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Das Land der lebenden Toten

Das Land der lebenden Toten

Titel: Das Land der lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sei keine Liebe mehr für mich.«
    »Das kann nicht wahr sein.«
    Gilgamesch zuckte die Achseln, sagte aber nichts.
    »Und du sehnst dich danach, ihn wiederzufinden?« fragte Dr. Schweitzer.
    »Ja, nichts anderes.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Die Nachwelt ist viel größer als die Welt, und diese ist schon so weit, daß ich Kopfschmerzen bekomme, wenn ich darüber nachdenke. Er könnte überall sein.«
    »Du wirst ihn finden.«
    »Wenn du wüßtest, wie sehr ich nach ihm gesucht habe…«
    »Du wirst ihn wiederfinden. Ich weiß es.«
    Gilgamesch schüttelte den Kopf. »Wenn die Nachwelt ein Ort der Strafe und Qualen ist, dann ist dies meine Strafe, daß ich ihn nie wiederfinden kann. Oder wenn ich es doch tue, wird er mir mit Verachtung begegnen. Oder die Hand wider mich erheben.«
    »Nein, so ist das nicht«, erwiderte Dr. Schweitzer. »Ich denke, du fehlst ihm ebenso sehr wie er dir.«
    »Warum hält er sich dann fern von mir?«
    »Hier ist die Nachwelt«, sagte der Arzt sanft. »Ich vermute, wir sollen hier geprüft werden. Und so wirst vielleicht jetzt du geprüft, mein Freund; aber keine Prüfung dauert ewig. Nicht einmal in der Nachwelt. Nicht einmal hier. Selbst wenn du jetzt in der Nachwelt bist, vertraue auf die Güte des Herrn. Du wirst deinen Enkidu früh genug wiederfinden, um Himmels willen!« Dr. Schweitzer lächelte und sagte: »Der Kaiser wünscht dich zu sprechen. Geh zu ihm. Ich glaube, er hat dir etwas zu sagen, was du hören mußt.«
     
     
    Der Priester Johannes sagte zu ihm: »Du bist doch ein Krieger, nehme ich an?«
    »Das war ich«, antwortete Gilgamesch gleichgültig.
    »Ein General? Ein Führer von Männern?«
    »All dies habe ich weit hinter mir gelassen«, sagte Gilgamesch. »Hier ist das Leben danach. Ich gehe jetzt meiner Wege und übernehme keine Verantwortung mehr für andere. Es laufen hier genug Generäle herum!«
    »Man hat mir gesagt, du warst ein alle überragender Heerführer. Man hat mir gesagt, du kämpftest wie der Gott des Krieges selbst. Wenn du auf dem Schlachtfeld erschienst, legten ganze Nationen die Waffen nieder und warfen sich vor dir in den Staub.«
    Gilgamesch wartete und sagte nichts.
    »Aber dir fehlt die Glorie des Schlachtfeldes, Gilgamesch, nicht wahr?«
    »Fehlt sie mir?«
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir den Befehl über meine Streitkräfte anbieten würde?«
    »Weshalb solltest du das tun? Was bedeute ich dir schon? Und was bedeutet mir dein Volk?«
    »In der Nachwelt nehmen wir jede beliebige Nationalität an, die uns genehm ist. Mein Volk könnte das deine werden. Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir das Oberkommando übertragen würde?«
    »Ich würde sagen, du machst einen gewaltigen Fehler.«
    »Aber es ist keine kleine Streitmacht. Zehntausend Mann. Entsprechende Luftunterstützung. Taktische Nuklearwaffen. Das stärkste Waffenpotential im Outback!«
    »Du verstehst mich nicht«, sagte Gilgamesch. »Krieg interessiert mich nicht. Ich verstehe gar nichts von modernen Waffen, und ich will auch gar nichts darüber lernen. Und ich wünsche auch nicht zu irgendeines Mannes Nation zu gehören. Du hast den falschen Mann ausgesucht, Priester Johannes. Wenn du unbedingt einen General brauchst, warum schickst du nicht nach Wellington. Oder Malborough, Rommel. Tiglath-Pileser.«
    »Oder nach Enkidu?«
    Der Name kam ihm unerwartet und traf Gilgamesch wie ein Rammbock. Bei dem Namen schoß ihm die Röte ins Gesicht, und sein Leib begann krampfhaft zu zucken.
    »Was weißt du von Enkidu?«
    Der Priesterkönig hob eine seiner wundervoll manikürten Hände. »Gestatte mir doch das Vorrecht, die Fragen zu stellen, Großer König.«
    »Du hast den Namen Enkidu ausgesprochen. Was weißt du von Enkidu?«
    »Laß uns zunächst die anderen Punkte abhandeln, die von größerer Bedeu…«
    »Enkidu!« fiel Gilgamesch ihm starrsinnig ins Wort. »Weshalb hast du seinen Namen genannt?«
    »Ich weiß, er war dein Freund.«
    »Er ist mein Freund.«
    »Schön, also, er ist dein Freund. Und ein Mann von hohem Wert und großer Kraft. Der zu dieser Stunde als Gast am Hofe des größten Feindes meines Reiches weilt. Und der, wie ich erfahre, sich soeben anschickt, mich zu bekriegen.«
    »Was?« Gilgamesch sah ihn wie erstarrt an. »Enkidu in den Diensten der Queen Elizabeth?«
    »Ich erinnere mich nicht, dies gesagt zu haben.«
    »Ja hat denn nicht diese Königin gerade eine Armee gegen dein Reich ausgeschickt?«
    Yeh-lu Ta-shih lachte. »Raleigh und seine fünfhundert

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