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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eben so wenig; so verharrten sie, jeden Augenblick in Todesangst, wohl eine Stunde lang, und empfahlen sich der Gnade des Höchsten, der sie allein noch zu retten vermochte.
    Wie lange sie so von den wüthenden Wellen umhergeworfen wurden? – Weder Lieutenant Hobson, noch Mrs. Paulina Barnett hätten das sagen können. Da erfolgte ein furchtbarer Stoß.
    Das Boot war gegen einen ungeheuren Eisberg gestoßen, einen schwimmenden Block mit steilen und glatten Seitenwänden, an welchen kein Halt zu finden war. Bei diesem plötzlichen Stoße, dem gar nicht auszuweichen gewesen war, wich das Vordertheil aus einander und strömend drang das Wasser ein.
    »Wir sinken! Wir sinken!« rief Jasper Hobson.
    Wirklich sank das Fahrzeug, und schon stand das Wasser in der Höhe der Sitzbänke.
    »Mistreß, Mistreß! rief der Lieutenant laut, ich bin hier, ich bleibe … bei Ihnen!
    – Nein, Herr Jasper, entgegnete Mrs. Paulina; allein können Sie sich retten; zu Zweien würden wir Beide untergehen. Lassen Sie mich! Lassen Sie mich!
    – Niemals!« rief Lieutenant Hobson.
    Kaum hatte er indeß dieses Wort vollendet, als das von einem neuen Wellenschlage getroffene Boot senkrecht hinabsank.
    Alle beide verschwanden in dem Schaum, der über das plötzlich sinkende Boot zusammenwirbelte. Nach wenig Augenblicken tauchten sie wieder an der Oberfläche auf. Kräftig schwamm Jasper Hobson mit dem einen Arme und umschlang seine Begleiterin mit dem andern. Offenbar konnte aber sein Kampf gegen die wüthenden Wellen nicht von langer Dauer sein, und bald hätte er wohl mit der, welche er retten wollte, untergehen müssen.
    In diesem Augenblicke erweckten fremdartige Laute seine Aufmerksamkeit. Das waren keine Schreie eines erschreckten Vogels, sondern Zurufe einer menschlichen Stimme. Jasper Hobson, der sich mit der gewaltigsten Anstrengung möglichst über das Wasser zu erheben suchte, spähte rasch rund umher.
    Aber Nichts sah er mitten in diesem Wasseraufruhre. Immer noch hörte er jedoch die Rufe, welche sich offenbar näherten.
    Welche Tollköpfe wagten es wohl, ihm hier zu Hilfe zu kommen? Doch, wer sie auch seien, sie mußten ja zu spät kommen.
    Von seinen Kleidern behindert, fühlte sich der Lieutenant sinken sammt der Unglücklichen, deren Kopf er kaum noch über Wasser zu halten vermochte.
    Wie als letztes Lebenszeichen stieß da Jasper Hobson einen herzzerreißenden Schrei aus, dann verschwand er unter einer ungeheuren Woge.
    Doch er hatte sich vorher nicht getäuscht. Drei Menschen, welche auf dem See waren, hatten das Boot in Noth gesehen und eilten ihm zu Hilfe. Diese Menschen, die Einzigen, welche mit einiger Aussicht auf Erfolg einem solchen wüthenden Wasser trotzen konnten, befanden sich in der einzigen Art von Booten, welche einem solchen Sturme Widerstand zu leisten vermochte.
    Diese Menschen waren drei Eskimos, deren Jeder in seinem Kaiak festgebunden war. Der Kaiak ist eine lange, an beiden Enden aufgebogene Pirogue, die aus sehr leichtem Holz gezimmert ist, und über welche mit Seekalbsehnen genähte Robbenfelle gespannt sind. So ist der ganze Kaiak bis auf eine in der Mitte aufgesparte Oeffnung mit Fellen überdeckt. In der Mitte nimmt der Eskimo Platz, befestigt seine für Wasser undurchdringliche Jacke an dem Rande der Oeffnung, und bildet sonach mit seinem Boote ein unzertrennliches Ganzes, in welches kein Tropfen Wasser eindringen kann.
    Dieser lenksame und leichte Kaiak tanzt immer auf dem Rücken der Wellen; untergehen kann er nicht, höchstens umschlagen, doch ein Schlag mit dem Doppelruder richtet ihn ebenso leicht wieder auf. Wo die besten Schaluppen unfehlbar zertrümmert würden, widersteht ein solcher Kaiak mit Erfolg.
     

    In Todesnöthen! (S. 86.)
     
    Auf den letzten, von dem Lieutenant ausgestoßenen Schrei trafen die drei Eskimos gleichzeitig an der Stelle des Schiffbruchs ein. Jasper Hobson und Mrs. Paulina Barnett, die schon fast bewußtlos waren, fühlten nur noch, wie eine kräftige Hand sie erfaßte und dem Abgrunde entriß. Bei der herrschenden Dunkelheit war es ihnen aber unmöglich, ihre Retter zu erkennen.
     

    Unerwartete Rettung. (S. 88.)
     
    Der Eine der Eskimos packte den Lieutenant und legte ihn quer über sein Boot, ein Anderer verfuhr ebenso mit Mrs. Paulina Barnett, und schnell schossen die drei von sechsfüßigen Doppelrudern geschickt getriebenen Kaiaks über die schäumenden Wellen dahin.
    Eine halbe Stunde nachher waren beide Schiffbrüchige auf einer sandigen Stelle am Ufer,

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