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Das Land der lebenden Toten

Das Land der lebenden Toten

Titel: Das Land der lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die sich Mister Gallagher kümmern wird – und danach bringen wir dich hier weg und an einen höchst angenehmen Ort, wo es dir richtig gutgehen wird, und Mister Gallaghers Schwester wird dir dort alles geben, was du nötig brauchst, und wo du Hilfe erhalten wirst für alles, was dich quält – und ein weiches Bett, ein ruhiges Zimmer und Medizin, die dein verwirrtes Gemüt besänftigen wird…«
    Du verdammter schäbiger Hund! dachte Gilgamesch rasend vor Zorn. Das werde ich dir heimzahlen!
    Doch dann sah er das lustige Funkeln in Enkidus Augen, und sein Zorn schmolz dahin, und sein Herz floß über vor Liebe für seinen Freund, der zu ihm hierher geeilt war, um ihn zu retten, und in ihm stieg ein Lachen mit solcher Heftigkeit auf, daß er zu kämpfen hatte, es zu unterdrücken.
     
     
    Die Nacht begann schon hereinzubrechen, als sie endlich aus diesem Haus waren. Vom Fluß hinter ihnen blies ein kalter Wind herüber, und Lichter blitzten wie Millionen von kleinen Sonnen an den turmhohen Gebäuden ringsum. Lärm dröhnte von allen Seiten, eine unglaubliche Kakophonie, ein Mißgetön und Brüllen und Kreischen und Hupen. Gilgamesch fühlte ein wildes Pochen hinter der Stirn. Diese Welt, in die Enkidu ihn gebracht hatte, war ihm wie ein Witz, ein sehr schlechter Witz, der sich fort und weiterspinnt und kein Ende zu finden droht.
    Wenn dies hier das Land der Lebenden ist, dachte Gilgamesch, dann ist mir doch sogar die Nachwelt lieber. Er überlegte sich, was geschehen würde, wenn er sich vor eines dieser heranbrausenden Fahrzeuge stürzte. Vielleicht würde er sofort sterben und an den Ort zurückkehren, an den er gehörte. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht konnte einer nie wieder zurück, sobald er die Nachwelt einmal verlassen hatte, und er war wegen seines Frevels dazu verdammt, die restliche Ewigkeit hier an diesem Ort zuzubringen. Aber das würde wirklich die Hölle sein. Sie würden ihn zusammenflicken und ihn erneut hinausstoßen in dieses abscheuliche Lebendenland, und wieder und wieder und noch einmal und immer wieder in dieses endlose Leben.
    Ist es denn mein Schicksal, dachte er, immer und allerwege ruhelos zu sein und unbefriedigt, in welcher Welt ich auch landen mag? Werde ich denn nie wieder Ruhe und Frieden finden?
    Gallagher sagte dann: »Also, schön, da sind wir, frei wie die Vögel des Himmels, vogelfrei. Allerdings hat es leider fünfmal länger gedauert, als nötig gewesen wäre, um euch Burschen loszueisen.« Er schüttelte den Kopf. »Verdammt, schon halb fünf, und wir sind hier am Arsch des Teufels in der First Avenue, und ich muß bald den Club aufmachen…«
    Wer ist dieser Mensch, überlegte Gilgamesch, den Enkidu gefunden hat?
    Gallagher redete die ganze Zeit weiter, und es schien ihn nicht zu kümmern, ob sie ihm zuhörten oder irgend etwas verstanden. »Ach, dann machen wir eben heute ‘n bißchen später auf. Wenigstens haben wir deine Freunde losgeeist, Hinky, und das ist erst mal am wichtigsten. Ich hab mich fast vollgepißt, als dieser Psychiaterbubi am Ende, als ich schon dachte, wir hätten’s geschafft, nach der Telefonnummer meiner Schwester und der Adresse der Iranian-American Friendship League fragte…«
    »Aber du hast ihm doch die Telefonnummer genannt«, sagte Enkidu.
    »Meine Schwester lebt in Los Angeles. Die Nummer, die ich ihm gab, ist die von ‘nem Mädchen, das ich mal kannte, hat an der Columbia Examen gemacht.«
    »Und die Adresse, die du ihm genannt hast?«
    »Von der Iranisch-Amerikanischen Freundschaftsliga? Jesus! Ich weiß nicht mal, ob es sowas überhaupt gibt. Ich hab’ mir das einfach ausgedacht. Aber, was soll’s, Gil, du bist da raus, und das zählt.« Gallagher streckte Gilgamesch die Hand hin. »Es freut mich, daß ich helfen konnte. Jeder Freund von Hinkadoo ist auch mein Freund. Ich bin Bill Gallagher, Manager vom Club Ultra Ultra in der Vierundfünfzig-West.«
    Gilgamesch ergriff die Hand und schüttelte sie.
    »Gilgamesch, Sohn des Lugalbanda«, sagte er. »Ehemals König von Uruk.«
    »Freut mich enorm, dich kennenzulernen, Gil. Und das ist Helena von Troja?«
    »Ich heiße Helena, ja.«
    »Ich bin wirklich entzückt, Helena. So, jetzt biegen wir westlich ab in die Vierunddreißigste. Um die Zeit kriegen wir bestimmt nie ein Taxi, aber vielleicht sind die Chancen hier besser als in den kleinen Straßen.« Gallagher lachte. »Bloß so’n illegaler Fremder, das hat mir nicht gereicht, nehm’ ich an. Ach, was soll’s, zum Teufel. Hört

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