Das Land der MacKenzies
nett zu Wolf waren. Cathy war ja noch nicht mal nett, sie hat nur eine Bemerkung gemacht.“
„Aber Sie sehen, was ich sagen will? Dass das alles wegen Wolf passiert?“
„Die Vorstellung gefällt mir nicht, aber ... ja. Alles andere ergibt keinen Sinn. Es mag Zufälle im Leben geben, aber bei einem Verbrechen gibt es sie nicht. Für alles gibt es ein Motiv.“
„Was können wir jetzt tun?“
„Wir können gar nichts tun“, betonte Clay. „Ich werde mit dem Sheriff reden, aber Tatsache ist, wir können niemanden festnehmen, solange es keine Beweise gibt. Im Moment haben wir nur eine Theorie und noch nicht einmal einen Verdächtigen.“
Mary schob entschlossen ihr Kinn vor. „Sie verpassen hier eine todsichere Chance.“
Er blickte sie argwöhnisch an. „Wovon reden Sie?“ „Um ihm eine Falle zu stellen.“
„Ich weiß nicht, was Ihnen im Kopf herumgeht, aber ich kann jetzt schon sagen, dass es mir nicht gefällt.“ „Das ist doch völlig klar. Bei mir hat der Täter ... nun, sein Ziel nicht erreicht. Ich könnte als Lockvogel ...“ „Kommt nicht infrage. Und bevor Sie weiterreden, stellen Sie sich nur mal vor, wie Wolf auf diese Idee reagieren würde. Wenn Sie ihm das vorschlagen, wird er Sie vielleicht, aber auch nur vielleicht, zu Weihnachten wieder aus seinem Haus freilassen.“
Sie sah das ähnlich, aber es gab einen einfachen Weg, das zu umgehen. „Er braucht ja nichts davon zu erfahren.“
„So etwas können wir nicht vor ihm geheim halten.
Und wenn es funktioniert und wir den Täter tatsächlich auf diese Weise schnappen, dann möchte ich nicht in der Nähe sein, wenn Wolf es herausfindet.“
Mary wog alle möglichen Reaktionen Wolfs ab, keine davon behagte ihr sonderlich. Andererseits kam sie halb um vor Sorge, dass ihm etwas zustoßen könnte. „Das Risiko gehe ich ein“, sagte sie entschlossen.
„Aber nicht mit meiner Hilfe.“
Ihr Kinn ruckte hoch. „Dann mache ich es eben ohne Ihre Hilfe.“
„Wenn Sie sich in unsere Polizeiarbeit einmischen, dann stecke ich Sie wegen Justizbehinderung schneller in die Zelle, als Sie blinzeln können“, drohte Clay. Unter angehaltenem Atem fluchte er, als Mary sich nicht im Geringsten beeindruckt zeigte. „Dann muss ich eben Wolf Bescheid sagen, damit er Sie zur Vernunft bringt.“
Sie runzelte die Stirn. „Jetzt hören Sie mir mal zu, Clay Armstrong. Ich bin Ihre beste Chance, diesen Unhold aus der Reserve zu locken. Sie haben keine Hinweise, keine Verdächtigen. Was wollen Sie tun? Warten, bis er die nächste Frau überfällt und sie diesmal vielleicht sogar umbringt?“
„Nein, das ist es nicht, was ich will! Ich will, dass Sie und jede andere Frau in der Stadt auf der Hut sind und nirgendwo allein hingehen! Haben Sie schon mal überlegt, dass Fallen nicht immer funktionieren? Manchmal bekommt das Tier den Köder, ohne sich in der Schlinge zu verfangen. Wollen Sie das wirklich riskieren?“
Allein bei dem Gedanken wurde ihr übel. Sie schluckte, um ihren gereizten Magen zu beruhigen. „Ich werde es trotzdem tun.“
„Zum letzten Mal - nein! Ich verstehe ja, dass Sie helfen wollen, aber nicht auf diese Weise. Dieser Kerl ist instabil. Er hat Cathy vor ihrer Haustür abgefangen, und Sie hat er mitten auf der Hauptstraße angegriffen. Er ist haushohe Risiken eingegangen, er kann unmöglich klar im Kopf sein.“
Mary seufzte. Clay würde sich niemals darauf einlassen, eine Frau als Köder einzusetzen, das ging gegen seine Natur. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie seine Zustimmung benötigte. Alles, was sie brauchte, war jemand, der als ihr Leibwächter fungieren würde. Bis jetzt hatte sie noch keinen richtigen Plan ausgearbeitet, nur eines war ihr klar: Für eine solche Falle musste es zwei Leute geben - den Lockvogel und denjenigen, der eingreifen konnte, bevor der Lockvogel zu Schaden kam.
Clay stieg in den Streifenwagen und lehnte sich aus dem offenen Fenster. „Ich will nichts mehr davon hören“, warnte er.
„Werden Sie nicht“, versprach sie. Nicht mehr mit ihm darüber zu reden hieß ja nicht, dass sie es nicht tun würde.
Er beäugte sie misstrauisch, doch dann startete er den Wagen und fuhr davon. Mary ging in ihre Klasse zurück. In Gedanken arbeitete sie bereits an einem Plan, wie sie den Täter mit einem Minimum an Risiko hervorlocken könnte.
Wolf kam zehn Minuten vor Schulschluss an und wartete vor dem Klassenraum. Als die Türen von allen Klassenzimmern aufgingen und die ersten Schüler
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