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Das Land der lebenden Toten

Das Land der lebenden Toten

Titel: Das Land der lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wenn sie dennoch hier eine Kolonie gründen?«
    Der Monarch schwieg eine Weile. »Ich verstehe«, sagte er schließlich.
    »Als Gegenleistung für deine Unterstützung«, sagte Howard, »sind wir ermächtigt, dir ein Handelsabkommen zu äußerst günstigen Konditionen anzubieten.«
    »Aha.«
    »Und eine militärische Schutzgarantie für den Fall einer Invasion einer feindlichen Macht in dein Reich.«
    »Wenn die Streitkräfte König Henrys so gewaltig sind, wieso befaßt er sich nicht selbst mit dieser Raleigh-Expedition?«
    »Es blieb nicht genug Zeit, ein Heer aufzustellen und über eine so große Entfernung in Bewegung zu setzen«, sagte Lovecraft. »Elizabeths Männer waren bereits aufgebrochen, bevor irgend etwas von dem Plan durchsickern konnte.«
    »Aha.«
    Lovecraft sprach weiter: »Natürlich hätte es auch andere Fürsten im Outback gegeben, an die sich König Henry hätte wenden können. Ibn Sauds Name fiel dabei und auch einer von den Assyrerkönigen – Assurnasirpal, glaube ich –, und jemand erwähnte Mao Tse-tung.
    Nein, sagte König Henry, wir wollen den Priester Johannes um Hilfe ersuchen, denn er ist ein hochmögender Monarch von großem Glanz und seine Edikte sind oberstes Gesetz bis in die fernsten Winkel der Nachwelt. Und so ist es in der Tat der Priester Johannes, dessen Beistand wir suchen müssen!«
    In Yeh-lu Ta-shihs Augen blitzte nun ein seltsames anderes Funkeln. »Ihr hattet an ein Bündnis mit dem Mao Tse-tung gedacht?«
    »Es war nur einer der Vorschläge, Majestät.«
    »Aha. Ich verstehe.« Der Priesterkönig erhob sich von seinem Thron. »Nun, wir werden diese Dinge sorgsam bedenken müssen, nicht wahr? Wir dürfen da keine überstürzten Entscheidungen treffen.« Er blickte durch den weiten Thronsaal zu dem Diwan hinüber, wo Dr. Schweitzer noch immer an der Wunde Gilgameschs herumhantierte. »Dein Patient, Doktor – wie lautet dein Befund?«
    »Ein Mann wie aus Stahl, Majestät, ein Mann aus Stahl. Gott sei Dank, er heilt direkt unter meinen Augen.«
    »Ist das so. Nun, dann kommt. Ihre alle werdet euch etwas ausruhen wollen, denke ich. Und dann sollt ihr die Gastfreundschaft des Priesters Johannes in ihrer Fülle genießen dürfen.«

5
    D IE G ASTFREUNDSCHAFT des Priesterkönigs, fand Gilgamesch bald heraus, war in der Tat keine unbedeutende Sache.
    Man geleitete ihn zu einem Privatgemach, dessen Wände mit schwarzem Filz bedeckt waren – eine Art Zelt im Hause –, wo drei Sklavenmädchen, die ihm kaum bis zur Hüfte reichten, sich glucksend und kichernd um ihn drängten und ihm den Lendenschurz auszogen. Sanft drängten sie ihn dann in eine große marmorne Zisterne voll warmer Milch, wo sie ihn liebevoll badeten und seinen schmerzenden Leib auf höchst intime Art massierten. Und danach hüllten sie ihn in kostbare Gewänder aus gelber Seide.
    Dann geleitete man ihn in den Großen Kaisersaal, in dem bereits der ganze Hof versammelt war, eine glänzende, prachtvolle Menge Menschen. Es war irgendeine Art Konzert im Gange, sieben feierlich-ernste Musiker produzierten eine kreischende, schrille und näselnde Musik. Gongs schepperten, eine Fanfare schmetterte, Trompeten tröteten, Pfeifen gaben gespenstische durchdringende Töne von sich. Diener geleiteten Gilgamesch zu einem Ehrenplatz auf einem Berg von pelzigen Decken, die mit Samtkissen übersät waren.
    Lovecraft und Howard waren bereits anwesend, wie Gilgamesch in prächtige Seidenroben gekleidet. Beide wirkten ein wenig verwirrt, ja sogar außer sich. Howard war hochrot und übertrieben agil, er konnte kaum stillsitzen; er lachte und fuchtelte mit den Armen und trommelte mit den Fersen auf die Pelzdecken, ganz wie ein kleiner Junge, der etwas ganz Schlimmes angestellt hat und jetzt davon abzulenken versucht, indem er sich hyperaktiv aufführt. Lovecraft hingegen wirkte benommen und verwirrt und hatte den glasäugigen Blick wie einer, der gerade auf den Kopf geschlagen worden ist.
    Die beiden sind wirklich sehr seltsame Männer, dachte Gilgamesch.
    Der eine gibt sich riesige Mühe, laut und lustig zu wirken, und dann kriegst du plötzlich einen flüchtigen Einblick in eine Seele, die von wüsten Phantasieträumen mit zuckenden Schwertern und Strömen von Blut übersprudelt. Aber in Wirklichkeit hat er schreckliche Angst vor allem. Der andere dagegen, der ist so unheimlich abweisend und nüchtern und anscheinend nicht ganz so verrückt, doch auch er macht den Eindruck, als liege er im Krieg mit sich selber, als fürchte er

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