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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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nicht einmal hören, denn sie ahnte, was er sagen würde. Es stand allen Menschen ins Gesicht geschrieben und spiegelte sich auf dem vorsichtigen Lächeln von Laud, Ben und Cherubina wider, die neben ihm auf dem improvisierten Podest standen. Er würde die dort versammelten Menschen beruhigen und ihnen versichern, dass das Schlimmste überstanden sei, dass es Hoffnung gebe. Mark schwenkte das Teleskop, und nun sah Lily andere in der Menschenmenge. Sie erkannte Inspektor Greaves, ernst, aber froh. Sie sah Pete, dem Tränen der Erleichterung in den Augen standen. Sie sah Elespeth, die argwöhnisch wirkte, und Owain, der lauter jubelte als alle anderen. Sie sah Lady Astrea, den Kopf gesenkt, aber aufrecht stehend. Und sie sah Eintreiber, die sich unter die Zivilisten gemischt hatten, Obere der Gesellschaft direkt neben Schuldnern, allesamt Theos Worte bejubelnd. Morgen, davon war Lily überzeugt, würden die meisten von ihnen wieder ihr normales Leben aufnehmen, bereit, ihre Mitfeiernden in den Schmutz zu ziehen, um sich den besseren Handel zu sichern. Aber jetzt war die Revolution beendet, der Frieden wiederhergestellt. Und das klang in ihren Ohren nach einem Sieg.
    »Sehen Sie das, Graf Stelli?«, sagte Mark leise in Richtung des Himmels. »Sehen Sie sich Theo jetzt an – er macht am großen Marktplatz, am Agora-Tag, Vorhersagen über die Zukunft.« Er senkte den Blick. »Er ist eben doch Ihr Enkel.«
    Durch das, was sie gesehen hatte, in Hochstimmung versetzt, zog sich Lily vom Teleskop zurück. Sie hätte lachen und tanzen wollen, doch dafür und für vieles mehr würde noch Zeit sein, wenn sie den Platz erreicht hatten.
    »Also schön«, sagte sie, »wir haben genug Vorsicht walten lassen. Jetzt ist es Zeit für ein wenig Vergnügen!«
    Sie war schon halb durch die Falltür aus dem Observatorium, als sie erkannte, dass Mark ihr nicht folgte.
    »Ich glaube, wir sollten nicht dorthin gehen«, sagte er.
    Langsam stieg Lily die eisernen Stufen wieder hinauf. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, ihren Unglauben zu verbergen. »Wir sind gerade aus Naru entkommen«, sagte sie beinahe fassungslos. »Wir haben gerade erst verhindert, dass Agora und Giseth unter die Herrschaft von Snutworth fallen. Und was unsere Freunde angeht, glauben sie womöglich, dass wir tot sind. Meinst du nicht, sie würden uns gerne sehen?«
    Lily verstummte. Mark schüttelte bereits den Kopf, und Lily begriff, dass er weder traurig noch nervös war. Mehr als alles andere wirkte er nachdenklich.
    »Würden sie das? Genau jetzt?«, fragte er leise. »Schau einfach mal durch das Teleskop.«
    Verwirrt ging Lily wieder zurück an das große Messingteleskop und blickte hindurch. Alles war wie zuvor. Theo war offenkundig an einer besonders mitreißenden Stelle seiner Rede angelangt, denn alle um ihn herum jubelten. Sie sah Laud, der heftig Beifall klatschte, und ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus. Plötzlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als die Arme um ihn zu schließen und ihm zu beweisen, dass sie wieder da war und nicht wieder weggehen würde.
    Dann entdeckte sie Cherubina. Sie lächelte natürlich. Zugleich aber sah sie sich nervös um, als erwarte sie jeden Moment, dass etwas schiefging.
    »Schau sie dir an«, sagte Mark und trat näher an Lily heran. »Schau dir unsere Freunde an. Sie haben es geschafft – sie haben der Revolution zum Sieg verholfen. Wenn wir jetzt auftauchen, während die Menschen alle noch nach Anführern suchen, dann werden sie uns dazu machen.« Mark starrte aus dem Fenster. »Wir sind, wie du weißt, die großen Symbole dieser Revolution. Ohne dein Almosenhaus wäre all dies hier nie geschehen.«
    Lily lächelte, da sie allmählich verstand. »Ohne deine Rede vor dem Gefängnis hätte sich die Revolution zu einem Massaker entwickelt«, erwiderte sie.
    Mark nickte. »Genau. Der Waage-Bund wollte, dass wir die Hauptdarsteller sind, und ich weiß zwar nicht, wie es geschehen ist, aber es war auch so. Wir haben die Sache ans Laufen gebracht. Aber … ich will nicht herrschen.« Mark steckte die Hände in die Taschen seiner fadenscheinigen Jacke. »Ich glaube nicht, dass wir das gut können.«
    Lily begegnete seinem Blick. Er hatte natürlich recht. Sie wussten, wie man Unruhe stiftete, wie man Machthabende stürzte, und hatten neue Ideen. Sie wussten, wie man Chaos verbreitete. Aber Agora hatte seine Feuertaufe bestanden, und ab jetzt benötigte die Stadt jemand anderen.
    Lily ging zu der Glaswand des

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