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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie mit den Tatzen durch die Eiskruste und kratzten an den Planken des Daches, dessen Durchbrechen man bei der Kraft dieser Thiere wohl befürchten mußte.
    Der Lieutenant und seine Leute, welche die unerträgliche Kälte fast betäubte, stiegen wieder hinab. Jasper Hobson berichtete die Sachlage.
    »Augenblicklich, sagte er, sind die Bären auf dem Dache. Das ist ein böser Umstand. Dennoch haben wir deshalb noch Nichts für uns zu fürchten. Denn in die Zimmer werden die Thiere nicht eindringen können. Zu fürchten ist jedoch, daß sie in den Dachboden gelangen und die Felle auffressen, welche dort aufgespeichert sind. Diese Waaren gehören aber der Compagnie, und unsere Pflicht ist, sie unversehrt zu erhalten. Ich erwarte also von Euch, meine Freunde, daß Ihr mir helft, dieselben in Sicherheit zu bringen.«
    Sofort theilten sich alle Begleiter des Lieutenants in kleine Trupps, die Einen im Saale, die Anderen in der Küche, in dem Vorzimmer, auf der Treppe, und zwei oder drei, die sich ablösten – denn unausgesetzt hätte Niemand diese Arbeit ertragen –, trotzten der Kälte des Bodenraumes, und in weniger als einer Stunde waren die gesammten Pelzwaaren in dem Saale selbst untergebracht.
    Während dieser Operation setzten die Bären ihre Versuche fort und suchten die Dachsparren abzuheben. An einigen Stellen sah man, wie sich die Bretter unter ihrer Last bogen. Meister Mac Nap war sehr unruhig darüber. Bei der Construction des Daches hatte er auf eine solche Belastung freilich nicht gerechnet, und er fürchtete, daß es dieselbe nicht aushalten würde. Der Tag verging indessen, ohne daß die Angreifer in den Bodenraum eingedrungen wären. Aber ein nicht minder furchtbarer Feind drang nach und nach in die Räume ein – die Kälte. Die Feuer in den Oefen ließen nach. Der Vorrath an Brennmaterial war fast erschöpft. Noch vor Verlauf von zwölf Stunden mußte das letzte Stückchen Holz verzehrt sein und der Ofen verlöschen.
    Das war aber gleich mit dem Tode, dem furchtbarsten, dem Tode durch den Frost. Schon umringten die armen Menschen, dicht an einander gedrückt, den erkaltenden Ofen und fühlten, wie auch ihre eigene Wärme allmälig verschwand. Und doch beklagten sie sich nicht. Selbst die Frauen ertrugen diese Qualen wie Helden. Krampfhaft drückte Mrs. Mac Nap ihr kleines Kind an die kalte Brust. Einige der Soldaten schliefen, oder träumten vielmehr in düsterer Betäubung, die kein Schlaf zu nennen war.
    Um drei Uhr Morgens sah Jasper Hobson nach dem im Inneren des großen Saales an der Mauer und zehn Fuß vom Ofen angebrachten Thermometer – dieser zeigte 20° unter Null.
    Der Lieutenant preßte seine Hände vor die Stirn und blickte auf seine Begleiter, welche eine gedrängte und schweigende Gruppe bildeten; so verharrte er einige Augenblicke unbeweglich. Der halb niedergeschlagene Dunst seines Athems umgab ihn mit einer weißen Wolke.
    Da legte sich eine Hand auf seine Schulter; schnell wendete er sich um. Mrs. Paulina Barnett stand vor ihm.
    »Etwas muß nun geschehen, Herr Lieutenant, sagte die energische Frau, ohne uns zu wehren, können wir so nicht sterben!
    – Ja, antwortete der Lieutenant, der auch in sich die moralische Energie wieder erwachen fühlte, Etwas muß nun geschehen!«
    Der Lieutenant rief den Sergeant Long, Mac Nap und Raë, den Schmied, d.h. die muthigsten Männer seiner Gesellschaft. Begleitet von Mrs. Paulina Barnett begaben sie sich nach dem Fenster, und dort befragten sie durch die mit siedendem Wasser abgewaschenen Scheiben das draußen befindliche Thermometer.
    »Vierzig Grad unter Null, rief Hobson. – Meine Freunde, jetzt haben wir nur zwischen zwei Wegen zu wählen: entweder wir setzen unser Leben daran, um neues Brennmaterial zu holen, oder wir verbrennen die Bänke, Bettstellen, Scheidewände, überhaupt Alles, was aus diesem Hause unsere Oefen ernähren kann. Das ist aber ein äußerstes Hilfsmittel, denn die Kälte kann noch länger andauern, und jetzt läßt noch Nichts einen Witterungswechsel voraussehen.
    – Wir wagen das Erstere!« antwortete Sergeant Long.
    Seine beiden Kameraden waren derselben Meinung.
    Kein weiteres Wort wurde gewechselt, und Jedermann machte sich demgemäß an’s Werk.
    Um das Leben Derjenigen, welche sich für das Allgemeine anfopferten, möglichst zu schützen, beschloß man folgende Maßregeln zu ergreifen:
    Der Schuppen, welcher das Holz enthielt, befand sich etwa fünfzig Fuß hinter dem Hauptgebäude zur Linken. Einer der

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