Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
der ganzen Gegend angerannt kommen.«
»Ich weiß«, sagte er fröhlich, »aber ich wollte üben, wie man es hält. Es könnten Bären kommen. Ich kann es abfeuern, sobald wir in den Unbeanspruchten Landen sind. Ich habe von diesem Wilden in dem Haus Metallkugeln genommen– das ist es, was diese Waffe verschießt, weißt du, Metallkugeln– und ich…«
»Nein! Du kannst dieses Gewehr nicht abfeuern. Nicht einmal in den Unbeanspruchten Landen.«
»Klar kann ich das. Es ist nicht schwer. Schau, man öffnet diese kleine Kammer hier und…«
»Tom, das kannst du nicht.«
Er grinste mich an. »Machst du dir immer so viele Sorgen, Peter Forest? Verdammt, du bist empfindlich wie ein Mädchen. Aber nicht so hübsch. Hier, nimm noch etwas von Agnes’ Käse.«
Ich wollte nichts mehr von Agnes’ Käse. Tom richtete das Gewehr auf mich, spähte daran vorbei wie an einem fest gespannten Bogen und sagte: »Kwong!« Er lachte.
Ich legte den Kopf in die Hände.
Es ließen sich keine Bären blicken. Schatten lernte, Pfote zu geben. Tom rumorte bis zur Dämmerung in der Höhle herum, duckte sich immer wieder nach draußen, schlief kurz und rumorte noch mehr. Wann immer er wach war, redete er. Wann immer er schlief, machte ich mir Sorgen. Über Tom– war er zuverlässig? Über die Wilden– würden sie mich erwischen? Und über Maggie, die ich zurückgelassen hatte. Nicht dass sich Maggie nicht um sich selbst kümmern konnte und auch um Jee. Aber sie hatte mir alles gegeben, was sie hatte, und ich hatte sie mit nichts zurückgelassen. Schuld nagte an mir wie Ratten.
Daher war es beinahe eine Erleichterung, als die Nacht kam und Tom mich aus der Höhle führte. Unglücklicherweise hatte sich das Wetter geändert. Ein kalter Nieselregen fiel, und die Landschaft war so schwarz, dass ich weder Tom noch meine eigenen Füße sehen konnte. Aber er schien zu wissen, wohin er ging. Er nahm mich bei der Hand und führte mich fort von der Höhle.
»Tom, wir können so nicht reisen. Es ist zu dunkel.«
»Warte einfach«, sagte er und zerrte mich um den Hügel herum. »Bleib hier.«
Ich zitterte im Regen, während er in die Dunkelheit verschwand. Einige Augenblicke später sah ich ein Licht herbeihüpfen. Es war eine kleine Laterne, eine einzelne, dicke Kerze, die in ein Glasgehäuse eingeschlossen war, mit Luftlöchern an beiden Seiten. Tom sagte triumphierend: »Überraschung! Ich habe die Laterne heute Morgen von Agnes bekommen, als ich Brot und Käse geholt habe. Ich habe sie versteckt, um dich zu überraschen. Bist du nicht erfreut?«
Ich war besorgt. »Wenn die Soldaten ein Licht sehen…«
»Ach, Katzenpisse! In diesem Regen sehen sie gar nichts. Ich behaupte, sie sind sowieso alle drinnen und legen unsere Mädchen flach. Darauf wette ich sechs zu eins mit dir. Peter, du kannst vielleicht eine Überraschung ruinieren.«
»Es tut mir leid, Tom. Ich bin dankbar, ich denke nur…«
»Du denkst zu viel«, sagte er knapp.
»Ich will nur…«
»Ich behaupte, du hättest nicht daran gedacht, Agnes um eine Laterne zu bitten.«
Es schien das Beste zu sein, ihn zu besänftigen. »Nein, das hätte ich nicht.«
»Warum wollen die Wilden dich überhaupt?«
Es war das erste Mal, dass er mich das fragte. Ich hatte eine Antwort vorbereitet, die dazu dienen sollte, sowohl dem gerecht zu werden, was er in Almsburg gehört haben mochte, als auch, ihn in die Irre zu führen. »Sie glauben, dass ich mit dem Mann verwandt bin, der diesen Überfall auf Brunnfurt angeführt und drei von ihnen getötet hat. Sie wollen ihn durch mich finden.«
Er starrte mich an, die Augen wurden immer größer. Regen lief ihm unbeachtet aus dem Haar und übers Gesicht. »Jemand hat die Wilden überfallen?«
»Ja. In Brunnfurt.«
»Wo ist das?«
»Ich weiß nicht.« Ich hatte mir den Namen ausgedacht.
»Und die Angreifer haben die Wilden getötet und sind unbeschadet davongekommen?«
»So habe ich es gehört.«
»Verdammt, ich wünschte, ich wäre dort gewesen.«
Er schien den roten Faden unserer Unterhaltung verloren zu haben. Ich sagte: »Jemand hat den Wilden den Anführer der Bande beschrieben und behauptet, dass der Mann einen jungen Vetter mit nur einer Hand hat, daher haben sie gedacht, ich wäre es.«
»Aber du hast ihnen nichts über deinen Vetter verraten, richtig?«
»Er ist nicht mein Vetter«, sagte ich geduldig. »Er ist nicht mit mir verwandt.«
»Oh.« In seiner Stimme lag Enttäuschung. »Wie hast du deine Hand verloren?«
Auch
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