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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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auf. Der eine oder andere sank mit bleichem Gesicht zu Boden. Der Dirigent hingegen zitterte lediglich ein wenig und hielt ihre Hand weiter fest.
    »Wächter!«, sagte er dann plötzlich. »Räumt diesen Gang. Die Richter brauchen unsere Hilfe.«
    Die Wächter machten sich rasch an die Arbeit. Als der Dirigent Lily aus dem Schutt gezogen hatte, stand Mark bereits wieder auf den Beinen. Lilys Knie zwickte beängstigend, Mark hatte eine hässliche Schnittwunde am Rücken, und ihre beiden Körper waren von Prellungen übersät, aber immerhin konnten sie sich bewegen.
    Sobald Lily wieder imstande war, alleine zu stehen, ging der Dirigent erneut auf Abstand zu ihr und wischte sich die Hand an seinem Gewand ab. Ihm schien ein wenig mulmig zu sein, doch er wirkte auch sonderbar stolz.
    »Danke«, sagte Lily, unsicher, was sie sonst sagen sollte. Sie spürte die stechenden Blicke der Naruvaner um sich herum und fragte sich, ob sie sich entschuldigen sollte. Aber was konnte sie sagen? Mark und sie hatten ihre Welt für immer verändert. Dass sie einen sehr guten Grund dafür gehabt hatten, würde für sie wohl kaum eine Rolle spielen.
    »Wie lauten nun eure Befehle, Richter?«, fragte der Dirigent würdevoll. Lily begegnete Marks Blick. Er sah genauso müde aus, wie sie selbst sich fühlte.
    »Ich denke …«, begann er. »Ich denke, wir müssen nach Hause. Ist der Rückweg zum Abstieg des Letzten geräumt?«
    Der Dirigent nickte stumm.
    Septima hingegen war nicht so ehrfürchtig. »Ihr könnt nicht einfach gehen!«, rief sie laut. »Ihr seid die Richter!«
    Die anderen Naruvaner stimmten ihr lautstark zu, doch Mark schüttelte den Kopf.
    »Ihr braucht uns nicht mehr«, erklärte er, seine Stimme über den Lärm erhebend. »Ihr braucht jetzt jemanden, der euch Proviant schicken oder euch dabei helfen kann, Kontakt mit den anderen Ländern aufzunehmen. Wenn wir nach Hause zurückgekehrt sind, werden wir versuchen, das zu organisieren. Hier unten können wir nichts mehr tun.«
    Diese Bemerkung schien die Verwirrung der Naruvaner nur noch zu verstärken. Tertius trat vor und schaute Mark und Lily direkt an.
    »Aber … wer wird uns sagen, was wir zu tun haben?«, fragte er zögernd.
    Lily und Mark blickten einander an. Einen kurzen Moment geriet Lily in Versuchung. Das war eine außergewöhnliche Gelegenheit. Jeder Naruvaner zählte auf sie. Sie könnten alles verändern, so wie sie es wollten. Sie könnten diesen Ort mit allem, was sie gelernt hatten, neu organisieren. Sie könnten ihn in ein Paradies verwandeln.
    Aber das war Snutworths Plan gewesen, nicht der ihre.
    »Das liegt an euch«, sagte Mark sanft. »Das hier ist nicht unser Land; es ist eures. Ihr müsst entscheiden, wie ihr leben wollt.«
    »Aber wenn ihr nach einem Orientierungspunkt sucht«, fügte Lily hinzu, »dann würde ich dafür nicht die Welt oben nehmen.« Sie schaute ringsum in die Gesichter der verwirrten Menschen und brachte zu ihrer eigenen Überraschung ein Lächeln zustande. »Es gibt hier unten Wunder in Hülle und Fülle.«
    Ohne ein weiteres Wort machten sich Mark und Lily daran, die Stufen hinaufzusteigen, die von der Höhle des Resonanzthrons wegführten. Bis zum Abstieg des Letzten lag noch ein weiter Weg vor ihnen.
    Als sie um die Ecke bogen, bemerkten sie, dass die Naruvaner damit begonnen hatten, ernsthaft miteinander zu diskutieren. Ihnen fiel auf, dass der Dirigent viele um sich scharte und dabei eine neu gewonnene Zielstrebigkeit ausstrahlte.
    Und ihnen fiel auf, dass Tertius Septimas Hand genommen hatte. Sie entzog sie ihm nicht.
    Weder während die Lore sie zurück zum Abstieg des Letzten brachte, noch während die Metallplattform sie langsam wieder hoch zur Oberfläche hob, sprachen sie ein Wort miteinander. Wenn sie erst einmal damit beginnen würden, das wusste Lily, dann gäbe es viel zu sagen. Und im Moment benötigten sie einzig und allein Ruhe.
    Deshalb stellten sie sich erst kurz bevor sie die Oberfläche erreicht hatten laut die Frage, ob Snutworths Behauptung, die Rebellen hätten die Macht übernommen, wohl stimmte. Würden sie nun gleich in einen Jungfrau-Bezirk hinaustreten, der so war, wie sie ihn verlassen hatten, voller verriegelter Türen, verängstigter Kaufleute und patrouillierender Eintreiberstreifen? Oder würde dort ein heftiger Kampf der Revolutionäre toben? Jedenfalls waren sie einigermaßen beklommen, als sie aus der Geheimkammer im Haus des Letzten heraustraten, durch die Korridore tapsten und die mit Eisen

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