnete Gwyneth. »Diese Schmeicheleien sind überflüssig, Sal, dafür kennen wir uns zu gut.«
    Sal half Gwyneth die Stufen zu ihrer Veranda hinauf, wo diese sich in ihren Lieblingssessel fallen ließ.
    »Ich werde eine Weile hier sitzen bleiben und ein Auge auf alles haben«, sagte Gwyneth. »Wir werden uns um die Ponys kümmern. Die Schlüssel für meinen Wagen liegen auf der Küchenanrichte. Mach dich auf den Weg und finde heraus, wie deine Zukunft aussehen soll. Und wenn du Bescheid weißt, kannst du zurückkommen und mir alles erzählen.«
    Gwyneth war ausgelaugt und traurig nach allem, was passiert war. Nachdem Sal fortgefahren war, saß sie noch lange dort, tief in Gedanken versunken. Doch plötzlich nahm sie einen Lärm wahr, der weiter hinten auf der Straße ertönte. Schon kehrten ihre eindrucksvolle Kraft und ihre lebhafte Neugier zurück.
    In Morgan’s Reach gab es immer etwas zu beobachten, und wenn so viele Menschen herumliefen, könnte es sogar noch interessanter werden als sonst.
    Er war in die Höhle zurückgekehrt, hatte seine Habseligkeiten eingesammelt und dem Regen gelauscht. Doch da es noch eine Weile dauern könnte, bis Ben Freeman in sein Haus über der Höhle zurückkehren würde, hatte er beschlossen, sich vor dem Aufbruch erst ein wenig auszuruhen. Er wickelte sich in seinen Mantel, schluckte noch eine Tablette und schlief ein.
    Das Geräusch von Motoren und das Hupen im Tal ließen ihn hochfahren. Es war höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen. Die Asche in der Feuerstelle war erkaltet, der Tee ebenso. Er kippte den Rest aus und steckte Teekessel und Becher in seinen Seesack. Beim Einrollen der Decken fiel ihm das alte Fernglas in die Hände, das Danny offenbar vergessen hatte.
    Das Glas war an einer Seite gesprungen, der Riemen gerissen, die äußere Hülle zerkratzt. Er überlegte lange, was er tun solle, bevor er es in seine tiefe Manteltasche gleiten ließ. Danny würde es zurückbekommen, wenn er es nicht mehr brauchte.
    Anschließend wappnete er sich innerlich für den langen Weg durch den Busch.
    Inzwischen regnete es nicht mehr, doch die Musik des Busches spielte noch immer, als er unter den tropfenden Bäumen entlangging. Vögel sangen in der klaren, frischen Luft, Insekten summten und brummten, seine Stiefel strichen durch die Blätter, die den Boden bedeckten. Der Geruch nach nasser Erde und Eukalyptus empfing ihn, und als der Abhang steiler wurde und er langsamer gehen musste, schrammten seine Stiefel gegen die verborgenen schwarzen Felsen, vor denen Django und seine Leute solche Angst hatten.
    Er war eine Stunde unterwegs und hatte einen weiten Bogen um Morgan’s Reach geschlagen, bis er hoch über dem nördlichen Ende der breiten Hauptstraße stand. Die Wirkung der Tablette ließ bereits nach, und als er an einen großen flachen Felsen kam, der aus dem Abhang herausragte, setzte er sich, um sich auszuruhen. Er konnte ziemlich klar die Hauptstraße unter sich erkennen, denn eine große Feuerschneise war durch den Wald geschlagen worden, und ein Strahl der untergehenden Sonne glitzerte in den Pfützen und auf den Dächern.
    Da die Bäume dunkle Schatten auf die Felsplatte warfen, befürchtete er nicht, von jemandem aus der Stadt entdeckt zu werden. Er steckte noch eine Tablette in den Mund, schluckte sie und wartete darauf, dass sie den Schmerz betäubte. Er saß ganz still da und beobachtete, wie die Menschen von Morgan’s Reach auf den Friedhof strömten.
    Die ganze Stadt schien sich dort zu versammeln, und da er wusste, wie eng diese weit verstreute Gemeinschaft zusammenhielt, konnte er fast sicher sein, dass jeder Farmer im Umkreis von mehreren Hundert Meilen nach dem Kampf gegen den gemeinsamen

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