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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schlitten heranzuziehen, zu erwarten.
    Noch fünf Minuten verstrichen; das Seil, dessen Ende sie in der Hand hielten, blieb unbeweglich. Wer malt sich ihre Angst aus! Schon seit einer Viertelstunde war der Sergeant hinaus gegangen, eine Zeit, die mehr als hinreichend war, den Schlitten einmal zu beladen, und noch hatte er kein Zeichen gegeben.
    Noch einige Augenblicke wartete Jasper Hobson, da holte er das Ende des Seiles heran und bedeutete seine Leute, mit daran zu ziehen.
    War die Holzladung noch immer nicht fertig, so würde der Sergeant schon ihrem Zuge Widerstand zu leisten wissen.
    Beim kräftigen Anziehen bewegte sich ein schwerer Gegenstand gleitend über den Boden. In wenig Augenblicken kam derselbe bis zur äußeren Thür … es war der Körper des Sergeanten, den sie am Gürtel herangezogen hatten. Der unglückliche Long hatte den Schuppen gar nicht erreicht, sondern war unterwegs wie vom Blitz getroffen zusammengestürzt. Da er gegen zwanzig Minuten dieser wahrhaft unerträglichen Temperatur ausgesetzt gewesen war, mußte man fürchten, nur seinen Leichnam gerettet zu haben.
    Mac Nap und Raë stießen einen Schrei des Entsetzens aus und schleppten den Körper in den Corridor; als aber der Lieutenant eben die äußere Thüre wieder schließen wollte, fühlte er, wie sie mächtig zurückgestoßen wurde. Zugleich ließ sich ein schreckliches Brummen vernehmen.
     

    Sergeant Long vor dem Verlassen des Hauses. (S. 206.)
     
    »Zu Hilfe!« rief Jasper Hobson.
    Mac Nap und Raë eilten zu ihm hin; noch eine andere Person kam ihnen zuvor, das war Mrs. Paulina Barnett, welche ihre Kräfte mit denen des Lieutenants vereinigte, um die Thüre zu schließen. Das schreckliche Thier legte sich aber mit der ganzen Wucht seines Körpers dagegen, drückte sie langsam zurück und wäre offenbar in den Gang eingedrungen …
     

    Wie Mrs. Barnett einen ungebetenen Gast empfängt. (S. 208.)
     
    Da ergriff Mrs. Paulina Barnett eine der Pistolen, welche in Jasper Hobson’s Gürtel staken, wartete kaltblütig den Augenblick ab, bis sich der Kopf des Thieres zwischen Thür und Pfoste zeigte, und schoß demselben geschickt in den schon geöffneten Rachen.
    Der Bär fiel rückwärts nieder; die Thüre wurde schnell geschlossen und durch Barrikaden bestens verwahrt.
    Sofort wurde jetzt der Körper des Sergeanten nach dem Saale geschafft und dort nahe dem Ofen hingestreckt. Doch schon verloschen die letzten Kohlen! Wie sollte man nun den Bedauernswerthen zum Leben zurückrufen, von dem kein Anzeichen mehr vorhanden zu sein schien?
    »Ich, ich werde gehen, rief da der Schmied Raë, ich hole Holz, oder …
    – Ja, Raë, ließ sich da eine Stimme neben ihm vernehmen, wir gehen zusammen!«
    Die muthige Frau war es, welche also sprach.
    »Nein, meine Freunde, nein! fiel da Jasper Hobson ein, Ihr entgingt weder der Kälte, noch den Bären. Jetzt wollen wir Alles verbrennen, was hier brennen kann, und dann helfe uns Gott!«
    Sofort machten sich die armen halb Erfrorenen, mit der Axt in der Hand, alle an’s Werk, um Tische und Bänke, Zwischenwände und alles nur Mögliche zu demoliren, zu zerbrechen und in Stücke zu zerschlagen. Bald loderte denn auch in dem Stuben-und dem Küchenofen ein lustiges Feuer, welches durch eine Zugabe von Walroßfett noch lebhafter gemacht wurde. Die Temperatur des Raumes stieg dabei etwa um ein Dutzend Grade.
    Jetzt verwendete man auch jede Sorgfalt auf Long, der mit warmem Branntwein gerieben wurde, wodurch der Blutumlauf in ihm sich langsam wieder herstellte. Die weißlichen Frostflecken, welche sein Körper da und dort zeigte, verschwanden allmälig; der unglückliche Long hatte aber grausam gelitten, und so verliefen mehrere Stunden, ehe er wieder Worte finden konnte. Er wurde in ein warmes Bett gelegt, an dem Mrs. Paulina Barnett und Madge bis zum anderen Tage wachten.
    Inzwischen suchten Jasper Hobson, Mac Nap und Raë nach einem Mittel, sich aus der immer bedenklicheren Situation zu ziehen. Es lag auf der Hand, daß das neue aus dem Hause selbst gewonnene Brennmaterial höchstens in zwei Tagen zu Ende gehen würde. Was sollte dann, wenn die Kälte im Gleichen fortdauerte, aus Allen werden? Seit achtundvierzig Stunden war zwar Sturmwind, doch keine Witterungsänderung hatte sich damit vollzogen. Mit eisigem Hauche pfiff der Nordwind über das Land. Das Barometer stand immer auf »schön und trocken«, und aus diesem Erdboden, der ja nur ein ungeheures Eisfeld darstellte, konnten keine Wasserdünste

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